Gelnhausen / Main-Kinzig (MKK/fw). Der Virologe Christian Drosten spricht von einer neuen Phase der Epidemie, wenn zunehmend in Alten- und Pflegeheimen Covid-19-Fälle gemeldet werden. Eine größere Ausbreitung in hiesigen Einrichtungen hat es noch nicht gegeben, „auch dank der wirksamen Schutzmaßnahmen, die hier die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Häuser ergriffen haben“, wie Gesundheits- und Sozialdezernentin Susanne Simmler konstatiert. Aus den stationären Einrichtungen kam jedoch immer wieder die Bitte nach Beratung und Schulung im Hinblick auf den Umgang mit der Pandemie und den notwendigen oder möglichen präventiven Maßnahmen. Diesem Wunsch entspricht der Kreis seit Mittwoch (8.4.) nun mit seinen „Schulungsteams Corona“.
„Gerade die Bewohnerinnen und Bewohner der stationären Einrichtungen der Pflege zählen zu der Hochrisikogruppe. Nicht umsonst gelten schon jetzt für sie ganz besondere Regeln. Um unser Möglichstes dafür zu tun größere Ausbrüche zu verhindern oder sehr frühzeitig zu erkennen, müssen wir die Einrichtungen beraten. Genau da setzt das Schulungsteam Corona des Kreises an“, lobt Simmler die Zusammenarbeit zwischen Pflegestützpunkten, Hygienefachkräften und Gesundheitsamt. Alle stationären Einrichtungen werden nun besucht. Vor Ort werden alle zu treffenden Schutzvorkehrungen noch einmal geprüft – sowohl in der Prävention als auch für den „Fall eines Falles“.
„Es sind sehr anstrengende Wochen für Altenheime und Pflegeeinrichtungen“, berichtet Irmhild Neidhardt als Leitung der Abteilung Leben im Alter des Main-Kinzig-Kreises. „In einigen Häusern gehen die Mitarbeiter teilweise an oder über ihre Belastungsgrenzen hinaus, von der Sorge der Seniorinnen und Senioren gar nicht zu sprechen. Über allem schwebt die Frage, wie sich eine Ausbreitung verhindern oder im Ernstfall eine Verbreitung unter den Menschen zumindest eingrenzen lässt.“ Hier stehe der Main-Kinzig-Kreis mit seinem neuen Schulungsteam Corona als Ansprechpartner und Antwortgeber zur Verfügung.
Genau genommen sind es zwei Teams, bestehend aus Mitarbeiterinnen der Pflegestützpunkte des Main-Kinzig-Kreises sowie aus dem Fachbereich Hygiene des Gesundheitsamts. Sie suchen in den nächsten Tagen alle stationären Einrichtungen auf, um parallel im Westkreis und im Ostkreis mit jeweils einem kleinen Team aus den Häusern den Ernstfall theoretisch wie auch praktisch durchzugehen: Wie stellt sich eine Einrichtung auf einen oder mehrere Covid-19-Fälle ein, was bedeutet das für die Pflegearbeit, für die zu Pflegenden und für die Pflegekräfte?
Federführend werden die Schulungen durch die Abteilung Leben im Alter in der Kreisverwaltung organisiert. Für die inhaltliche Ausrichtung ist das Gesundheitsamt um Nina Wöllner aus dem Bereich Hygiene zuständig. Bis Ende der kommenden Woche sollen rund 50 Einrichtungen die Schulung bereits durchlaufen haben. Ein „straffer Zeitplan, den wir aber absolvieren können und aufgrund der äußeren Umstände auch in dieser Kürze absolvieren müssen“, wie Neidhardt von der Abteilung Leben im Alter weiter erklärt. „Die Resonanz auf unser Angebot ist sehr groß. Bis auf wenige Ausnahmen haben alle Einrichtungen unser Angebot angenommen und freuen sich über die Unterstützung“, so Neidhardt.
Die Schulungsteilnehmer aus den Einrichtungen sind überwiegend die zuständigen Hygienefachkräfte und Hygienebeauftragten. Teilnehmen kann außerdem noch eine kleine Zahl an Multiplikatoren, etwa Teamleiterinnen aus den einzelnen Stationen.
„Wir haben in den vergangenen Tagen bereits erste Fälle in stationären Einrichtungen registrieren müssen“, sagt Susanne Simmler. Die Einrichtungen hätten dabei umsichtig und in engem Austausch mit dem Gesundheitsamt gehandelt. Vorrangig gehe es weiterhin um ein frühzeitiges Erkennen der Infektionen und ein Verhindern der Ausbreitung. „Wir danken allen stationären Einrichtungen, aber auch allen Hausärzten, die in dieser besonderen Situation gewissenhaft, überlegt und umsichtig professionell handeln. Den Kopf zu verlieren bringt Menschen in Gefahr, die pflegerische und medizinische Hilfe benötigen“, lobt Simmler die Zusammenarbeit. Man wisse von Schwierigkeiten, vor allem im Bereich der ambulanten Versorgung oder auch der Materialversorgung. „Wir wissen auch von vielen weiteren Häusern, dass die Schutzvorkehrungen gegen eine große Ausbreitung des Virus schon seit Langem getroffen sind. Wir wollen mit unserem Schulungsteam Corona nun für noch mehr Sicherheit und Halt auf diesem Feld sorgen“, so Simmler.
Das „Schulungsteam Corona“ stellt den Einrichtungen Informationsmaterial zur Verfügung, gibt eine theoretische und praktische Unterweisung im Umgang mit infizierten Bewohnern oder Mitarbeitern und beantwortet sämtliche Fragen. „Die Schulung ist für gut anderthalb Stunden angesetzt und umfasst auch die sachgerechte Anwendung von Schutzausrüstung. Natürlich findet regelmäßig zwischen den Schulungsteams und mit dem Gesundheitsamt eine Reflexion statt, um noch zielgerichteter auf die brennenden Themen der stationären Einrichtungen rund um Corona einzugehen. Wir können auch über das Gesundheitsamt oder die Leitstelle für ältere Bürgerinnen und Bürger nachträglich noch offen gebliebene Fragen beantworten“, so Irmhild Neidhardt. Ziel sei, dass sich die Einrichtungen hinterher im Umgang mit Covid-19 sicherer fühlten und sich damit auch die Sicherheit für die Bewohnerinnen und Bewohner noch erhöhe.