Massive Kürzungen: Caritas warnt vor Auswirkungen

Massive Kürzungen: Caritas warnt vor Auswirkungen

Mittelkürzungen würden zu Einschränkungen bei der Bereitstellung von Hilfsangeboten führen„.

Fulda, Berlin (cif/cs). Ein kürzlich erfolgter Beschluss des Bundeskabinetts im Rahmen seiner Haushaltsplanungen für das Jahr 2024 sieht massive Mittelkürzungen von rund 25 Prozent im Bereich der gesamten sozialen Arbeit vor und würde die Wohlfahrtspflege in Deutschland und ihre Klientel entsprechend massiv treffen. „Wir sind ziemlich irritiert angesichts dieser Entscheidungen in Berlin“, resümiert der Fuldaer Diözesan-Caritasdirektor Dr. Markus Juch. „Die Caritas im Bistum Fulda hat im unmittelbaren Kontakt mit den Betroffenen wahrnehmen können, welche Bedeutung Beratung, Unterstützung und Begleitung von Menschen in prekären Lebenssituationen und mit Hilfebedarf innehat. Dies gilt insbesondere in solchen Krisenzeiten wie zuletzt mit der Corona-Pandemie, dem Klimawandel sowie dem Ukraine-Krieg und den damit einhergehenden Auswirkungen wie der hohen Inflation und den exorbitanten Energiepreisen. Wir halten es für ein falsches Signal an die Gesellschaft, wenn dann diese Dienste wegen mangelnder Finanzierung eingeschränkt oder gar eingestellt werden müssen. Dies hieße, aus Gründen der Haushaltskonsolidierung einen Teil der Gesellschaft einfach abzuhängen.“

Regierung plant im Haushalt 2024 massive Kürzungen im Sozialbereich – Caritas warnt vor den Auswirkungen dieser Maßnahmen

Denn auch die Sozialarbeit der Caritas im Bistum Fulda wäre an allen Standorten von solch massiven Einschnitten in Mitleidenschaft gezogen. Die besonders stark von den geplanten Kürzungen betroffenen Dienste „Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer“ (MBE) und „Jugendmigrationsdienst“ (JMD) beispielsweise – ohnehin unterfinanziert und nur durch Eigenmittel der Caritas überhaupt in der jetzigen Form existenzfähig – werden ebenfalls im osthessischen Bistum an mehreren Orten von der Caritas angeboten und sind stark ausgelastet. Kein Wunder: Im Jahr 2022 sind rund 2,5 Millionen Menschen nach Deutschland eingewandert, so viele wie noch nie zuvor. Die Beratungsangebote sowie die speziellen Programme „Respekt-Coaches“ zur Extremismusprävention an Schulen und „Bildungsberatung/Garantiefonds Hochschule“ des Jugendmigrationsdienstes sind nach Ansicht der Caritas wichtige Säulen der Integration ausländischer Neubürger.

Unterstützungsbedürftige wären auch unmittelbar von Einbußen betroffen

Gleichzeitig wurden die Dienste MBE und JMD in ihrer Zuständigkeit auf zusätzliche Zielgruppen ausgerichtet. Zuständig sind sie jetzt auch für ukrainische Kriegsflüchtlinge sowie für die Ankömmlinge im Zuge der politisch erwünschten Fachkräftezuwanderung. „Eine spezielle Fachberatung für Migranten ist notwendig und sinnvoll. Menschen, die nach Deutschland kommen, treffen zunächst auf soziales, kulturelles und bürokratisches Neuland“, erläutert Susanne Saradj, Regionalcaritas-Geschäftsführerin in Fulda und im thüringischen Geisa. „Dabei spielt es keine Rolle, aus welchem Land sie zu uns gekommen sind. Unsere Migrationsberatung unterstützt und hilft, im deutschen Alltag und in der Gesellschaft überhaupt erst einmal anzukommen und Fuß zu fassen!“

Aber auch die anderen Dienste und Angebote im Bereich der sozialen Begleitung und der Daseinsvorsorge wie beispielsweise die Schuldnerberatung, die Suchthilfe oder die Wohnungslosenhilfe entfalten ihre positive Wirkung gerade durch ihre Verlässlichkeit: Wer darauf angewiesen ist, konnte bisher immer darauf bauen, eine offene Tür zu finden – und Menschen, die sich seines Hilfegesuches annahmen. „Gerade eben in Krisenzeiten macht diese Verlässlichkeit der Hilfe ihren Wert aus“, unterstreicht Caritasdirektor Juch. „Dies gilt für die Betroffenen, aber eben auch für die Gesellschaft insgesamt, die sich gleichfalls jederzeit darauf verlassen konnte, dass für die Schwächeren immer irgendwie mitgesorgt ist!“

Die Caritas im Bistum Fulda sieht daher mit Sorge, dass – ähnlich wie es die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege und der Deutsche Caritasverband bereits formuliert haben – die Umsetzung der geplanten Mittelkürzungen zu Löchern im sozialen Netz führen könnte, wenn im Zuge der Auswirkungen Dienste reduziert und womöglich Standorte der Hilfe geschlossen werden müssten. „Die Bereithaltung eines sozialen Netzes für die Schwächeren in der Gesellschaft ist ganz klar eine Gemeinschaftsaufgabe“, betont Juch abschließend. „Der Staat hat dabei bisher durch die Bereitstellung der nötigen Finanzmittel dazu beigetragen, dass die Wohlfahrtsverbände wie die Caritas erforderliche Hilfsangebote stets passgenau auf die regionalen Bedarfe abgestimmt vorhalten konnten. Radikale Einschnitte in diese Finanzierung der sozialen Hilfen könnten jedoch dieses in bewährter Weise geknüpfte soziale Netz zerstören. Die daraus resultierenden Folgen einer sodann unzureichenden Sozialbegleitung wären aber für die Betroffenen wie auch für die gesamte Gesellschaft unabsehbar.“

Zum Bild: Beratung und Begleitung von Migranten würde unter den Sparbeschlüssen besonders leiden, ist aber ein wichtiger Beitrag zu Integration und Inklusion. Der mögliche soziale und wirtschaftliche Schaden für die Gesellschaft bei Wegfall entsprechender Angebote findet in der aktuellen Einsparrechnung wenig Berücksichtigung… Foto: Caritas FD / Shutterstock

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