„Eine zu aufgeräumte Altstadt würde ihren Charme verlieren“

„Eine zu aufgeräumte Altstadt würde ihren Charme verlieren“

Siebte Kunstroute des Altstadtfödervereins Wächtersbach endete mit einer Finissage im Kunstraum am Untertor 11.

Wächtersbach (AFV/fs). Mit Schmetterlingen aus Draht und Stoff, Liedern von Klaus Hoffmann und einer Erzählung Jack Londons klang am Sonntag, 1. September, die siebte Kunstroute des Altstadtfödervereins Wächtersbach aus. Bei der Finissage im Kunstraum am Untertor 11 ehrte Vorsitzende Enesa Aumüller die teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler, die jeweils einen vom weiteren Vorsitzenden Ingo Bender angefertigten Schmetterling erhielten. Herbert Freund aus Bad Soden-Salmünster (Gitarre und Gesang), der von Frank Schäfer (Cajon) begleitet wurde, hatte einige Balladen  des Liedermachers Klaus Hoffmann ausgewählt. Außerdem las die Autorin und Germanistin Astrid Hohlbein (Ortenberg) aus Jack Londons Buch „Ruf der Wildnis“.

Altstadtförderverein_Ausstellung. Fotos: Frank Schäfer

„Die Schaufenster der Altstadtgeschäfte waren zwei Wochen lang prall gefüllt mit vielen phantastischen Kunstwerken aus allen Kunstrichtungen“, sagte Enesa Aumüller. Die Modenschau von „Taumelbuntes“ sei ein Publikumsmagnet gewesen, und das Altstadtfest eine rundum gelungene Veranstaltung.  Warum die Kunstroute?, fragte Aumüller. Die Antwort: „Weil wir den Wächtersbacher Bürgern und Besuchern unsere Altstadt näherbringen wollen, indem wir sie einladen, während der zweiwöchigen Kunstroute die ausgestellten Kunstwerke in den Schaufenstern zu bewundern und dabei die Altstadt und die Altstadtgeschäfte ganz bewusst zu erkunden. Während unserer Vernissage bekommen sie auch noch die Möglichkeit, die autofreie Altstadt ganz ungestört zu erleben und auf sich wirken zu lassen.“ Die Vorsitzende kündigte an, dass der Schmetterlingshimmel, den Schülerinnen und Schüler der Friedrich-August-Genth-Schule  gestaltet haben, als Wanderausstellung in öffentlichen Räumen bleiben werde.

Zur Schließung der Laden-WG im Untertor merkte die Vorsitzende an, dass es bereits eine neue Mieterin gebe: Daniela Ries aus Wächtersbach werde dort demnächst ihr kreatives Chaos aus Ton ausbreiten und auch Töpferkurse geben. Aumüller trat dem Begriff des „Altstadtsterbens“ entgegen. „Die Wächtersbacher Altstadt stirbt nicht aus, sie putzt sich heraus.“ Man könne die historischen Stadtkerne nur lebendig halten, wenn man Nutzungsänderungen zulasse. Ähnlich wie bei Altstadthäusern, wo alte Bausubstanz erhalten, erweitert und angebaut wurde, sollten auch bei der Gestaltung und Nutzung der Außenflächen vorhandene Elemente bestmöglich eingebunden und ergänzt werden. Es sei das Stückeln und Ergänzen, das die Entwicklungsgeschichte erzähle.

„Eine zu aufgeräumte Altstadt würde ihren Charme verlieren“, ergänzte Aumüller.Die Altstadthäuser seien Individuen, keines gleiche dem anderen. Sie erzählten ihre eigenen Geschichten, je nachdem was dort hergestellt oder womit dort gehandelt wurde. Um diese Individualität und Einzigartigkeit zu unterstreichen, sei es wichtig, die Stadtgeschichte erlebbar zu machen und in irgendeiner Form zu präsentieren. Die vielen Baustellen um das Schloss herum, aber auch in der Altstadt, hätten in den letzten Monaten und Jahren zu Verkehrsbehinderungen und auch zu Lärmbelästigung geführt. Bald werde aber auch das letzte Baugerüst verschwunden sein, und dann gelte es, ein einfühlsames Konzept für die Gestaltung und Nutzung der Außenflächen in der Altstadt, aber auch für die Außendarstellung der Wächtersbacher Altstadt zu finden.

Es folgte die Künstlerehrung für: Thomas Wallich, Hannelore Sladeck, Diana Jäger, Renate Hessler, Sylvia Dieter, Ilse Natrop, Karin Ute Heutger, Olessia Karhapolov, Sonia Garcia Burgos, Birgit Fuchs-Dohn, Anette Pfahls, Alfred Poselt,  Hartmut Barth-Engelbarth, Eleonora Schubert, Elfi Kessler, Regina Weber, Franz Aumüller, Ingo Bender, Gabriele Zoth, Kerstin Westerbeck, Daniela Ries, Rosemarie Stark, Robin Wilhelm, Drinka Guhlke, Ingrid Meiler, Tanja Kircher, Bernd Günther, Svenja Peichel und Liana Distel.

Abschließend las Astrid Hohlbein aus Jack Londons „Ruf der Wildnis“. Dieser Autor, sagte sie, habe sehr viel mit Natur zu tun gehabt, das passe ja zum Motto der diesjährigen Kunstroute, „Natur und Umwelt“. Mit 23 Jahren, als in Yukon der Goldrausch anfing, sei Jack London unter die Goldsucher gegangen.  1906 erschien dann, von diesen Erfahrungen geprägt,  das Buch „Ruf der Wildnis“. Das schildere die Erfahrungen des Schlittenhundes Buck.

Bild oben: Enesa Aumüller ehrte Birgit Fuchs-Dohn. Foto: Altstadtförderverein/Schäfer

Foto: Altstadtförderverein/Schäfer

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