„DB-Vorzugstrasse über Bad Hersfeld eröffnet große Chance über die Region hinaus“

„DB-Vorzugstrasse über Bad Hersfeld eröffnet große Chance über die Region hinaus“

Pro Bahn & Bus zur Variantenentscheidung Fulda – Gerstungen:

Main-Kinzig / Hessen (PBB/cb). Der Fahrgastverband Pro Bahn&Bus e.V. begrüßt die am Freitag bekannt gegebene Festlegung der Deutschen Bahn auf eine Vorzugstrasse für die Neubaustrecke durch den Bahnhof Bad Hersfeld: „Im Gesamtkorridor Frankfurt – Fulda – Erfurt bietet dieses Schienenprojekt erhebliche Chancen für die Entwicklung der Region Osthessen. Jetzt kommt es darauf an, die dadurch eröffneten Möglichkeiten zum Ausbau umweltfreundlicher Mobilität konsequent zu nutzen.“

Der Hessische Weg zur frühzeitigen Einbeziehung der Öffentlichkeit in neue Bahnplanungen hat sich nach dem Modellprojekt Hanau-Würzburg/Fulda nun zum zweiten Mal als Erfolg erwiesen, nicht nur für Osthessen. Ein Dialog mit allen Beteiligten, und insbesondere die Fachgespräche, führen zu weit besseren Lösungen als politische Hinterzimmer-Runden, wie sie vor Stuttgart21 zu beklagen waren“, so Stefan Sitzmann, stellvertretender Landesvorsitzender von Pro Bahn&Bus.

Pro Bahn&Bus: „Ein an den verkehrlichen Zukunftsanforderungen orientierter Aus- und Neubaukorridor von Frankfurt über Hanau, Fulda und Bad Hersfeld nach Eisenach zum Knoten Erfurt bildet das Kernstück eines künftigen Deutschlandtaktes. Der volle Nutzen für die Regionen ergibt sich aber nur dann, wenn passend dazu der Regional- und Nahverkehr integriert geplant und damit durchgreifend verbessert wird.

Aus Sicht der Fahrgäste und der Güterlogistik ergeben sich folgende Forderungen:

– Der Bund muss nicht nur die ihm allein obliegende Baufinanzierung sichern. Er hat ferner die bundespolitische Verantwortung zur marktgerechten Weiterentwicklung des Deutschlandtaktes. Lediglich zweistündliche Fernverkehrsangebote sowie zusätzliche, anschlusstechnisch nicht integrierbare Optionsangebote ohne Knoteneinbindung wären für die Fahrgäste real kaum nutzbar. Sowohl das hessische Bad Hersfeld als auch das thüringische Gotha sind in die Fernverkehrs-Grundtaktlinien stündlich einzubinden, nicht nur zweistündlich.

– Anstoß für ein Umbaukonzept des Bahnhofs Bad Hersfeld, damit einerseits eine leistungsfähige Verknüpfung zwischen Bestandsnetz und Neubauabschnitten möglich wird und andererseits die gesamten Bahnsteige endlich barrierefrei und aufwärtskompatibel umgebaut werden können.

– Planungsanpassung für den ohnedies nötigen Neubau der maroden Straßenüberführung der B324 (Frankfurter Straße), so dass darunter künftig vier Gleisachsen Platz finden, die für höhere Geschwindigkeiten als heute geeignet sind.

– Angemessener Lärmschutz für alle betroffenen Siedlungsbereiche entlang der Aus- und Neubaustrecke.

– Offenhaltung der zu prüfenden Option auf eine Reaktivierung der Bahnstrecke Bad Hersfeld – Niederaula für den Schienenpersonennahverkehr.

– Gesamtausbaukonzept für den bislang eher stiefmütterlich behandelten Knoten Fulda, der in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen wird und für den entsprechende Ausbaumaßnahmen unerlässlich sind (Bahnsteige und Gleisbild).

– Signaltechnischer Ausbau der bestehenden Schnellfahrstrecke Hannover – Würzburg im künftig hoch belasteten Bündelungsabschnitt Abzweig Langenschwarz – Fulda – Abzweig Kalbach unter besonderer Berücksichtigung der dringend nötigen kapazitiven Ausbauten im Knoten Fulda.

– Wahrung der Option auf schrittweisen Teilneubau östlich von Ronshausen und Gerstungen bis Eisenach, um die bundesdeutsche Fahrplanstabilität weiter zu erhöhen, Fahrzeiten zu verkürzen und die Verknüpfung mit dem Regionalverkehr zu verbessern.

– Ausbau des wichtigen Anschlussknotens Erfurt zur durchgreifenden Verbesserung der dortigen Betriebsabwicklung, wie in der vom Bund kommunizierten Infrastrukturliste zum Deutschlandtakt (2021) bereits umrissen.

– Zur durchgreifenden Verbesserung der Betriebsstabilität im Schienennetz („Resilienz“) sind im Zuge der Neubaustrecke Gelnhausen – Fulda Verknüpfungen zum Bestandsnetz sowohl nördlich als auch südlich von Schlüchtern zwingend notwendig.

„Wir erwarten, dass der Bund, die Länder Hessen und Thüringen sowie die ÖV-Aufgabenträger in den hessischen Verbünden NVV und RMV den Deutschlandtakt kontinuierlich zusammen mit uns weiterentwickeln und damit ihrer Verantwortung für Energie- und Verkehrswende nachkommen“, so Stefan Sitzmann abschließend.

Zu den Bildern: Ein ICE der Deutschen Bahn bei der Einfahrt in den Bahnhof Bad Hersfeld. und: Ein ICE der Deutschen Bahn und eine RegionalBahn der cantus Verkehrsgesellschaft im Bahnhof bad Hersfeld. Fotos: Christian Behrendt

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