Digitale Plattform wird rege genutzt – Schulen und Betriebe zufrieden.
Main-Kinzig (MKK/fw). „Die Zeiten sind längst vorbei, in denen sich Ausbildungsbetriebe aus einer Vielzahl an Bewerbern einfach den Besten ausgesucht haben. Viele Lehrstellen bleiben unbesetzt, der Fachkräftemangel verschärft sich. Daher brauchen wir neue Formen der Azubisuche, auch und gerade digital“, erklärte Wirtschaftsdezernent Winfried Ottmann kürzlich im Rahmen einer Impulsveranstaltung der Wirtschaftsförderung des Kreises. Sein Appell ging an die heimischen Firmen, die Seite „DieAzubisuche.de“ stärker zu nutzen, aber auch an die Schulen im Kreis, ihre Schülerinnen und Schüler aktiv bei der Nutzung der Plattform zu unterstützen. Die Berichte über Erfolge seitens der Unternehmen wie auch seitens der Auszubildenden gebe den Initiatoren Recht. Denn auf der Plattform könnten Kontakte zwischen Jugendlichen und Unternehmen hergestellt werden, wo dies im Alltag und auf tradierten Wegen schwerer möglich sei. Gerade auch für kleine und mittelständische Betriebe bestehe eine einfache, kostenfreie und schnelle Art der Vernetzung und Gewinnung von Auszubildenden.
André Bürkle, Stufenleiter der Georg-Büchner-Schule in Erlensee, konnte den Appell nur bekräftigen. Er stellte die Idee hinter dem Projekt vor – und berichtete von den zahlreichen positiven Erfahrungen seitens der Erlenseer Schülerschaft. „Wir wollen den Jugendlichen vermitteln, welche Vielfalt an Ausbildungsplätzen es gibt, und wir schauen uns die Talente auch ganz genau an. Am Ende eröffnen sich aber durch die Web-Plattform noch einmal ganz neue Perspektiven. Und das alles für wenig Aufwand, dem großartige Zukunftschancen gegenüberstehen“, so Bürkle.
Auf der überregionalen Plattform „DieAzubisuche.de“ bewerben sich Ausbildungsbetriebe bei den dort registrierten Jugendlichen. Die neue Plattform, die im vergangenen Jahr an den Start gegangen ist, steht Unternehmen und jungen Leuten im Main-Kinzig-Kreis, in Stadt und Landkreis Offenbach sowie in Hanau zur Verfügung. Ähnlich wie bei Plattformen zur Partnersuche wird das Profil der Jugendlichen mit den von Unternehmen gesuchten Qualifikationen abgeglichen. Ergibt sich ein positiver Match, kann das interessierte Unternehmen zu dieser Person Kontakt aufnehmen. Die Plattform selbst wurde größtenteils aus Landesmitteln der OloV-Strategie finanziert („Optimierung der lokalen Vermittlungsarbeit im Übergang Schule-Beruf“).
„Das herausragende Merkmal dieser Plattform ist, dass Unternehmen, Schülerschaft und auch Schulen selbst eingebunden sind. Hier werden diese drei Bereiche zusammengebracht“, erklärt Ludger Stallmann, stellvertretender Leiter des Jugendamts des Kreises und OloV-Regionalkoordinator, der an der Einführung und Umsetzung von „DieAzubisuche.de“ beteiligt war. „Es gibt im Kreisgebiet viele Initiativen in Schulen, in denen Abschlussjahrgänge auf dem Weg zur Ausbildungsplatzsuche und zur Bewerbung begleitet werden. Und es gibt auf der anderen Seite die zunehmend komplexeren Bemühungen von Firmen, Jugendliche für eine Ausbildung zu interessieren und zu gewinnen. Hier kommen beide Seiten zusammen.“
Die Initiative zur Datenabgabe, etwa eine Bewerbung, muss von den Jugendlichen selbst kommen. Die Erstellung eines kurzen Profils ist einfach und schnell zu bewerkstelligen, sei es im Rahmen des Unterrichts an den Schulen, einem Projekt oder einem Beratungsgespräch. Firmen können ganz bequem über eine Suchmaske nach zukünftigen Auszubildenden suchen und erhalten eine Nachricht, wenn eine Person zu ihrem Profil, Berufsfeld oder zu einer angebotenen Ausbildung passt. Auf Datenschutz wird auch an anderer Stelle größten Wert gelegt: So müssen Handels- und Handwerkskammern vor einer Anmeldung bestätigen, dass Firmen tatsächlich ausbilden. Ein „Match“ zeigt also immer ein tatsächlich mögliches Ausbildungsverhältnis an.
Der Main-Kinzig-Kreis wirbt für die Plattform unter den Schulen wie auch unter den Unternehmen. „Je mehr mitmachen, desto erfolgreicher ist buchstäblich die Azubisuche“, fasst es Kreisbeigeordneter Winfried Ottmann zusammen. Auch der Wirtschaftsstandort Main-Kinzig sei von heftigen Transformations-Prozessen erfasst, zu dem ein in Zukunft rasanter Rückgang der Gruppe der Erwerbstätigen zählt, so der Wirtschaftsdezernent. Darauf versuche der Main-Kinzig-Kreis mit vielen weiteren Akteuren im „Reallabor Main-Kinzig-Kreis“ Antworten zu finden. Kurzfristig, so Ottmann, lasse sich „durch eine passgenaue Ausbildungsplatzsuche, oder besser gesagt: eine passgenaue Auszubildendensuche die Akquise etwas erleichtern“.
Die Plattform steht auch Jugendlichen offen, die die Schule schon abgeschlossen haben und zum Beispiel in Maßnahmen von Bildungsträgern sind. Angedacht ist, auch junge Menschen, die beispielsweise ihr Studium abbrechen und lieber eine Ausbildung aufnehmen möchten, in das Angebot zu integrieren. Im Main-Kinzig-Kreis können sich interessierte Jugendliche auch an das Übergangsmanagement Schule-Beruf des Zentrums für Kinder-, Jugend- und Familienhilfe wenden.
Zum Bild: „Eine passgenaue Auszubildendensuche“ via Digitalplattform: Kreisbeigeordneter Winfried Ottmann, Vanessa Ziegler (Wirtschaftsförderung des Main-Kinzig-Kreises), André Bürkle (Stufenleiter der Georg-Büchner-Schule) und Ludger Stallmann (Jugendamt des Main-Kinzig-Kreises, von links) warben für „DieAzubisuche.de“.