Biebergemünd: Mehr Energieeffizienz in der Abwasserreinigung

Biebergemünd: Mehr Energieeffizienz in der Abwasserreinigung

Biebergemünd (rf). Nachhaltigkeit und Klimaschutz – diese Themen haben auch für die Gemeinde Biebergemünd an Bedeutung gewonnen und werden zukünftig wichtige Leitlinien des kommunalen Handelns in allen Bereichen darstellen. So auch im Bereich der Abwasserreinigung. Bürgermeister Matthias Schmitt besuchte daher kürzlich die beiden Kläranlagen der Gemeinde Biebergemünd und informierte sich insbesondere über den Stand der Dinge hinsichtlich ihrer Energieeffizienz.

Die Umwelt als höchstes Gut

Eine sichere und effiziente Abwasserreinigung gelingt nur dann, wenn alle Anlagen und Reinigungsstufen genau aufeinander abgestimmt sind. Die aktuelle Herausforderung dabei ist: Bei gleichbleibend gutem Reinigungsergebnis soll deutlich Energie eingespart werden. Natürlich darf der Klimaschutz nicht zu Lasten des Gewässerschutzes gehen. Denn die ökologische Vielfalt der Fließgewässer, denen das gereinigte Wasser am Ende eines komplizierten Prozesses in den verschiedenen Reinigungsstufen wieder zugeführt wird, ist ebenfalls ein hohes Gut.

Hier kann auch mit nur kleinen Änderungen viel erreicht werden. „Wir haben uns der Herausforderung gestellt, Lösungen gesucht und gefunden! Unsere Kläranlagen in Lanzingen und Wirtheim werden bereits seit Jahren zu 100 Prozent mit zertifiziertem Ökostrom betrieben“, so Carsten Spellig vom Bau- und Liegenschaftsamt der Gemeinde. Hinzu kommt, dass die Energieeffizienz in der Abwasserreinigung durch die Verwendung neuester Technologien entscheidend erhöht wird. Dabei werden alle technischen Neuerungen erst nach sorgfältiger Prüfung gemeinsam mit ausgewählten Partnern umgesetzt – dazu zählen unter anderem auch externe Planungsbüros aus der Siedlungswasserwirtschaft sowie der Verfahrenstechnik. Klima- und Gewässerschutz spielen bei der Planung und Überwachung der technischen Prozesse eine gleichermaßen wesentliche Rolle.

Alle Maschinen und Aggregate wurden entsprechend überprüft und werden, wenn erforderlich, in mehreren Abschnitten ausgetauscht bzw. optimiert. Hierbei handelt es sich um einen fortlaufenden Prozess, der stetig den aktuellen Erfordernissen und Möglichkeiten angepasst wird. „Neben den Kosten und der Reinigungsleitung der Anlagen ist auch unser Umgang mit der benötigten Energie entscheidend – dies bedeutet, dass Energie besser verwertet und genutzt werden muss, um so den Verbrauch zu senken“, erläutert Jens Cunz, Geschäftsführer der Ingenieurgesellschaft Kemmerer mbH der Fachplaner für Elektro-, Mess- und Regeltechnik.

Ein Teil der Anlagengruppen zur Abwasserreinigung der Gemeinde stammt noch aus den frühen 90er Jahren, sie sollen nun fortlaufend modernisiert werden. In einem ersten großen Bauabschnitt wurde die veraltete Zulaufhebeanlage in Lanzingen grundlegend erneuert – während des laufenden Betriebs. Carsten Spellig dazu: „Die energetisch ineffiziente und störungsanfällige Hebeanlage wurde durch eine moderne, energieeffiziente und wartungsarme Anlage ersetzt. In einem zweiten Bauabschnitt stehen nun die grundlegende Erneuerung der Maschinentechnik und der Steuerungstechnik der biologischen Reinigungsstufe an. Als nächstes soll dann die Erneuerung des Sandfangs und der Rechenanlage durchgeführt werden.“

Warum nicht einfach die Faulung einer größeren Nachbar-Kläranlage mitbenutzen?

Auch an die energetisch sinnvolle Verwendung des Klärschlamms, die bei Kläranlagen dieser Größe bisher unwirtschaftlich ist, wird gedacht. „Wenn es für die Gemeinde (noch) nicht wirtschaftlich ist, mit einem eigenen Faulturm Strom aus dem Klärschlamm zu gewinnen, warum dann nicht einfach die Faulung einer größeren Nachbar-Kläranlage mitbenutzen?“ davon ist auch Steven Günther überzeugt. Als Abwassermeister ist er für viele Vorgänge in den Kläranlagen zuständig. So wird schon seit vielen Jahren der Klärschlamm der Biebergemünder Kläranlagen im Faulturm einer Nachbarkommune mitbehandelt und erhöht dort die Faulgasproduktion sowie die Strom- und Wärmeerzeugung des Klärgas-Blockheizkraftwerks.

Außerdem bietet es sich an, einen Teil des zur Abwasserreinigung benötigten Stroms für die benötigte Energie regenerativ und verbrauchernah durch eine PV-Freiflächenanlage vor Ort zu erzeugen, was insbesondere bei unserer Kläranlage in Lanzingen gut möglich wäre.“ Das Dach des dortigen Betriebsgebäudes ist bereits mit einer PV-Anlage belegt.

Das übergeordnete Ziel in allen Bereichen der Abwasserreinigung ist also, den Energieverbrauch bei gleichbleibend guter oder sogar verbesserter Reinigungsleistung weiter zu senken und somit CO² einzusparen. Dazu der Bürgermeister der Gemeinde, Matthias Schmitt: „Ohne spezialisiertes und motiviertes Personal in der Technik wird dies kaum zu erreichen sein. Man kann sich das vorstellen wie beim Autofahren: Wer ständig mit 200 km/h über die Autobahn fährt, muss sich nicht wundern, wenn der Tank oder die Akkus schnell leer sind. So ist es auch beim Betrieb unserer Kläranlagen. Nur durch das Wissen der zuständigen Fachleute, verbunden mit hoher Motivation, werden die Prozesse zur Abwasserreinigung effizient gesteuert.“ Der parteilose Bürgermeister, der erst seit wenigen Wochen im Amt ist, bewertet die Leistung der Menschen, die in diesen Bereichen tätig sind, mit großem Respekt: „Hier sind wichtige Weichen gestellt worden, was ich äußerst positiv sehe. Danke an alle, die dabei mithelfen, dass wir als Gemeinde diesen Weg weiter gehen!“

Share