Panama platzt aus allen Nähten

Panama platzt aus allen Nähten

Vereinbarkeit von Beruf und Familie in Bad Orb? Betreuungsangebot der Grundschule „Panama“ leidet seit Jahren in (Platz-)Not

Bad Orb (va/red). Erstmalig seit dem Bestehen von Panama (Martinus Förderverein e.V.), also seit 22 Jahren, mussten die Eltern dieses Jahr erfahren, dass aufgrund der langen Warteliste (aktuell 62 Plätze) keine Chance auf einen Betreuungsplatz für das Schuljahr 2023/24 besteht. Das für viele Orber Kinder nun über zwei Jahrzehnte etablierte und gern wahrgenommene Betreuungsangebot nach Schulschluss (teilweise schon um 11.10 Uhr) mit aktuell über einhundert teilnehmenden Schulkindern hat seit Gründung im Mai 2000 kontinuierlich steigende Anmeldezahlen zu verzeichnen. Seit mindestens fünf Jahren bemühen sich Vorstand und Mitarbeiterinnen über Presse, Orts- sowie Kreispolitik, geeignete Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt zu bekommen. Von der aktuellen Situation sind unter anderem auch Eltern von systemrelevanten Berufsgruppen betroffen, die aufgrund der fehlenden Betreuungsmöglichkeiten ihrer Schulkinder teilweise nicht mehr in der Lage sind, ihren Beruf adäquat ausüben zu können.

Dies ist nicht nur für die betroffenen Eltern und deren Arbeitgeber eine missliche Lage, sondern vor allem leiden nun wieder die Kinder unter dieser Situation. Gerade die Altersgruppe der Bevölkerung (Kinder und Jugendliche), welche in der Corona-Krise die größte Last schulterte (ihr Lockdown dauerte mit am längsten), trifft es nun wieder: Die neu angemeldeten SchülerInnen haben nach der Schule dadurch NICHT die Möglichkeit, verschiedenste Spiel- und Begegnungsmöglichkeiten mit Kindern unterschiedlicher Altersgruppen zu erleben, davon zu profitieren und daran zu wachsen. Zwar bietet die Kinderinitiative (KI) begrenzt freie Kapazitäten an, allerdings würden dadurch auch nicht alle SchülerInnen untergebracht werden können.

Dies mobilisierte einige engagierte Väter und Mütter, eine immer größer werdende Gruppe betroffener und interessierter Eltern zu gründen, die im März diesen Jahres eine Initiative starteten und sich nun für die Belange ihrer Kinder sowie zukünftiger Schulkinder einsetzen will. Im kontinuierlichen Austausch mit dem pädagogischen Personal von „Panama“ erhoffen sich alle Beteiligten Erfolg für diese, auch gesellschaftspolitisch so wichtige Aufgabe.

Panama ist ein Ort, an dem sich die SchülerInnen nach der Schule begegnen und mit- sowie voneinander lernen und spielen können. Sie haben dort die Möglichkeit, sich ausgiebig, bei Regenwetter in der Turnhalle, meistens aber draußen sowohl auf den beiden Schulhöfen, als auch jetzt bald wieder auf dem schönen schuleigenen Sportplatz, zu bewegen. Neben Gemeinschaftsspielen wie Fußball, Fangspielen, Verstecken, Tischtennis, etc. gibt es kleine Tretfahrzeuge, Inliner, Wurf- und Fangspiele und vieles mehr. Im Basisraum wird gerne das liebevoll bestückte Brettspiele-, sowie Lego-, und Playmobil-Angebot wahrgenommen. Es wird, auch unter künstlerischer Anleitung getöpfert (auch großflächig), gemalt und viel gebastelt, vor allem mit Naturmaterial oder mit verschiedenen Dingen, welche kreativ wiederverwendet werden können. Neben der umsichtigen Hausaufgabenbetreuung, die auch immer durch Lehrkräfte unterstützt wird, finden regelmäßig kreative Ferienangebote und auch wertvolle Rückmeldungen an die Eltern statt.

