„Vorausschauende Stadtentwicklung macht man nicht mit dem Rechenschieber“

„Vorausschauende Stadtentwicklung macht man nicht mit dem Rechenschieber“

Gelnhausen (SPD/st). „Über die erfolgreiche Entwicklung der einst leerstehenden Housing Area hin zum Colemanpark können wir aus Sicht der Stadtentwicklung froh sein, denn die damaligen Entscheidungen wurden mit großer Entschlossenheit, Mut und Weitsicht getroffen, obwohl die finanziellen Rahmenbedingungen für die Stadt Gelnhausen alles andere als einfach waren. Hier ist in Rekordzeit ein neues Stadtquartier entstanden, das Wohnen und Nahversorgung miteinander verbindet“: Mit diesen Worten melden sich SPD-Fraktionsvorsitzender Ewald Desch und die Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Susanne Turlach zur Initiierung eines Akteneinsichtsausschusses rund um den Ankauf- und Weiterverkauf der früheren Housing Area zu Wort. Die SPD erinnert daran, dass finanzielle Erwägungen seinerzeit überhaupt nicht Motivation für das wichtige Projekt gewesen seien, sondern die Entwicklung des Quartiers und ihr Impuls für die gesamte Stadt im Vordergrund gestanden haben. Die Nachzahlung an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) in Höhe von 1,6 Mio. Euro sei zwar zu bedauern, jedoch in Anbetracht des Ergebnisses und der Tatsache, dass diese Zahlung immer noch aus dem Weiterverkaufserlös bestritten worden sei, auch ‚kein Beinbruch‘.

„Finanzielle Aspekte oder gar eine Gewinnmaximierung waren nicht die Motivation dafür, dass die Stadt Gelnhausen vor über zehn Jahren über die Stadtentwicklungsgesellschaft (SEG) die „Housing Area“ erworben hat. Vielmehr ging es darum, nach dem Abzug der US-Soldaten Herrin des Verfahrens zu werden und eine vernünftige Stadtentwicklung an zentraler Stelle im Stadtgebiet einzuleiten“, erinnert Ewald Desch an die Ausgangssituation und auch an die nicht ganz einfachen Rahmenbedingungen unter dem Einfluss der damaligen Wirtschafts- und Finanzkrise.

Nach dem Abzug der Amerikaner standen im Bereich der „Housing Area“ insgesamt 322 Wohneinheiten und weitere Nebengebäude in zentraler Lage leer. „Die Stadt Gelnhausen stand somit im Jahr 2008 vor einer Mammutaufgabe in der Stadtentwicklung, die sie erfolgreich gelöst hat“, so Ewald Desch weiter. Und das sei keine Selbstverständlichkeit, da insbesondere das Agieren der BImA von rein wirtschaftlichem Interesse geprägt gewesen sei. „Die BImA war ausschließlich darauf aus, einen möglichst hohen Verkaufspreis zu erzielen. An wen die „Housing Area“ letztendlich verkauft werden sollte, war der BImA egal. Städtebauliche Ziele spielten für die BImA eine untergeordnete Rolle“, erinnert sich Ewald Desch. Der Fraktionsvorsitzende erinnert auch noch einmal an die ursprünglichen Kaufpreiserwartungen der BImA in Höhe von rund sieben Millionen Euro. Das Angebot der Stadt lag bei ursprünglich 2,8 Millionen Euro. „Hier ist es den damaligen Verantwortlichen gelungen, in vielen Verhandlungsrunden eine Einigung zu erzielen und der Verkaufspreis wurde final auf 3,5 Millionen Euro festgesetzt. Aufgenommen werden musste allerdings eine Nachzahlungsverpflichtung zugunsten der BImA für den Fall, dass sich die Stadt Gelnhausen bei einem Weiterverkauf und der entsprechenden erfolgreichen Vermarktung finanziell besserstellt“, führt Desch weiter aus. Dies sei damals zwar nicht auf ungeteilte „Gegenliebe“ der Stadt gestoßen, musste aber, um in der Sache insgesamt weiter zu kommen, akzeptiert werden.

Im Anschluss an die zähen Verkaufsverhandlungen und die finale Einigung mit der BImA sei es dann Schlag auf Schlag gegangen. „In der Rekordzeit von gerade mal einem Jahr nach dem Ankauf beschloss die Stadtverordnetenversammlung den Weiterverkauf an die Albrecht Krebs Bauträger KG aus Hanau“, so Desch. Parallel wurden die baurechtlichen Voraussetzungen geschaffen. „In Folge entstand ein neues Stadtquartier mit einer gemischten Nutzung aus Handel, Dienstleistung und Wohnen. Ein Stadtquartier, in dem heute alle Generationen leben – von der jungen Familie bis hin zu Seniorinnen und Senioren im betreuten Wohnen und in dem alle Geschäfte für Güter des täglichen Bedarfs fußläufig zu erreichen sind“, hebt Susanne Turlach,  Vorsitzende der SPD Gelnhausen, hervor. Sie erinnert daran, dass die Entwicklung der leerstehenden Housing Area hin zum Colemanpark die Initialzündung für weitere städtebauliche Verbesserungen und Entwicklungen gewesen sei. Zu nennen sei hier das Areal des ehemaligen Autohauses König in der Freigerichter Straße, das Gebäude 1805 an der Ecke Freigerichter Straße/Frankfurter Straße oder das direkt daneben gelegene, erst im vergangenen Jahr entstandene neue Gebäude an der Frankfurter Straße. Auch das Areal gegenüber dem Hallenbad-Parkplatz an der Freigerichter Straße oder die Erweiterung des Baumarktes am Galgenfeld seien hier zu nennen.

„Wir können im Hinblick auf die Impulswirkung für die Stadtentwicklung auf das, was dort geleistet wurde, sehr zufrieden sein. Ein neues Stadtquartier ist entstanden und der Eingangsbereich von der Autobahn nach Gelnhausen hinein hat eine starke städtebauliche Aufwertung erfahren“, fasst Susanne Turlach zusammen.
Die Sozialdemokraten sehen die jüngsten Beschlüsse zur Einrichtung eines Akteneinsichtsausschusses, der sich mit An- und Weiterverkauf der ehemaligen Housing Area befassen soll, skeptisch: „Mittlerweile haben die Fraktionen von CDU, BG und Grünen drei Akteneinsichtsausschüsse initiiert, die sich allesamt mit dem „Blick in den Rückspiegel“ befassen, wird der Bürgermeister mit Dienstaufsichtsbeschwerden überhäuft und als „krönender Abschluss“ verklagt die Stadtverordnetenversammlung den Bürgermeister vor dem Verwaltungsgericht. Das mag aus kommunalrechtlicher Sicht zwar alles legal sein, bringt die Entwicklung Gelnhausens jedoch keinen Schritt voran. Um nicht missverstanden zu werden: Wir scheuen die Untersuchung der Sachverhalte nicht, denn auch dieser Blick in die Vergangenheit wird zeigen, dass seinerzeit vorausschauend und im Sinne der gesamten Stadt gehandelt wurde“, machen Ewald Desch und Susanne Turlach deutlich. Wie man aktive Stadtentwicklung betreibe, habe das Beispiel der Entwicklung der Housing Area hin zum Colemanpark gezeigt. „Wir brauchen mehr Orientierung in die Zukunft und weniger Handbremse in der Stadtentwicklung“, so die Sozialdemokraten abschließend.

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