Jugendamt des Main-Kinzig-Kreises sucht Menschen, die als Pflegefamilie Kinder und Jugendliche aufnehmen möchten.
Main-Kinzig (MKK/jkm). Das Jugendamt des Main-Kinzig-Kreises sucht Menschen, die bereit sind, Kinder oder Jugendliche zur Pflege in der eigenen Familie aufzunehmen. Entweder für einen längeren Zeitraum als Vollzeit-Pflegeeltern oder zeitlich befristet als Bereitschafts-Pflegeeltern für akute Fälle. Es gibt zahlreiche Gründe, warum Kinder und Jugendliche nicht in der eigenen Familie bleiben können und stattdessen in eine Pflegefamilie kommen. „Familie ist im Idealfall ein Ort, an dem Kinder und Jugendliche unbeschwert heranwachsen können, an dem sie sich sicher fühlen und wo sie Menschen um sich haben, die sich kümmern. Leider haben nicht alle Kinder und Jugendlichen dieses Glück“, erklärt Suse Hentschel, Leiterin des Jugendamtes beim Main-Kinzig-Kreis. Hier kommen die Pflegefamilien ins Spiel.
Wenn Eltern sterben, oder schwer erkranken, dann brechen plötzlich die vertrauten Bezugspersonen weg. In manchen Fällen sind Eltern aber auch mit der Erziehung und Betreuung der Kinder überfordert und es treten im schlimmsten Fall häusliche Gewalt, Missbrauch und Vernachlässigung auf. „Familie ist dann kein Ort mehr, an dem Kinder und Jugendliche Zuneigung und Geborgenheit erleben. Familie ist dann ein Ort, an dem es schwer ist, der traurig macht, der das Leben sogar unerträglich macht“, weiß Suse Hentschel. Der Pflegekinderdienst des Main-Kinzig-Kreises vermittelt und begleitet Kinder und Jugendliche in die Pflegefamilien. Alle Pflegefamilien werden überprüft und geschult. Denn die Pflegefamilie soll vor allen Dingen eines leisten: Ruhe und Sicherheit in das Leben der betroffenen Kinder und Jugendlichen bringen.
„Wir haben im Main-Kinzig-Kreis aktuell ca. 170 Pflegefamilien, die sich zum Teil seit vielen Jahren sehr engagiert darum kümmern, dass Kinder und Jugendliche in schwierigen Lebensphasen aufgefangen werden. Da geht es nicht nur darum, ein Bett und ein Dach über dem Kopf zu haben, sondern auch um den emotionalen Aspekt. Einen Ort zu haben, an dem sich junge Menschen aufgehoben fühlen können“, erklärt Kreisbeigeordneter Winfried Ottmann, der als Jugenddezernent für das Jugendamt zuständig ist. Die Pflegeeltern sind zur Stelle, wenn sie gebraucht werden und begleiten ihre Schützlinge nicht selten bis in die Volljährigkeit, bis sie in der Lage sind, auf eigenen Beinen zu stehen. „Der Umgang mit jungen Menschen, die sich in einem ganz neuen Umfeld und mit ihnen völlig unbekannten Personen zurechtfinden müssen, ist nicht leicht. Es ist eine ganz besondere Herausforderung, hier den richtigen Umgangston zu finden. Alle Pflegeeltern werden deshalb von unserem Pflegekinderdienst gut auf diese Aufgabe vorbereitet. Auch später finden regelmäßige Treffen statt, damit Pflegeeltern sich auch untereinander austauschen können“, so Winfried Ottmann.
Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die im Main-Kinzig-Kreis in eine Pflegefamilie wechseln müssen, steigt von Jahr zu Jahr. Waren es 2018 noch ca. 180 Kinder und Jugendliche, die in einer Pflegefamilie untergebracht werden mussten, lag diese Zahl 2023 bei ca. 210 Betroffenen. Die Gründe für diesen Anstieg sind vielfältig. In der Jugendhilfe insgesamt, aber auch speziell bei der individuellen Bedarfslage von Pflegekindern, spiegelt sich die gesamtgesellschaftliche Entwicklung wieder. Dazu zählen zum Beispiel mehr psychosoziale Probleme oder auch eine zunehmende Anzahl psychischer Erkrankungen bei Eltern“, erklärt Suse Hentschel und ergänzt: „Bei jedem Kind und bei jedem Jugendlichen muss individuell genau abgewogen und geschaut werden, was der Bedarf ist. Am Ende geht es darum, die fachlich bestmögliche Entscheidung für ein Kind oder Jugendlichen zu treffen. Deshalb ist es wichtig, dass wir bei Pflegefamilien im Rahmen der Überprüfung genau hinschauen, um Menschen zu finden, zu schulen und fachlich zu begleiten, für die es eine Herzenssache ist, ein Kind bei sich aufzunehmen und es da abzuholen, wo es im Augenblick steht.“
Das Jugendamt sucht dabei sowohl Vollzeit-Pflegeeltern, als auch Bereitschafts-Pflegeeltern. In einer Vollzeit-Pflegestelle werden Kinder oder Jugendliche dauerhaft in der Pflegefamilie integriert. Eine Rückkehr in die Herkunftsfamilie ist in solchen Fällen häufig ausgeschlossen. Kinder und Herkunftsfamilie erhalten jedoch die Möglichkeit, weiterhin Kontakt zu halten. Bei manchen Pflegeverhältnissen kommt es zur geplanten Rückkehr in die Herkunftsfamilie.
Bei Bereitschafts-Pflegeeltern geht es um eine zeitlich begrenzte Aufnahme. Das kann zwischen wenigen Tagen und mehreren Monaten sein. Die wichtigste Aufgabe besteht darin, das Kind liebevoll zu umsorgen und mit ihm einen Alltag zu gestalten, während seine Situation geklärt wird. Entweder kann das Kind nach einiger Zeit zurück zu seinen Eltern oder es wird nach einem längerfristigen Platz bei einer Pflegefamilie oder in einer Wohngruppe gesucht.
„Wer sich vorstellen kann, eine solche Aufgabe zu übernehmen, wird in einem persönlichen Gespräch eingehend beraten und informiert. Es ist eine Aufgabe, die nicht immer leicht ist, aber sie ist wichtig und beeinflusst natürlich auch den weiteren Lebensweg eines jungen Menschen. Ich bedanke mich deshalb bei allen Pflegefamilien für ihren großartigen Einsatz und ihre Bereitschaft, Kinder und Jugendlichen einen Platz in der eigenen Familie zu geben, sei es nun für kurze Zeit oder längerfristig. Ich würde mich freuen, wenn es gelingt, einige neue Pflegefamilien hinzugewinnen zu können“, erklärt Winfried Ottmann.
Wie wird eine Familie zur Pflegefamilie?
Pflegeeltern können Menschen mit eigenen Kindern sein, aber auch alleinstehende Personen, Paare ohne Kinder und gleichgeschlechtliche Paare. Interessenten sollten Zeit, Geduld, Belastbarkeit, Offenheit, Toleranz und gerne auch Erfahrung in der Erziehung mitbringen. Der Unterhalt für die Kinder und Jugendlichen wird vom Jugendamt sichergestellt. Mehr Informationen gibt es beim Pflegekinderdienst des Jugendamtes, E-Mail: pflegekinder-adoption@mkk.de. Alle Interessierten durchlaufen ein qualifiziertes Überprüfungs- und Schulungsverfahren durch den Pflegekinderdienst.
Zum Bild: Der direkte Kontakt für alle Pflegefamilien ist das Team des Pflegekinderdienstes des Jugendamts.