Spessartbund: Vorsitzender Rolf Jülg unterstreicht Bedeutung der Geschichtsforschung auf regionaler Ebene.
Flörsbachtal (SB/pv). Die Erforschung der lokalen und regionalen Geschichte in und rund um Flörsbachtal und ihre Auswirkungen auf die dort lebenden Menschen ist zentrale Aufgabe des Heimat- und Geschichtsvereins (HGV) Flörsbachtal. Dies unterstreicht der 1. Vorsitzendes des Vereins, Rolf Jülg. Der Verein ist gemessen an der Mitgliederzahl mit 14 Mitgliedern einer der kleinsten von 79 Ortsgruppen im Spessartbund, aber seine inhaltlichen Aktivitäten sind umso bemerkenswerter. Nach Jülg untersuchen die Mitglieder regionale und überregionale historische Ereignisse, die Einfluss auf die regionale Entwicklung und die Dorfentwicklung sowie auf das Leben und die Traditionen der Bürgerinnen und Bürger hatten und haben. In diesem Zusammenhang wurden auch die drei Europäischen Kulturwege in den Ortsteilen Lohrhaupten, Kempfenbrunn/Moosborn und Flörsbach in Zusammenarbeit mit dem Archäologischen Spessartprojekt (ASP) konzipiert und realisiert.
„Die alte Frage, ob man aus der Geschichte lernen kann… Wissen und Verstehen, wie unsere Vorfahren gelebt und sich Dorfgemeinschaften entwickelt haben, kann heute helfen, wichtige Fragen für uns zu beantworten; ein Beispiel dafür ist die Entwicklung des Umweltbewusstseins“, so Jülg weiter. Für ihn ist Regionalgeschichte gleichzeitig auch Spessartgeschichte: „Der Spessartbund widmet sich unter anderem der Erforschung der Kultur- und Naturlandschaft Spessart sowie der Pflege und Erhaltung von Brauchtum und heimatkundlicher Weiterbildung. Damit sind wichtige Schnittpunkte mit den Bemühungen des Heimat- und Geschichtsvereins Flörsbachtal gegeben. Deshalb beteiligen wir uns aktiv an der Pflege der Wegemarkierungen des Spessartbundes auf unserem Gemeindegrund.“
Konkrete Beispiele für die Aktivitäten des Vereins seien das Unwetter in Lohrhaupten 1935, die Spessarträuber und die Auswanderungswelle im 18. Jahrhundert. Hinzu kämen Themen wie das alte Handwerk und Gewerbe. Aktueller Schwerpunkt ist nach Jülg die Erstellung einer Chronik unter seiner Federführung für die Ortsteile Flörsbach und Kempfenbrunn zur 700-Jahr-Feier in 2024. Vorträge zu historischen Ereignissen und Ausstellungen rundeten das Angebot des HGV ab. Ein jährliches traditionelles „Backhausfest“ mit Brotbacken im alten Backhaus Lohrhaupten sorgten für geselliges Zusammensein für die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde.
Alle Vorhaben würden auf der jährlich stattfindenden Jahreshauptversammlung diskutiert und beschlossen und mündeten in eine grobe Projektplanung des Vorstandes. Sorgen macht sich Jülg über „die wachsende mangelnde Bereitschaft der Bürger, sich in Vereinen zu organisieren oder gar darin Aufgaben und Verantwortung zu übernehmen“. Dies zwinge zu Überlegungen, wie interessierte Bürger auf andere Weise zur Mitarbeit gewonnen werden könnten. Er sei deshalb als Vorsitzender aktiv an der Initiative „Regionalgeschichtliches Netzwerk im Nord-Ost-Spessart“ beteiligt. Das Netzwerk sei kein Verein. „Jeder, der sich mit der Geschichte der Region beschäftigt, kann beitragen“. Die Netzwerkmitglieder teilten Erkenntnisse, Erfahrungen und unterstützten einander bei Projekten. Eine zentrale Dokumentation regionalgeschichtlicher Themen und Erkenntnisse sei in diesem Zusammenhang geplant.
Der HGV wurde im November 2007 gegründet. Von den 14 Mitgliedern sind fünf jünger und neun älter als 65 Jahre. Neben Jülg fungieren als 2. Vorsitzende Gertrud Amrhein (Veranstaltungen des Vereins) sowie Kassiererin Erika Müller (Lohrhaupten) und Schriftführer Holger Senzel (Flörsbach) im Vorstand. Jülg ist seit dem Jahre 2011 erster Vorsitzender. Er wurde 1944 in Aschaffenburg geboren. Nach dem Abitur 1964 in Frankfurt war er von 1964-1991 bei der Luftwaffe der Bundeswehr und von 1992-2000 für das Software-Projektmanagement bei der NATO Brüssel tätig. Ab 2000 lebt er in Flörsbach. Sein Interesse für Gesichte habe ihn sein ganzes Leben begleitet und ihn schließlich zur Gründung des Vereins in seinem Wohnort motiviert.
Zum Bild: Rolf Jülg, Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins Flörsbachtal. Foto: Peter Völker
