Am 15. und 16. Februar: Zeitreisen an „Lieblingsorte“

Am 15. und 16. Februar: Zeitreisen an „Lieblingsorte“

Gelnhausen (GN/ew). Geschichte auf ganz besondere Weise erleben – das ist in Gelnhausen auch 2020 wieder möglich. Die Saison der Gästeführungen startet mit der Würdigung eines überregionalen Ereignisses, dem Weltgästeführertag am 15. und 16. Februar. Das gemeinsame Motto des Bundesverbands der Gästeführer in Deutschland (BVGD) lautet in diesem Jahr „Lieblingsorte“. Das Thema werden auch die Gelnhäuser Gästeführerinnen und Gästeführer aus spannenden Perspektiven beleuchten und maßgeschneiderte öffentliche Führungen anbieten. Sie sind kostenlos, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Startpunkt ist jeweils das Rathaus am Obermarkt.

Bereits seit 1990 gibt es den weltweiten „International Tourist Guide Day“, 1999 hat der Bundesverband der Gästeführer den „Weltgästeführertag“ auch in Deutschland eingeführt. Jährlich entscheidet die Mitgliederversammlung über ein neues Thema, das dann bundesweit übernommen und von lokalen Gästeführervereinigungen umgesetzt wird. Bei der Auswahl des gemeinsamen Mottos für den Weltgästeführertag 2020 erreichte der Vorschlag des Frankfurter Stadt- und Gästeführer e. V. mit Abstand die meisten Stimmen: „Lieblingsorte“. An weit über 100 Orten finden hierzu im Rahmen des diesjährigen Weltgästeführertags Veranstaltungen statt.  Die Gästeführer bieten ehrenamtlich Führungen an und machen so auf das Berufsbild des Gästeführers, ihre Professionalität und ihr Engagement für ihre Stadt oder Region aufmerksam. In Gelnhausen werden folgende öffentliche Führungen angeboten:

Samstag, 15. Februar:
19 Uhr, „Lieblingsorte“:
Start dieser besonderen Erlebnisführung an verschiedene „Lieblingsorte“ in der historischen Altstadt ist am Rathaus (Obermarkt). Am Rathaus erwartet der Nachtwächter (Christian Frick) im Jahr 1800 die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Er ist nach Einbruch der Dunkelheit unterwegs. Am liebsten mag er die übersichtlichen Plätze, auf denen viel zu beobachten ist. Vor allem die Gaststätten Gelnhausens werden ausführlich von ihm kontrolliert. Und so landen die Gäste dann auch an ihrer nächsten Station, dem traditionsreichen Gasthaus „Zum Löwen“, wo zwei Trossweiber (Sonja Funfack und Simone Grünewald) vom Dreißigjährigen Krieg berichten und bei ihrer Rast am Gasthaus natürlich auch von Grimmelshausen und Faust zu berichten wissen. Sie übergeben die Gäste an „Die große Crain“, die die Zeitreisenden an der Peterskirche in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts entführt. Die aus Büdingen stammende Kräuterfrau Katharina Große (Birgit Kolf) erinnert die Gelnhäuser Peterskirche an die Marienkirche in Büdingen, wo sie ihre Kräuter an den Säulen gerieben hatte, um sie mit der Heilkraft Gottes noch wirksamer werden zu lassen.

Es folgt ein Zeitsprung am Schöffer-Denkmal am Obermarkt in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts. Julie Becker (Helga Schneevogl), die vornehme Tochter des Konsuls Conrad Heinrich Schöffer, entführt in die glanzvolle Epoche des 19. Jahrhunderts und erinnert an ihre Familie, die viel für Gelnhausen tat und der hier ein Denkmal gesetzt wurde. Mit Fye Hochgemud (Karin Frick) geht es in der Pfarrgasse ins Jahr 1431: Die Frau des Zunftmeisters der Weingärtner und Bürgermeisters Concze Hochgemud liebt diesen Ort, denn über des Reiches Straße kommt der Reichtum nach Gelnhausen. Erlesene Ware aus fremder Herren Länder erreicht die Stadt über diese Straße und – was auch nicht vergessen werden darf – allerlei Gerüchte und Neuigkeiten…

