„Die Fledermaus“ im Espressoformat

„Die Fledermaus“ im Espressoformat

Aufführung im Bieberer Freibad – Bericht von Reiner Faß

Biebergemünd (BBGMD/rf). In einen außergewöhnlichen Kunstgenuss an einem außergewöhnlichen Ort kamen 140 begeisterte Opernbesucher bei einer Opernaufführung im Espresso-Format und zwar im Bieberer Freischwimmbad. Aufgeführt wurde „Die Fledermaus“ von Johann Strauss. Ein Klassiker des Operetten-Repertoires. Das Stück wurde 1874 in Wien uraufgeführt und gilt als Höhepunkt der so genannten „Goldenen Operettenära“. Veranstalter war das Kulturamt Biebergemünd im Rahmen des Kulturprogramms: „Der Sommer wird schön“

Wo sonst lautstarker Badebetrieb vorherrscht, wurden an diesem Sommerabend erst einmal die Klappstühle ausgepackt und rund ums Schwimmbecken drapiert. Klein, aber fein soll sich klassische Musik so einem ganz neuen Publikum erschließen. Bei der Operette im Schwimmbad kann man in entspannter Atmosphäre klassische Musik authentisch und hautnah erleben. Wo sonst kann man neben dem musikalischen Genuss, die Füße entspannt im Wasser baumeln lassen und das bereits zum dritten Mal mit steigendem Besucherinteresse.

Die Handlung ist schnell erzählt. Eisenstein muss eine fünftägige Arreststrafe wegen Amtsbeleidigung antreten. Dr. Falke überzeugt ihn, vor Antritt der Haftstrafe noch das rauschende Fest des Prinzen Orlofsky zu besuchen. Dort erspäht er unter den Gästen sein Zimmermädchen Adele, welches eigentlich eine kranke Tante besuchen wollte.
Die Gattin Rosalinde erwartet derweil ihren Verehrer Alfred. Mitten im Stelldichein taucht jedoch Gefängnisdirektor Frank auf. Um Rosalindes Ehrbarkeit zu schützen, gibt Alfred sich kurzerhand als Ehemann aus und wird an dessen Stelle abgeführt. Rosalinde eilt nun ebenfalls zum Fest, verkleidet als ungarische Gräfin, mit welcher Eisenstein natürlich sofort anbändeln will. Und wer hat an alledem Schuld? Natürlich nur der Champagner.

Champagner konnte im Zuschauerrund zwar nicht geschlürft werden, es sei denn, man hätte ihn mitgebracht – dennoch wurden die Zuschauer ordentlich versorgt

Die Fledermaus wurde präsentiert vom Verein “Music to go“. Intendantin Désirée Brodka erklärte das Konzept. „Der Verein verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke. Unser Ziel ist die Pflege und Förderung von Musik, Kunst und Kultur, sowie die Förderung von Künstlern. Zu diesem Zweck organisieren wir auch Veranstaltungen, die Musik, Kunst und Kultur einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. Die Formate „Oper im Espresso-Format“ und „Operette im Espresso-Format“ liegen dabei im Fokus unserer Tätigkeit. Wir wollen niedrigschwellige Angebot machen, wo Leute umsonst Oper kennenlernen können!“ Bei diesen Formaten erlebe man klassische Musik authentisch und hautnah in entspannter Atmosphäre, dargeboten von versierten Künstlern. Ob opernerfahren oder völlig unbedarft, ob jung oder alt, jeder sei eingeladen.

Niederschwellig mag dabei etwas tiefgestapelt sein und auf die Lokalität gemünzt, denn bei den Aufführungen kommen hochkarätige Künstler in die Provinz. Sänger/innen und Musiker kamen aus Deutschland, Holland, Ägypten, Mexiko, Lettland, Norwegen, und Kasachstan.

Desiree Brodka – Regisseurin und Moderatorin – freute sich bei ihrer Begrüßung über die gute Resonanz und führte unterhaltsam und informativ durch das Programm. Ihr Dank galt auch dem Kulturamt der Gemeinde für Einladung und Organisation.

Mit einfühlsamen Melodien erlebte das Bieberer Publikum klassische Musik authentisch und hautnah – und das in entspannter Atmosphäre. Zum Ende gab es stehende Ovationen und den verdienten Applaus, der natürlich in einer Zugabe endete.

Die Aufführung ist zwar kostenlos, dennoch warfen die Opernbesucher reichlich lautlos fallende Scheine in die bereitgestellten Spendenboxen. Dank der guten Resonanz und der tollen Atmosphäre im Bieberer Schwimmbad soll es 2024 eine vierte Auflage der Espresso-Oper geben.

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