Den 15.000 Opfern der „Euthanasie“-Morde gedacht

Den 15.000 Opfern der „Euthanasie“-Morde gedacht

Schülerinnen und Schüler der Henry-Harnischfeger-Schule in Hadamar.

Bad Soden-Salmünster (HHS/jc). Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge neun und zehn der Henry-Harnischfeger-Schule Bad Soden-Salmünster besuchten die ehemalige Tötungsanstalt und heutige Gedenkstätte Hadamar, in der von den Nationalsozialisten in den 1940er Jahren 15.000 Menschen mit Behinderungen, psychischen Erkrankungen oder Kriegstraumata durch Gas und Giftinjektionen getötet wurden.

Die Gedenkstätte Hadamar beeindruckte die Jugendlichen auf grausame Art und vergegenwärtigte, dass sich niemand in einer Diktatur seines Lebens sicher sein kann. „Eine Diktatur macht mit ihren Grausamkeiten vor keiner Menschengruppe halt. Alleine die Tatsache, Leben in wertes und unwertes Leben einzuteilen, ist menschenverachtend“, beschreiben einige Schüler.

An einer Stele mit der Inschrift „Mensch, achte den Menschen“ gedachte die Schülergruppe den Opfern. Besonders berührte sie neben dem Aufsuchen der Gaskammer im Keller der Tötungsanstalt die Arbeit mit Biografien: Zwei Brüder, die im gleichen Alter wie sie selbst waren, wurden kurz nacheinander getötet. Die Mutter der beiden wollte wegen des aufkommenden Zweifels nach dem Tod eines Sohnes den anderen nach Hause holen. Dies wurde schriftlich abgelehnt. Kurz darauf ging ein weiterer Brief bei ihr ein, der den Tod ihres anderen Sohnes bedauerte. Beide wurden – wie sich nach Kriegsende herausstellte – von Ärzten und Pflegern getötet. „Die Tötungen der Menschen wurden durch gefälschte Diagnosen und Todessursachen verschleiert“, erklärte die Mitarbeiterin der Gedenkstätte.

„Wir dürfen nie vergessen, was im Nationalsozialismus passierte. Jeder Jugendliche sollte sich eine Gedenkstätte anschauen, damit man daraus lernen kann und wachsam ist“, sind sich die Schülerinnen und Schüler einig.

Auch den begleitenden Lehrkräften Julia Czech, Melanie Rosenberger und Tamara Schmidt-Willenborg ist es ein großes Bedürfnis mit Schülergruppen Gedenkstätten aufzusuchen: „Das „Nie wieder!“ ist Aufgabe und Auftrag aller schulischen Bildung. Die Henry-Harnischfeger-Schule leistet hierzu ihren Beitrag. Auch Erwachsene sollten die Chance ergreifen, geschichtliche Lernorte aufzusuchen und sich dadurch die Errungenschaften von Demokratie und Freiheit jederzeit vor Augen halten“, so die Lehrkräfte abschließend.

Zum Bild: In der Gedenkstätte Hadamar wird auch den Opfern von Zwangssterilisierung während der NS-Zeit gedacht.

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