Prognos Zukunftsatlas: „Schlechtes Zeugnis für Kreiskoalition“

Prognos Zukunftsatlas: „Schlechtes Zeugnis für Kreiskoalition“

Die FDP-Kreistagsfraktion wünscht sich eine neue Dynamik für die Zukunft des Main-Kinzig-Kreises

Main-Kinzig (FDP/hs). Mit dem Hinweis auf den Zukunftsatlas® des Institutes Prognos AG wünscht die Kreistagsfraktion dem neu gewählten Landrat mehr Dynamik und Geschick für die Entwicklung des Main-Kinzig-Kreises. Alle drei Jahre bewertet der Prognos Zukunftsatlas® die Zukunftschancen und -risiken aller 401 Kreise und kreisfreien Städte Deutschlands und zwar bereits seit 2004. Es ist somit das einzige deutschlandweite Ranking für regionale Entwicklungschancen, das eine Auswertung über mehr als zehn Jahre hinweg ermöglicht.

Über die Beurteilung des Main-Kinzig-Kreises in der jüngsten Studie von 2022 hörte man von Seiten der Kreisspitze nur lautes Schweigen. „Das hat uns erstaunt und so haben wir uns als Kreistagsfraktion mit dem Zahlenwerk beschäftigt und fanden sehr schnell den Grund dafür,“ berichtet der Finanz- und Haushaltspolitische Sprecher der FDP-Kreistagsfraktion Kolja Saß.

Vor drei Jahren belegte der MKK mit seinen Zukunftsaussichten den bisher besten Platz in der Geschichte dieses Rankings, nämlich Rang 102. „Dieses Ergebnis wurde von Landrat Thorsten Stolz damals sehr öffentlichkeitswirksam mit warmen Worten angepriesen“, erinnert sich der ehrenamtliche Kreisbeigeordnete Prof. Dr. Ralf-Rainer Piesold.

Inzwischen ist der Main-Kinzig-Kreis aber drastisch abgestürzt. Das könnte der Grund dafür sein, dass die aktuell politisch Verantwortlichen um den alten und neuen Landrat Stolz, anders als 2019, kein Wort über die aktuell Prognos Studie 2022 verlieren“, vermutet Kolja Saß. „Die Diagnose lautet daher ganz klar: Handlungsbedarf“, konstatiert Prof. Dr. Joachim Fetzer, Wirtschaftspolitischer Sprecher der FDP-Kreistagsfraktion: „Und zwar sowohl wegen der langfristigen Entwicklung als auch wegen der Vielfalt der Ursachen.“  

„Ein guter Trend ist gebrochen!“

In der ersten Auflage des Zukunftsatlas 2004 startete der Main-Kinzig-Kreis auf Platz 116 und rutschte bis 2010 auf sein bisher schlechtestes Ergebnis – Platz 201 – ab. „Danach ging es fast ein Jahrzehnt lang kontinuierlich bergauf“, berichtet der damalige Wirtschaftsdezernent der Stadt Hanau, Prof. Piesold. Er zählt auf: „Platz 141 in 2013, als mit Evonik und Fraunhofer spektakuläre und außergewöhnliche Ansiedlungen erreicht werden konnten, Platz 118 in 2016 und dann eben in 2019 der genannte Höhepunkt auf Platz 102.“

Aber diese Entwicklung ist vorbei. Von 2019 bis 2022 ist der Main-Kinzig-Kreis drastisch abgerutscht und zwar in allen Untersuchungsbereichen der Zukunftsforscher, sei es bei Demographie (von 174 auf 191) oder Arbeitsmarkt (von 125 auf 159), seien es Wettbewerb und Innovation (von 73 auf 100) oder Wohlstand und Soziale Lage (von 191 auf 234). Der Absturz in der Kategorie „Stärke“ von Platz 92 auf 117 wirkt schon belanglos neben der katastrophalen Diagnose bzgl. der „Dynamik“. „Da hat man 130 Plätze verloren und liegt nun auf dem 282. Platz, gegenüber Platz 152 im Jahr 2019,“ beklagt Prof. Piesold und erwartet Schlimmeres „Nach einer potenziellen Auskreisung Hanaus würde es wohl für den Main-Kinzig-Kreis noch düsterer aussehen, da sich der Verlust der Innovationskraft einer Stadt mit über 100.000 Einwohnern kaum kompensieren lässt.

„Externe Ursachen sind es nicht“

Könnten die aktuellen Krisen die Ursache sein? „Ganz klares Nein“, antwortet Fetzer. „In diesem Fall kann man den üblichen Verdächtigen, den Krisen Klima, Covid- oder Krieg, die Schuld nicht in die Schuhe schieben. Denn der Zukunftsatlas ist ja ein Vergleich zwischen Kreisen und kreisfreien Städten. Und die anderen Regionen leiden ja nicht weniger unter den Krisen der vergangenen Jahre.“

Dass beispielsweise der Hochtaunus-Kreis mit Platz 12 ganze 124 Plätze besser bewertet wird, der Main-Taunus-Kreis 122 Plätze vor dem Main-Kinzig-Kreis steht und auch der Nachbarkreis Offenbach-Land 88 Plätze Vorsprung vor dem Main-Kinzig-Kreis hat, sollte die Kreisspitze zu denken geben“, fordert der liberale Wirtschaftspolitiker.

„Was ist zu tun?“

Seit Jahren ignorieren CDU und SPD die Forderung der FDP die Wirtschaftsförderung substanziell zu stärken. Die aktuellen Zahlen des Zukunftsatlas zeigen leider auf, dass CDU und SPD hier wichtige Chancen verspielen“, erinnert Piesold.

Stillstand führt eben zu Rückschritt und das wird sich leider zukünftig auch bei den Finanzen und bei der Lebensqualität früher oder später zeigen. Nur mit kluger Ansiedlungs-, Bildungs- und Infrastrukturpolitik ist eine beginnende Abwärtsspirale noch umzukehren“, zeigt Saß Optionen für die Zukunft auf.

Skeptischer Optimismus

Trotz aller Bedenken wünscht die FDP, dass es dem neuen Landrat gelingt, eine neue Dynamik zu entwickeln – nicht nur rhetorisch, sondern mit Substanz. „Zwar stehen die politischen Zeichen im Kreis eher auf >Weiter wie bisher<, aber als Freie Demokraten bleiben wir optimistisch,“ weist Fetzer in die Zukunft: „Jeder Mensch hat auch mal eine neue Chance verdient. Warum sollte nicht auch ein altgedienter Landrat sich und seine Politik neu erfinden?Wir werden als konstruktive Service-Opposition nicht müde werden, für eine Politik des Fortschritts zu werben.

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