Im 14. Jahrhundert kommen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dann in der Petersiliengasse einem zweifelhaften Gewerbe auf die Spur und treffen auf Weingärtnerin Klara und Jungfer Almuth, (Marianne Michael und Anette Groth): Die idyllische Petersiliengasse im Schatten der Marienkirche ist ein Ort mit zweifelhaftem Ruf, selbst für die züchtigen Weinhändlerinnen ist die verruchte Gasse der Dirnen und Hübschnerinnen ein Lieblingsort. Heloise und Rigmundis (May Gieshoff und Christine Böhlke) nehmen die Gäste mit ins Jahr 1613 zum Haus Bergeon am Untermarkt. Die Witwe Heloise wohnt seit 1610 bei Rigmundis, weil sie als Hugenottin aus Frankreich fliehen musste. Sie vermisst ihre Heimat, ist aber froh, dass sie mit dem Leben davon gekommen ist. Die beiden genießen, dass sie das Haus für  sich haben, denn Rigmundis Mann ist im Rathaus eingesperrt (Aufstand der Achter) und so ein Zuhause mit gerade abwesendem Gatten ist gleich nochmal so schön…

Zum Abschluss unternehmen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen Abstecher ins Jahr 1599 und treffen in der Marienkirche auf Pfarrer Strupp, Dora Hollewecken und Tilde Strofugl (Aurelia Naumann sowie Gabriele und Jürgen Steigerwald). Für die drei ist die Marienkirche der schönste Ort auf Erden … und wer will da widersprechen?

Sonntag, 16. Februar: Start der Themenführungen ist jeweils am Rathaus (Obermarkt).

11 Uhr, „Lieblingsorte an des Reiches Straße“ mit Gästeführerin Karin Frick: Die Themenführung beleuchtet die Bedeutung der Via Regia als die wichtigste West-Ost-Achse im Mittelalter. Die engste Stelle dieser bedeutenden Handelsstraße liegt in Gelnhausen. Wichtige Gebäude reihen sich an ihr entlang wie Perlen an einer Schnur: Marienkirche, Peterskirche, das einstige Franziskanerkloster, das ehemalige Kaufhaus und heutige Rathaus, Gasthöfe, Hospitale, wehrhafte Stadttore…

11 Uhr, „Lieblingsort der Staufer – Gelnhausens Gründung“ mit Gästeführer Christian Frick: In Gelnhausen sind Kaiser Friedrich I., auch genannt Barbarossa, und das mit ihm verbundene Herrscherhaus der Staufer allgegenwärtig. Bei dieser Themenführung begleiten die Teilnehmer den Gästeführer durch das Gelnhausen der Stauferzeit mit seiner Geschichte und seinen Geschichten und erfahren, wie Historie und Histörchen sich im Laufe von knapp achteinhalb Jahrhunderten teils untrennbar miteinander verwoben haben.

14 Uhr, „Lieblingsort, hier bin ich Mensch – Literaten in Gelnhausen“ mit Gästeführerin Andrea Sandow: Bei dieser Themenführung steht das poetische Gelnhausen im Fokus. Grass, Grimm, Goethe, Grimmelshausen – viele Dichter haben eine besondere Beziehung zu Gelnhausen, die sich in ihren Werken widerspiegelt. Beginnend mit Minnesängern mittelalterlicher Höfe über die Dichter der Romantik bis hin zu zeitgenössischen Autoren durchstreifen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Literatur der Jahrhunderte und erhören, erlesen und erlaufen die poetische Seite der Barbarossastadt.

14 Uhr, „Wohnte jeder an seinem Lieblingsort? – Wer wohnte wo?“ mit Gästeführer Christian Frick: Noch heute lassen einige Straßennamen in der Gelnhäuser Altstadt vermuten, dass dort besondere Berufe ansässig waren. Auf diesen Spuren wandeln die Gäste vorbei an den Häusern der Kaufleute und Wirte. Aber es geht auch zu den Schuhflickern und Dirnen, die deutliche Spuren in der Bezeichnung der verwinkelten Gassen hinterlassen haben.

Die Veranstaltung organisiert der „Interessenverband Gelnhäuser Gästeführer“. Die Führungen sind kostenlos, aber Spenden für das Historische Stadtfest 850 Jahre Gelnhausen vom 5. bis 7. Juni sind willkommen.

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