All die Jahre konnte der Bedarf an Betreuungsplätzen von Eltern, die beide berufstätig sind, zum größten Teil gedeckt werden. Allerdings kann der immer größer werdende Bedarf an Betreuungsplätzen den Bedürfnissen der Kinder und der pädagogischen Mitarbeiterinnen mit den aktuell zur Verfügung stehenden eineinhalb Basis-Räumen nicht mehr gerecht werden. Und so kam es dazu, dass zum neuen Schuljahr bis jetzt nur die Warteliste mit SchülerInnen aus dem Schuljahr 2022/23 abgearbeitet werden konnte.

Aktuell werden die Hausaufgaben in den Klassenräumen erledigt. Für die Zeit außerhalb der Hausaufgaben stehen allerdings für aktuell 100 SchülerInnen nur eineinhalb Basisräume zur Verfügung. „Dies ist für eine adäquate pädagogische Nachmittagsbetreuung entschieden zu wenig“, so Veronika Acker im Namen der BetreuerInnen. Es fehlen weiterhin Spiel- und Begegnungsräume, die für eine pädagogisch wertvolle Nachmittagsbetreuung die Basis bilden sollten.

Denn nur mit ausreichend Platz können weitere Kinder von Ferienprojekten, Kreativprojekten und freiem Spielen profitieren. Auch haben die SchülerInnen aktuell keinen Platz/Raum, um sich in Ruhe zurückzuziehen und nach einem anstrengenden Schultag zu entspannen. Zudem besteht auch kein direkter barrierefreier Zugang zum Betreuungsraum. Dies verhindert einen unkomplizierten Ablauf, der den individuellen Bedürfnissen der zu betreuenden Kindern entsprechen müsste.

Bislang wurden verschiedene Lösungsmöglichkeiten durchdacht. Es gab Gespräche über den Verkauf des Martinskindergartens zur Nutzung durch das Betreuungsangebot. Dabei kam keine Einigung zustande. Von Seiten von Panama fanden bereits mehrere Gespräche mit Ortspolitikern statt und es besteht ein intensiver und guter Austausch mit der Schulleitung und den LehrerInnen. Der erste Entwurf für eine Übergangslösung mit Containern wurde im gewünschten Umfang abgelehnt. Bei diesem ersten Entwurf hätte sich die Stadt Bad Orb an den Leasinggebühren beteiligt. Demnach bedarf es weiterer Modifizierung der Übergangslösungsvorschläge.

Seitdem wird nun also dringend nach neuen Möglichkeiten gesucht. Allerdings steht die Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen auf Kreisebene noch in den Anfängen. Als Ziel strebt Panama die Schaffung neuer Räumlichkeiten im Bereich der Grundschule an. Dadurch bliebe es weiterhin bei den kurzen Wegen und einer schulnahen Unterbringung ohne großen Ortswechsel, was für alle Seiten einen großen Vorteil darstellt und in dieser Form bestehen bleiben soll.
Veronika Acker: „Nun ist es an der Zeit, dass wir Eltern den Kindern ein Gehör verschaffen, damit sie genug Platz zum Lernen und Entdecken in heterogenen Spielgruppen erhalten. Geplant ist eine Unterschriftenaktion, an der sich so viele Menschen wie möglich beteiligen sollen, um sich für die Kinder stark zu machen. Diese Listen sollen in Geschäften, Kindergärten, Vereinen und in der Schule zugänglich sein. Des Weiteren ist ein Gespräch mit dem Bürgermeister geplant, um weitere Entscheidungen auf Kreisebene voranzutreiben.

Wir brauchen dringend Platz für unsere Kinder zum Lernen, Entdecken und Entfalten und dafür setzen wir uns nun aktiv ein. Wer sich mit hilfreichen Ideen anschließen möchte, kann sich gerne bei Panama melden.

Warum sieht die Situation an anderen Schulen im Kreis besser aus? Weil die Eltern dort lauter sind? Not macht erfinderisch – wir lassen uns was einfallen,“ kündigt die Elterninitiative Panama an.

Zum Bild: Die Eltern machen mobil: „Platznot – wir packen es gemeinsam an!“

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