Das Experiment „Weihnachtlicher Rudelgesang“ war gelungen.
Biebergemünd (BBGMD/mrk). Auf Weihnachtsmärkte kommen die Leute, um Glühwein zu trinken, Bratwurst zu essen und sich zu treffen. So auch in Biebergemünd Roßbach. Mittags ist der Festplatz vor der alten Schule in Roßbach bereits mit Familien und Kindern bevölkert. Zwischen Nachmittag und Abend füllt sich der Platz vollends mit vorwiegend jungen Leuten, die in dichten Gruppen um die Verkaufsstände ihr Wiedersehen feiern. Es gibt kein Durchkommen mehr.
„Hier auf dem Roßbacher Weihnachtsmarkt Weihnachtslieder singen? – das könnt ihr glatt vergessen“, sagt einer, der von der Absicht der Sänger des Roßbacher Adventskalenders gehört hatte. „Da hört euch doch kein Mensch zu, singt lieber zuhause und nicht auf dem lauten Rummelplatz“.
Nach den Erfahrungen aus dem Vorjahr hatten die Akteure der Kunst- und Kulturinitiative SpessART diesmal ihre Taktik für den Weihnachtsmarkt-Sonntag geändert: Nicht mehr vor dem Publikum des Weihnachtsmarktes wolle man singen, sondern zusammen mit ihm. Und siehe da: Gerade die jungen Mütter und Väter auf dem Platz erwiesen sich sofort als textsicher und motiviert, das Lied ihrer Jüngsten „In der Weihnachtsbäckerei“ anzustimmen und die Texte den Nachbarn weiterzureichen. Nach wenigen Augenblicken war der ganze Festplatz vom kollektiven Gesang erfaßt. Das Experiment „Weihnachtlicher Rudelgesang“ war gelungen.
Ganz anders der adventliche Zauber am Mittwoch zuvor. Am Adventskalender in der Roßbacher Brunnenstr. 6 setzte sich um 18 Uhr eine Gruppe mit Kindern und Erwachsenen in Richtung Rosengärtchen in Bewegung, wo schon St. Lucia mit einigen kleinen Lichtträgern auf sie wartete. Die heilige Lucia wurde von einem Kind mit einer Krone aus Lichtern dargestellt. Lucia-Lieder waren vom eindrucksvoll illuminierten Garten aus bis hinunter ins Biebertal zu hören. Die Initiatorin führte in die Geschichte der legendären Lucia ein und deren Bedeutung auch in der heutigen Zeit. Durch die Lichteratmosphäre, die Vorträge der Kinder und das gemeinsame Singen unter dem sternklaren Himmel war eine besondere Stimmung zu verspüren. St. Lucia wurde gebeten, im kommenden Jahr wiederzukommen.
Am 20. Dezember stellte der Wirtheimer Fotograf Volker Keller das letzte seiner vier Weihnachtsbilder mit Geschichten zum „Langen Weg von Frankfurt nach Biebergemünd“ der Öffentlichkeit vor.
Gitarrist Niko Maiberger nahm das Publikum mit in die „Stille, Nacht, heilige Nacht…“, so wie er es seit geraumer Zeit immer wieder entlang des Liederpfads tut. Die Keller-Bilder sind weiter bis zum Dreikönigstag an der Kunsthalle Brunnenstraße 6 zu sehen.
So verzaubert der Roßbacher Adventskalender an der Roßbacher Kunsthalle nun schon im zweiten Jahr mit diversen Miniaturen die Vorweihnachtszeit – mittlerweile Treffpunkt der Sänger und Wanderer und Station für Theater und Kleinkunst. Verlautbarungen der Kunst- und Kulturinitiative SpessART zufolge sollen die Veranstaltungen 2024 in Biebergemünd fortgesetzt werden. Reinhard Kildau bestätigte, dass nach der Musik künftig die Kunst und die Literatur die Planungen bestimmen sollen.
