IHK sieht Mangel an Gewerbe- und Wohnflächen

IHK sieht Mangel an Gewerbe- und Wohnflächen

Hinzu kommt ein dringender Bedarf an Fachkräften.

Main-Kinzig / Bad Orb / Wächtersbach / Bad Soden-Salmünster (IHK/ak). Gemeinsam mit sieben Kommunalverwaltungen im Main-Kinzig-Kreis hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern wieder Unternehmen nach ihrer Bewertung des Wirtschaftsstandortes befragt. Dazu zählen Faktoren aus den Bereichen Infrastruktur und Marktnähe, Verkehr, Arbeitsmarkt, kommunale Wirtschaftsförderung und Verwaltung sowie weiche Standortfaktoren. Von der IHK gefragt wurde nach der Wichtigkeit von bestimmten Faktoren – in Schulnoten – und wie zufrieden die Unternehmen damit sind. 186 von 993 angeschriebenen Unternehmen mit Hauptsitz in Bad Orb, Bad Soden-Salmünster, Erlensee, Freigericht, Gründau, Schöneck und Wächtersbach nahmen an der Umfrage teil. Die Ergebnisse sind damit so valide, dass sie wichtige Hinweise auf Stärken und Schwächen im Main-Kinzig-Kreis liefern. Dieser erhielt von den Unternehmen die Gesamtnote 2,7 – dieselbe Note wie in der vergangenen Umfrage 2018.

Zentrale Probleme identifiziert

In dieser Umfrage ist deutlich der Arbeitskräftemangel zu spüren. Die Gewinnung und Bindung von Fachkräften sowie Auszubildenden zählen aktuell zu den größten Herausforderungen für die Wirtschaft im Kreis“, sagt Selina Lukas, stellvertretende Leiterin Standortentwicklung bei der IHK, zu den Umfrageergebnissen. „Verfügbarkeit von Berufseinsteigern und Auszubildenden“ (Bedeutung 2,8 / Zufriedenheit 3,8) und „Verfügbarkeit von Fachkräften“ (Bedeutung 2,4 / Zufriedenheit 3,7) sind die beiden zentralen Standortfaktoren für die Unternehmen, die allerdings mit den niedrigsten Zufriedenheitswerten dieser Umfrage auffallen. Auch in Gesprächen mit Unternehmen stellt die IHK regelmäßig fest, dass der Arbeitskräftemangel ein präsentes Thema ist.

Deutlich spürbare Veränderungen gibt es laut Umfrage auch beim Bedarf an „Gewerbeflächen und -immobilien“ sowie „Wohnraum“. Beide Faktoren sind seit 2018 deutlich um 0,4 Notenstufen wichtiger geworden, fallen aber mit niedrigeren Zufriedenheitswerten auf. Mehrere Freitextantworten von Unternehmen spiegeln diese Entwicklung wider: „Unter Berücksichtigung von Standortmarketing ist die zeitnahe Verfügbarkeit von Gewerbeflächen von maßgeblicher Bedeutung“ oder „Ohne Ausweis von Gewerbeflächen wird es ein Abschmelzen von Unternehmen geben“.

Stärker kritisiert wurde häufig die geringe Attraktivität der Innenstädte. Das ist ein handfestes Problem aller kleineren und mittelgroßen Kommunen: Ohne eine hohe Aufenthaltsqualität im Ortskern oder der Stadtmitte mangelt es an Identifikation mit der Gemeinde. Gesichtslose Häuseransammlungen locken keine Familien und neuen Mitarbeiter an – unwirtliche Öde finden diese Menschen auch andernorts.

Was sind die Trümpfe im Main-Kinzig-Kreis?

Punkten kann der Kreis als Wirtschaftsstandort besonders mit seiner Anbindung ans Fernstraßennetz. „Die Autobahnen sind die Schlagadern der Region. Das wird von den Unternehmen geschätzt“, weiß Lukas. Stark ist der Kreis auch bei Infrastruktur und Marktnähe: „Erreichbarkeit der Absatzmärkte und Kundennähe“, „Nahversorgung“ und dem „Mobilfunknetz“ geben die Unternehmen gute bis sehr gute Noten. Ebenfalls als gut bewertet wird die Lebensqualität und das Schulangebot.

