Wanderung auf gegenwärtigen und historischen Spuren

Wanderung auf gegenwärtigen und historischen Spuren

Spessartbund Frankfurt per Pedes unterwegs rund um Steinau.

Frankfurt / Steinau (SB/pv). Einen erlebnisreichen wie entspannten Wandertag erlebten rund 20 Mitglieder und Gäste der „Hochspessartfreunde Rothenbuch 1897 e.V. Frankfurt am Main“, eine traditionsreiche Ortsgruppe des Spessartbundes, am Wochenende bei und in Steinau. Sie waren mit dem Zug angereist. Die Wanderung startete deshalb am Bahnhof in Steinau und führte zunächst durch das Industriegebiet, vorbei an der Marborner Warte zum nicht sichtbaren Stausee, denn die schon über ein Jahr andauernden Wartungsarbeiten an der Staumauer hatten es notwendig gemacht, dass das Wasser abgelassen werden musste. Gedanken an die dadurch gestressten Feuchtgebiete am Ufer gingen den Wanderinnen und Wanderern durch den Kopf. Beeindruckend wurde jedoch empfunden, wie schnell und vielseitig sich die Landflora den Seeboden zurückerobert und in ein grünen, blühenden Teppich verwandelt hatte. Im Kinzigtal blies an diesem Tag ein heftiger Wind durch die Haare und am westlichen Himmel zogen erste dunkelgraue Wolkenberge auf.

Am anderen Stauseeufer rauschte der Sommerwind durch die Blätter der ersten Spessartbäume und der Weg schlängelte sich den Berg hinauf durch die vom heißen Sommer gezeichneten, verblassten Wiesen und Wegränder Richtung Seidenroth. Im Wald wurde eine erste Rast eingelegt und die im Rucksack mitgeführten Speisen und Getränke sorgten für neue Energie für die insgesamt knapp 15 Kilometer lange Wegstrecke. Peter Völker aus Gründau, Mitarbeiter des Spessartbundes für die Medien- und Öffentlichkeitsarbeit und selbst Mitglied in der Frankfurter Ortsgruppe, vermittelte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen kurzen Überblick über die Geschichte Steinaus, das am Nachmittag das Ziel der Wanderung darstellte. Dabei ging er auf die für die Stadt so bedeutende Alte Leipziger Straße, der sich ein Museum im Hof des Grimm-Anwesens widmet, die Töpferkunst, das Schloss Steinau und das Brüder-Grimm-Museum ein.

Die Wanderung führte dann weiter durch das sonntäglich menschenleere Dörfchen Seidenroth hinauf zur Seidenröther Warte, wo sich ein herrlicher Blick über die nördlichste Spessartlandschaft mit Wiesen und erntereifen Feldern in das Kinzigtal und den angrenzenden Vogelsberg auftat, wie ihn der Bellinger Künstler Hans Melchior Schmidt in seinem Gemälde „Bellinger Warte“ so trefflich impressionistisch ausgedrückt hat. Da die Regenwolken vom Vormittag das Steinauer Gebiet erreicht hatten, wurde der Besuch der Bellinger Warte nicht mehr angegangen, sondern der Weg hinab nach Steinau angetreten.

Dort begegnete den Wanderinnen und Wanderern noch einmal der Stausee im Hof des Brüder-Grimm-Hauses wo ein Stück der alten sandsteingepflasterten Leipziger Straße mit tiefen Spurrillen, das bei einem Ablassen des Wassers am Ufer freigespült und in die Altstadt Steinaus verbracht wurde, um die Beschwerlichkeit des Reisens über das Teilstück der Via Regia deutlich zu machen, wie sie Goethes Ehefrau Christiane Vulpius auf einer Reise von Weimar nach Frankfurt auf der Höhe Rothenbergens in einem Brief an ihren Gatten dramatisch beschreiben hat: „…Heute früh in Rothenbergen kam der erste Schröcken auf der ganzen Reise; in Rothenbergen, wo man nicht ausweichen kann, da kamen Fuhrleute, und es fiel ein Pferd und der ganze Kram wäre bald auf unsere Kutsche gefallen…“

Einen harmonischen Abschluss erlebte die Wandergesellschaft bei Kaffee und Kuchen im Steinauer „Rosengarten“ bevor nach einem erneuten Fußweg zum Bahnhof die Rückreise in Goethes Geburtsstadt, Frankfurt am Main, angetreten wurde. Die Hochspessartfreunde Rothenbuch 1897 e.V. Frankfurt am Main feierten im letzten Jahr ihr 125fähriges Jubiläum. Der Frankfurter Verein wurde vor dem Hintergrund der Natur-Euphorie jener Zeit in Rothenbuch im Spessart gegründet. Diese Geschichte erklärt die ungewöhnliche Namensgebung und aus diesem neuen Frankfurter Wanderkeim entwickelte sich letztendlich der gesamte Spessartbund, erläutert Brigitte Franke, die heutige Vorsitzende und zusammen mit ihrem Ehemann Richard Wanderführerin für den Steinauer Tag.

Zum Bild: Wandergruppe der Hochspessartfreunde aus Frankfurt.

Share