Impfaktion durch Ärztinnen und Ärzte sorgt für Erleichterung bei älteren Patientinnen und Patienten

Impfaktion durch Ärztinnen und Ärzte sorgt für Erleichterung bei älteren Patientinnen und Patienten

Main-Kinzig (MKK/ss). Gut gelaunt klingelt  Christiane Heister an der Tür der 90-jährigen Anna Schüler aus Gelnhausen, im Gepäck hat sie eine Corona-Schutzimpfung. Die Hausärztin aus Gelnhausen ist an diesem Tag unterwegs, um Patientinnen und Patienten gegen das SarsCoV-2-Virus zu impfen. Die PatientInnen sind aus eigener Kraft nicht in der Lage, eines der Impfzentren in Gelnhausen oder Hanau aufzusuchen. Während Anna Schüler ihren linken Arm frei macht, klärt die Ärztin letzte Fragen. Dann geht es los: „Jetzt schön lockerlassen“, sagt die Ärztin, setzt die Nadel am Oberam an. Und schon kurz darauf klebt ein Pflaster über der Einstichstelle.

Christiane Heister ist eine von 45 Ärzten und Ärztinnen, die vom Main-Kinzig-Kreis im Rahmen eines Pilotprojekts mit 4.500 Impfdosen versorgt wurden, um diese entweder in der Praxis oder bei Hausbesuchen an Patientinnen und Patienten zu verabreichen. Dabei sollen insbesondere auch jene Menschen im Fokus stehen, für die der Weg ins Impfzentrum zu beschwerlich ist. Die 90-jährige Anna Schüler gehört zu diesem Personenkreis. Bis vor wenigen Monaten war sie zwar noch gut in der Lage, sich selbst um Haushalt und Garten zu kümmern.

Doch seitdem sie gesundheitliche Probleme bekommen hat, ist sie auf die Unterstützung im Alltag angewiesen. Die Unterbringung in einem Pflegeheim kam für ihren Sohn Ottmar Schüler nicht in Frage, er wollte seine Mutter nach Möglichkeit in der vertrauten Umgebung behalten. Jedoch geht es nicht ohne tägliche Kontakte durch den Pflegedienst. „Die Impfung hilft uns deshalb sehr und gibt uns ein beruhigendes Gefühl“, erklärt der Sohn.

Pilotprojekt des Main-Kinzig-Kreises läuft erfolgreich

„Die Freude und Erleichterung bei meinen Patientinnen und Patienten ist groß, sie sind dankbar, dass sie nicht vergessen worden sind“, bestätigt auch Christiane Heister. Sie hat bereits rund 50 Impfdosen gespritzt. Gerade die älteren Menschen, die zu Hause versorgt werden, spüren die Auswirkungen der Pandemie oft mit voller Härte. Die Impfungen sollen dazu beitragen, dass sie bald wieder einen normaleren Umgang mit anderen Menschen haben können.

„Wir sind sehr froh, dass wir dieses Pilotprojekt in Zusammenarbeit mit Arztpraxen aus dem Main-Kinzig-Kreis starten konnten. Denn die frühzeitige Einbindung der Ärztinnen und Ärzte gehört zu einem ausgewogenen Impfkonzept dazu. Sie wird dazu beitragen, dass wir mehr Schutzimpfungen vornehmen können, sobald die Impfstoffmengen steigen. Bis dann haben wir bereits bewährte Strukturen geschaffen. Neben den Impfungen in den beiden Impfzentren und durch die mobilen Teams in den stationären Einrichtungen konnten die ersten Ärzte und Ärztinnen seit Mitte März nach eigenem Ermessen innerhalb der aktuell priorisierten Personengruppen impfen. Und dazu gehören auch die Menschen, die zu Hause versorgt werden“, erläutert Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler.

Impfaktion wird frühzeitig auf breitere Basis gestellt

Nachdem das Land Hessen dem Main-Kinzig-Kreis die Liste derjenigen Menschen übermittelt hat, die sich für eine Impfung im häuslichen Umfeld angemeldet hatten, werde nun geprüft, wer aus diesem Personenkreis, bestehend aus rund 4000 Menschen, bereits geimpft wurde und wo noch Interesse besteht. „Rund die Hälfte derjenigen, die sich für eine häusliche Impfung gemeldet hatten, sind bereits geimpft. Jetzt arbeiten wir daran, allen übrigen Impfberechtigten aus dieser Gruppe schnellstmöglich ein Impfangebot zu machen“, so die Gesundheitsdezernentin weiter und ergänzt: „Dabei spielen unsere niedergelassenen Ärzte und Ärztinnen eine wichtige Rolle. Schließlich kennen sie ihre Patientinnen und Patienten am besten und wissen, wo die Schutzimpfung am dringendsten gebraucht wird.“

Die Aktion, frühzeitig die hausärztlichen Praxen einzubinden, sei ein voller Erfolg und werde in der Zeit nach Ostern ausgeweitet, da dann allen Hausarztpraxen die Möglichkeit offensteht, sich an den Schutzimpfungen gegen das Coronavirus zu beteiligen. „Die Zahl der teilnehmenden Hausarztpraxen wird weiter steigen und wir werden dadurch mehr Impfstoff auch in der Fläche verteilen können“, erklärt Susanne Simmler.

Sie wird dazu beitragen, dass wir mehr Schutzimpfungen vornehmen können

Das gelte auch angesichts der neuerlichen Vorsichtsmaßnahme, den AstraZeneca-Impfstoff vor allem Menschen über 60 Jahren anzubieten. „Der Impfstoff selbst ist trotz dieser Empfehlung der Ständigen Impfkommission weiterhin in Deutschland für Menschen ab 18 Jahren zugelassen. Wenn Menschen unter 60 Jahren über die möglichen Risiken aufgeklärt werden, kann AstraZeneca deshalb weiter an diese Personen verimpft werden. Sofern sie dies möchten“, erklärt Dr. Wolfang Lenz, Leiter der Impfaktion im Main-Kinzig-Kreis.

Die von den Ärztinnen und Ärzten in den Praxen und bei Hausbesuchen verabreichten Impfdosen mit rund 4500 Stück sind noch nicht in Gänze in die Impfstatistik eingeflossen. „Fest steht: Im Main-Kinzig-Kreis werden alle Impfberechtigten weiterhin so schnell es geht, gegen das SarsCoV-2-Virus immunisiert, die Arztpraxen leisten hierbei einen wichtigen Beitrag“, erklärt die Gesundheitsdezernentin. Deshalb haben die Impfzentren auch über Ostern geöffnet. In einem weiteren Schritt werden Betriebsärzte insbesondere von größeren Unternehmen eingebunden, die ebenfalls bei den Impfungen unterstützen wollen.

Zum Bild: Die Hausärztin Christiane Heister impft die 90jährige Anna Schüler im häuslichen Umfeld. Ermöglicht werden solche Impfangebote durch das Pilotprojekt des Main-Kinzig-Kreises. Dieser hat eine Reihe von Arztpraxen mit Impfstoff gegen das Coronavirus versorgt.

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