„Die Gastronomie muss mehr nach außen auf die Gasse“

„Die Gastronomie muss mehr nach außen auf die Gasse“

Stammtisch des Altstadtfördervereins Wächtersbach diskutiert mit Michael Graf die verschiedenen Formen der Altstadtbelebung.

Wächtersbach (AFV/fs). „Die Gastronomie muss mehr nach außen auf die Gasse“. Dies sagte Michael Graf aus Steinau, Inhaber der Biermarke „Kinzz“ und des „Café Kinzz“ (früher Altstadtcafé). Er war zusammen mit der neuen Café-Leiterin Daniela Ries Gast des jüngsten „Stammtischs mit Charakterköpfen“ des Altstadtfördervereins Wächtersbach. Im Verlauf der Veranstaltung entstand die Idee einer Ausstellung über die Geschichte der Wächtersbacher Brauerei (mit Kinzz-Bier-Verköstigung).

Enesa Aumüller, Vorsitzende des Altstadtfördervereins, begrüßte die Gäste, unter denen sich auch Stadtverordnete der Freien Wächter und der SPD sowie Fachbereichsleiter Nicky Kailing aus der Stadtverwaltung befanden. Sie betonte, wie wichtig kleine kulturelle Veranstaltungen und die Gastronomie in der Altstadt seien: „Sie tragen zur Belebung bei und stärken das Miteinander in der Altstadt. Das Altstadtcafé steht mitten in der Altstadt und spielt als sozialer Treffpunkt eine große Rolle“.

Die Belebung der Altstadt sei für den Verein ein wichtiges Anliegen. Sie wies auf die Kunstroute des Altstadtfördervereins hin, die am 18. August um 14 Uhr mit einer Modenschau und Musik eröffnet wird. Während der zweiwöchigen Kunstausstellung in den Schaufenstern der Altstadtgeschäfte werden die Besucher bewusst durch die mit Kunstwerken geschmückte Altstadt geführt. Dabei sei es dem Verein sehr wichtig, dass neben Künstlern und Hobbykünstlern auch Kindergartenkinder und Schüler der FAG-Schule an der Kunstroute teilnehmen. Die Veranstalter freuen sich immer über Neuzugänge bei der Kunstroute. Sowohl ausstellende Künstler als auch Straßenmusiker seien herzlich eingeladen sich noch bis Mitte Juni unter info@altstadt-waechtersbach.de für die Kunstroute anzumelden.

Als Vorsitzender des Bereichs Main-Kinzig im Bundesverband der Mittelständischen Wirtschaft und zudem Stadtverordnetenvorsteher in Steinau berichtete Graf von einer Tagung seines Verbandes zum Thema „Belebung der Innenstädte“. Die Situation stelle sich so dar, dass die Geschäfte an die Ränder verdrängt worden seien, vieles werde im Internet gekauft. Der erste Schritt müsse daher sein: „Die Gastronomie muss mehr nach außen auf die Gasse.“ Aber fast alle Innenstädte seien zugeparkt. Eine Konsequenz: „Parkplätze müssen an den Rand.“ Enesa Aumüller sah die Stadt in der Pflicht, zum Beispiel vor dem Altstadtcafé die Terrasse autofrei zu halten. Nicky Kailing sagte dazu, dass die Stadt an einem Parkplatzkonzept arbeite. Zum Beispiel sollten am Herzgraben neue Parkplätz geschaffen werden.  

Die Gastronomie, fuhr Graf fort, spiele im Leben der Menschen eine große Rolle. Gastronomie und Vereine stünden auf dem „second place“ hinter dem eigenen Zuhause. Er sprach sich dafür aus, in der Altstadt viele kleine Veranstaltungen und Feste stattfinden zu lassen und die Geschäfte dabei wie bei der Kunstroute einzubinden. In Nachbarkommunen gebe es Vereinsgemeinschaften, die solche Veranstaltungen organisieren. Der Wächtersbacher Ortsvorsteher Dr. Eberhard Wetzel (Freie Wächter) wies darauf hin, dass in Wächtersbach derzeit versucht werde, die Vereinsvorstände an einen Tisch zu bringen, um das Altstadtfest zu reaktivieren.

Michael Graf verwies darauf, dass man sich in Nachbarkommunen Anregungen holen könne. In Steinau sei beispielsweise ein Mädchen-Flohmarkt veranstaltet worden. In Wächtersbach sei ein Flohmarkt unter dem Motto „Wächtersbacher Schätze“ denkbar. Nicky Kailing verwies darauf, dass es in der Wächtersbacher Altstadt Veranstaltungen wie den Herbstmarkt und den Weihnachtsmarkt gebe. Wenn der Schlosspark fertig sein werde, könnten auch dort Veranstaltungen stattfinden. Ein Hofflohmarkt sei aktuell vom Verkehrs- und Gewerbeverein in Planung, ergänzte die Vereinsvorsitzende.

„Die Brauerei im Biomassekraftwerk war ein logistischer Albtraum“

Abschließend stellte Michael Graf das neue Konzept des Café Kinzz vor. Zum Beispiel seien Veranstaltungen geplant, die der Kommunikation dienen – etwa Lesungen und Live-Musik. Schon jetzt gibt es dort Kunstaustellungen. Er selbst habe Wächtersbach beim Thema „Brauen“ kennen gelernt.  Als seinerzeit die Genossenschaft Bürgerbräu Wächtersbach einen Käufer suchte, habe sie sich an den Bundesverband der Mittelständischen Wirtschaft gewandt. Eine erste Bestandsaufnahme habe ergeben: „Die Brauerei im Biomassekraftwerk war ein logistischer Albtraum“. Er habe überlegt, wo man in Wächtersbach Bier brauen könnte. Die Lösung fand sich in Kärners Brauhaus in Bad Orb, wo es freie Kapazitäten gab.

An diesem Punkt entstand die Diskussion über ein Brauereimuseum in Wächtersbach, wo es eine lange Tradition des Bierbrauens gibt. Vereinsmitglied Hans Alex, früher bei der Wächtersbacher Brauerei beschäftigt, verwies darauf, dass viele Wächtersbacher noch Exponate aus der Brauerei besäßen. Die können man zusammentragen und in einer vorüber gehenden Ausstellung auf einem Bierfest in der Altstadt präsentieren. „Das könnte ein Frequenzbringer für das Altstadtfest sein“, war sich Hans Alex sicher.

Zum Bild: Daniela Ries und Michael Graf. Foto: Frank Schäfer

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