Die Kommunalverwaltungen dürfen sich über die guten Bewertungen bei den Faktoren „Generelle Erreichbarkeit“, „Kundenorientierung“, „Qualität und Kompetenz“ sowie „Reaktionsgeschwindigkeit“ freuen. Ein Wermutstropfen bleibt: Die Unternehmen haben die Verwaltungsfaktoren in jeder Kommune sehr differenziert bewertet – nicht überall läuft alles rund.

Die sieben Kommunen im Überblick

Bad Orb: Innerhalb Bad Orbs gibt es eine deutliche Stimmungsaufhellung. Besonders gelobt werden die Faktoren Nahversorgung, Lebensqualität und das Mobilfunknetz. Auch die Verwaltung bekommt gute Zufriedenheitsnoten. Ausbaufähig sehen die Unternehmen die Attraktivität der Innenstadt, die Höhe der kommunalen Abgaben und Steuern sowie die Parkplatzsituation.

Bad Soden-Salmünster: Die Unternehmen messen besonders vielen Verwaltungsfaktoren hohe Bedeutungen zu. Einige davon haben gute Noten für die Zufriedenheit erhalten: die generelle Erreichbarkeit und das „offene Ohr für Wirtschaftsfragen“. Ausbaufähig bewerten die Unternehmen das Betreuungsangebot für Senioren und Pflegebedürftige und die Attraktivität der Innenstadt.

Erlensee: Mit dem Aus- und Umbau des Fliegerhorsts hat die Kommune in den vergangenen Jahren viele Gewerbeansiedlungen verzeichnet. Punkten kann die Kommune aber vor allem mit der Kinderbetreuung – sie erhält eine gute Bewertung der Unternehmen. Verbesserungsfähig ist aus ihrer Sicht wiederum die Höhe der kommunalen Abgaben und Steuern.

Freigericht: Die Unternehmen weisen besonders den Verwaltungsfaktoren eine hohe Bedeutung zu. Die Zufriedenheit dieser fällt durchschnittlich aus. Gut bewertet werden die Faktoren Nahversorgung, Erreichbarkeit der Absatzmärkte und Kundennähe sowie Lebensqualität.

Gründau: Die Unternehmen vergeben für ihre Standortkommune die Gesamtnote 2,4 – die beste im kommunalen Vergleich. Auch in Gründau wird die Kinderbetreuung gut bewertet. Ähnlich zufrieden sind die Betriebe mit dem Schul- und Einzelhandelsangebot – für beides gibt’s die Note 2,6. Weiterhin ausbaufähig bewerten die Unternehmen die Breitbandanbindung.

Schöneck: Die Unternehmen weisen den Standortfaktoren im Durchschnitt die niedrigste Bedeutung zu. Ein wichtiger und gut bewerteter Faktor ist die Breitbandanbindung, ebenso wie Lebensqualität und Kinderbetreuung. Auch die Verwaltung schneidet zufriedenstellend ab. So werden besonders die generelle Erreichbarkeit sowie die Qualität und Kompetenz der Verwaltung gelobt.

Wächtersbach: Unter den zehn Faktoren, die besonders gut in der Umfrage abschneiden, sind sechs aus dem Bereich kommunale Wirtschaftsförderung und Verwaltung. Die Unternehmen schätzen vor allem die Kundenorientierung und die generelle Erreichbarkeit. Die Breitbandanbindung und das Mobilfunknetz haben für die Unternehmen noch Luft nach oben.

Zum Hintergrund:

Die Standortfaktoren wurden nach ihrer Bedeutung und nach der Zufriedenheit des Unternehmens abgefragt. Zur Beurteilung wurden jeweils die Schulnoten 1 bis 6 verwendet, sodass zum Beispiel die Note 1 bei der Bedeutung eines Standortfaktors als „sehr hoch“ und bei der Zufriedenheit als „sehr gut“ zu interpretieren ist. Die Auswahl der Kommunen erfolgte auf der Basis, dass sie gemessen an der Zahl der ortsansässigen Unternehmen alle etwa gleich groß sind.

Zur Grafik: Diese zehn Faktoren für die Wirtschaft halten die Unternehmen für die wichtigsten (blaue Balken). Bei der Zufriedenheit mit diesen ist hier und da aber noch Luft nach oben, wie die grünen Balken zeigen. Nachweis: IHK

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