Über 120 Besucherinnen und Besucher warteten auf den „Kommissar in Wanderschuhen“
Bad Orb (ae). Tim Frühling steht auf der Bühne der Bad Orber Konzertmuschel und lacht.
Und erzählt.
Und imitiert Dialekte.
Und kalauert.
Und berichtet von Wanderungen, Büchern, Hotels und Köstlichkeiten. All das im Rahmen seiner Lesung aus dem neuesten Krimi „Der Kommissar in Wanderschuhen“ und der Veranstaltungsreihe „Sommerabende im Park“, initiiert und umgesetzt von der Bad Orb Kur GmbH und Veranstaltungsleiter Christian Edel. Am vergangenen Freitagabend und bei strahlendem Sonnenschein, versteht sich. Denn – so sagt es eine von über 120 Besucherinnen und Besuchern treffend – „das ist ja der richtige Mann fürs Wetter“.
Da hatten die übrigen Autoren und Comedians, die die Veranstaltungsreihe bereicherten, weit weniger Glück: Zu heiß oder zu nass war es bislang für die Events, die deshalb in die Halle umplatziert wurden. Am Freitag jedoch ist es schließlich soweit: Die Bankreihen werden nicht umsonst um die Konzertmuschel gruppiert, und Techniker Andreas Jazny montiert nicht umsonst die Scheinwerfer auf ihren 3,70 Meter hohen Stativen. Veranstaltungsleiter Christian Edel schleppt aus der Konzerthalle das Stehpult herbei, zudem das Handmikrofon, um das der Autor im Vorfeld gebeten hat. Danyel Monego von der Wunderbar Eventgastronomie räumt mit Unterstützung von Peter Schweigert und Sohn Kevin Getränke und kleine kulinarische Köstlichkeiten nach draußen. Wer noch nicht da ist, ist Tim Frühling.
Der trifft schließlich um Viertel vor sieben in Begleitung seines Mannes Sebastian ein. Bestens gelaunt und in Wanderkleidung. Den „Stolzenberger Ritterblick“ haben sie am Nachmittag genossen, eine der Spessartfährten also, die den Fernwanderweg „Spessartbogen“ ergänzen. Knapp zehn Kilometer sei der lang, erzählt Frühling. Und da er an einem neuen Wanderführer arbeite, habe er die Gelegenheit genutzt… Die Chance auf ein leckeres Picknick im Freien haben sich auch Rita, Heidi und Carmen am Lesungsabend nicht entgehen lassen, die in ihrem Gepäck eine Überraschungskiste voller Leckereien mit sich bringen und auf einem Silbertischchen vor sich aufbauen. Schließlich soll es ein genussvoller Abend werden.
Und genau das wird er auch, denn die Lesung wird ergänzt von einer kulinarischen Überraschung mit vegetarischem Rhöner Ploatz an einer kleinen Mischung aus Feld- und Wildkräutersalat. Die „spontane Serviercrew“, die die mehr als 100 Köstlichkeiten an die Gäste verteilt, wird von Techniker, Veranstaltungsleiter und Tims Ehemann Sebastian – der als Flugbegleiter mühelos gleich vier Teller auf einmal zu den Gästen bringt – bereichert, sodass flott alle versorgt sind. Nicht mit versorgt werden dabei die vereinzelten Gäste, die sich im Kurpark auf einer Bank niederlassen und von dort dem Geschehen auf der geraniengeschmückten Bühne lauschen. Aber für den Autor gibt es nach dem Genuss der typisch Rhönerischen Leckerei einen Tipp: Das Rezept, so wünschen sich gleich mehrere Gäste, solle doch künftig mit in der Neuauflage des Buches abgedruckt werden.
Köstlich versorgt geht es schließlich mit der Lesung weiter, bei der Frühling fröhlich und unterhaltsam zunächst die vier Vorgängertitel rund um Kommissar Daniel Rohde Revue passieren lässt, bevor er auf die Akteure seines neuesten Werkes zu sprechen kommt, die er nicht einfach mal vorstellt, sondern bei denen er die Dialekte der Teilnehmer einer Reisegruppe, die in der Rhön eine geführte Dreiländerwanderung unternimmt, trefflich imitiert. Das Gejammer von Marlies, das Dozieren des ewig belehrenden Sven, der genervte Tonfall von Rentner und Ehemann Walter und natürlich das unablässige Geplapper von Dampfplauderer und Wanderführer Mo von „Happytrekking“ – das Publikum amüsiert sich köstlich über die schrägen Charaktere. Und freut sich über die „Insidertipps“ von Frühling, der von perfekten Wanderstrecken, Hotels und landschaftlichen Ausblicken schwärmt. Schließlich, so sagt er, hat er die ganzen Strecken selbst erwandert.
Nach der Pause, in der der Moderator, Wettermann und Buchautor zahlreiche Signierwünsche erfüllt, wird es Zeit dafür zu beweisen, dass es wirklich um einen Krimi geht, der da gerade so launig vorgestellt wird. „Wir bringen jetzt noch einen unter die Erde“, nimmt sich Frühling vor. Aber berichtet zunächst davon, wie das ist, wenn man zwischen verschiedenen Bundesländern nach einer Wanderung wieder an den Ausgangspunkt zurück möchte. „Da hilft Ihnen kein 49-Euro-Ticket“, resümiert er unter dem Gelächter der Gäste, nimmt einen Schluck Rotwein und genießt für einen Moment die entspannte Stimmung im Park.
Bevor er schließlich auf einen Schlafsack zu sprechen kommt, der in einem nahegelegenen See schwimmt – und das prompt am Morgen, nachdem ein Mitglied der Wandergruppe verschwunden ist. „Mehr darf ich Ihnen aus ermittlungstaktischen Gründen…“, hebt Frühling an, wird aber wieder vom Gelächter der Gäste unterbrochen. Denen er anbietet, sich für den bevorstehenden Heimweg „Mut anzutrinken“. Einen „Aha“ gibt es nämlich noch „aufs Haus“, einen Kräuterlikör, der als Rhöner Kultgetränk gilt. „Nach dem Genuss haben Sie keine Probleme mehr, wenn Sie durch die dunklen Wälder des Spessarts nach Hause müssen.“
Frühling selbst fährt nach der Lesung und etlichen weiteren Unterschriften selbst noch nach Hause nach Frankfurt-Dornbusch. Am Samstag steht eine erneute Recherche für den neuen Wanderführer an – nach Katzenelnbogen geht die Fahrt. Aber Frühling reist in Bad Orb nicht ab, ohne auf die bevorstehende Lesung seiner Kollegin Uta Rosa Schmidt von FFH aufmerksam zu machen, die am Freitag, 8. September, stattfinden wird. Bei freiem Eintritt in der Konzerthalle. „Das wird sicher ein schöner Abend. Und dass Uta immer noch beim falschen Radiosender arbeitet, dafür kann sie ja nix.“