In Hasselroth tut sich was – neue Infotafel

In Hasselroth tut sich was – neue Infotafel

Niedermittlau / Main-Kinzig (GNA/sh). Feuchtgebiete sind von großer ökologischer Bedeutung, wichtig für den Klimaschutz und unverzichtbar im Kampf gegen Hochwasser. Trotzdem sind sie extrem gefährdet, werden durch Düngung und Übernutzung beeinträchtigt und leiden zunehmend selbst unter dem Klimawandel. Die GNA erhofft sich durch die Revitalisierung von Feuchtgebieten weitreichende positive Effekte für die biologische Vielfalt. Genauso wichtig sind der Naturschutzorganisation der Schutz und die Erneuerung des Grundwassers.

Die Feuchtwiesen von Niedermittlau sind noch immer kein Naturschutzgebiet, zählen aber zu den letzten hochwertigen Feuchtgebieten im Main-Kinzig-Kreis. Sie liegen mitten im Landschaftsschutzgebiet Auenverbund Kinzig, das vor über 30 Jahren unter Schutz gestellt wurde.

Die durch Grünland geprägte Landschaft entlang der Kinzig ist ein zentraler Lebensraum und letzter Rückzugsort für vom Aussterben bedrohte Wiesenvögel wie Kiebitz, Bekassine und Wachtelkönig, stark gefährdete Amphibien wie Laubfrosch und Gelbbauchunke, in ihrem Bestand gefährdete Vogelarten wie Wasserralle und Kuckuck, aber auch für den Biber, der sich zwar stetig ausbreitet, für den die verfügbaren Biotope räumlich aber fast überall stark eingeschränkt sind.

Standweiden und Gülleeintrag sind ein absolutes No-Go in den Feuchtwiesen

Überschwemmungen prägen gerade im Frühjahr die Auen im Kinzigtal, das sich nur so zu einer artenreichen Landschaft entwickeln konnte. Landwirtschaftlich wird das etwa 22 ha große Feuchtgebiet schon seit langer Zeit als Grünland und neuerdings auch als temporäre Rinderweide genutzt. Außerdem findet hier Jagd statt. Extensivierungsmaßnahmen sind dringend nötig, um die Natur und das Grundwasser zu schützen. Standweiden und Gülleeintrag sind dabei ein absolutes No-Go.

Gesellschaft für Naturschutz und Auenentwicklung (GNA) berichtet über Projekt im Feuchtgebiet Herrenbruch

Die von der GNA in Kooperation mit der Gemeinde Hasselroth initiierte und geplante Umgestaltung in ein ökologisch wertvolles Feuchtbiotop erfolgte während einer etwa sechsmonatigen Bauphase, unterbrochen von starken Hochwasserereignissen im Frühjahr 2022. Die Renaturierung startete in einem Abstand von 20 Metern zur Kreisstraße K 903. Damit dieser Abschnitt besser von Amphibien durchwandert werden kann, musste viel Gehölz und noch mehr Müll entfernt werden.

Das neue Feuchtbiotop mit seinen flach ausgezogenen Ufern ist 550 Meter lang, zwischen acht und zwölf Metern breit und bietet nicht nur wiesenbrütenden Vogelarten wie Kiebitz und Bekassine Rastflächen Nahrung, sondern auch viele Rückzugsmöglichkeiten für Rehwild, Kleinsäuger und Co.

Eine etwa vier Meter breite Furt aus Wasserbausteinen ermöglicht Weidevieh, das seit 2020 zur Landschaftspflege eingesetzt wird, landwirtschaftlichen Maschinen und auch der Jägerschaft einen Übergang auf die jeweils andere Seite des Feuchtbiotops. Dies wird dann umso wichtiger, wenn ggfs. weitere geplante Optimierungsmaßnahmen wie beispielsweise ein geschützes Kiebitzrefugium realisiert und die extensive Beweidung ausgeweitet werden.

Gesellschaft für Naturschutz und Auenentwicklung (GNA) berichtet über Projekt im Feuchtgebiet Herrenbruch
Schautafel an Kreisstraße K 903

Dass das ein langer Weg sein kann, davon weiss die Vorsitzende der GNA, Susanne Hufmann zu berichten. „Natürlich hängt die Umsetzung generell nicht nur von der Zustimmung kommunaler Gremien, örtlichen Landwirten und Jägern, Naturschutz- und Wasserbehörden und neuerdings auch vom Bauamt des Main-Kinzig-Kreises ab, sondern vor allem von der Finanzierung. Zum Glück werden derzeit noch investive Maßnahmen wie unsere durch das Land Hessen gefördert und im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK) durch die Bundesrepublik Deutschland mitfinanziert. Bewilligungsstelle ist das Regierungspräsidium Darmstadt.“

Seit vergangener Woche informiert eine Schautafel an der Kreisstraße 903 Spaziergänger und Radfahrer*innen über die Feuchtwiesen und ihre Artausstattung, über sämtliche Maßnahmen seit 2004 und gibt einen Ausblick auf Zukünftiges. Die Tafel entstand in enger Zusammenarbeit mit der Gemeinde Hasselroth.

Seit beinahe 20 Jahren setzt sich die GNA für die Natur und die Biologische Vielfalt im Kinzigtal ein. Zur Unterstützung ihrer wichtigen Projekte bittet die Naturschutzorganisation um Spenden auf das Konto IBAN: DE 75 5066 3699 0001 0708 00 bei der Raiffeisenbank Rodenbach. Da die GNA gemeinnützig ist, können Spendenbescheinigungen ausgestellt werden. Übrigens: Auch Patenschaften helfen, die Artenvielfalt in der Aue zu bewahren. Mehr Infos unter www.gna-aue.de.

Fotos: GNA / Susanne Hufmann

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