Ein Paar, das eisern zusammenhält

Ein Paar, das eisern zusammenhält

Landrat Thorsten Stolz gratulierte Annerose und Friedrich Krebs zum 65. Hochzeitstag

Main-Kinzig / Hasselroth (MKK/fw). Wie in einem Bienenstock ist es am Sonntag im Heim der Familie Krebs in Niedermittlau zugegangen. Wie bei jeder guten Feier saßen die Gratulantinnen und Gratulanten am liebsten in der Küche. Es wurde viel erzählt, gescherzt und gelacht. Der Anlass war ebenso außergewöhnlich wie beglückend: Bei guter Gesundheit und bester Laune feierten Annerose und Friedrich Krebs ihren 65. Hochzeitstag und den 92. Geburtstag des Eisernen Bräutigams.

Landrat Thorsten Stolz gratulierte den Eheleuten persönlich zu ihrem Ehrentag. Er überbrachte Glückwünsche des Main-Kinzig-Kreises: „Eiserne Hochzeiten dürften in Zukunft seltener werden, weil es immer seltener vorkommt, dass Paare über 65 Jahre zusammenbleiben. Es freut mich außerordentlich, dass Annerose und Friedrich nach so viel gemeinsam verbrachter Zeit mit viel gegenseitiger Zuneigung diesen so besonderen Tag feiern können.“ Auch Matthias Pfeifer, Bürgermeister der Gemeinde Hasselroth, beglückwünschte die Eheleute zu ihrem 65. Hochzeitstag.

Es war Liebe auf den ersten Blick“, schwärmt Annerose Krebs. Im Herbst 1957 absolvierte Friedrich Krebs eine Ausbildung in der Niedermittlauer Schreinerei Schneider. „Die Hausfrau hatte mich eingeladen, Urlaub bei ihnen zu verbringen“, berichtet die mittlerweile 83jährige, die gebürtig aus Baumersroda in Sachsen-Anhalt stammt, und: „Am Sonntag bin ich angekommen und am Montag haben wir uns das erste Mal gesehen. Da war’s um uns geschehen.“ Die damals 17jährige kehrte nicht in die DDR zurück, sondern blieb in Niedermittlau und so nahm das Schicksal seinen Lauf. Das Band zwischen den beiden hält auch heute noch stabil wie Eisen: „Ich würde in meinem Leben nichts anders machen, könnte ich es noch einmal leben“, sagt Annerose Krebs, die als Macherin in der Beziehung gilt, während ihr Mann der gutmütige, ruhende Pol ist.

Die Geschichte der Familie Krebs ist eng verbunden mit dem Landgasthof „Zur grünen Au“. Der ist aus einer Küferei entstanden, aus der zunächst eine Winzerstube wurde, nachdem das Küferhandwerk keinen Ertrag mehr brachte. Als Annerose und Friedrich Krebs den Gastronomiebetrieb 2014 verkauften, weil sich kein Nachfolger fand, war die Winzerstube längst einem stattlichen Gasthof mit Hotel gewichen. „Zur grünen Au“ ist das Lebenswerk der Eheleute, auf das sie noch heute von ihrem Balkon aus blicken können.

Ab etwa 1961 wurde samstags im großen Saal zum Tanz aufgespielt. Die Gäste kamen aus der Region und darüber hinaus; die Veranstaltung entwickelte sich zu einem überregionalen Heiratsmarkt, der erst in den 1970er Jahren an Bedeutung verlor, als Diskotheken aufkamen. Viele Paare, die sich beim samstäglichen Tanz kennenlernten, feierten später auch ihre Hochzeit, Taufe und Konfirmation der Kinder, runde Geburtstage oder ihre Silberhochzeit im Gasthof. Während sein Reich die Gasthofküche war, kümmerte sie sich um die Gäste. Auch Tochter Gudrun und Sohn Günther mussten als junge Menschen im Familienbetrieb anpacken. Zwei Enkeltöchter erinnern sich noch heute gern daran zurück, wie sie Zeit bei den Großeltern in der „Grünen Au“ verbrachten und dass sie den Gastronomiebetrieb als perfekten Spielplatz schätzten.

Gemeinsam haben die beiden Niedermittlauer Urgesteine den Gasthof zu dem gemacht, was er für die zahlreichen Gäste aus nah und fern jahrzehntelang war. 1993 gab das Ehepaar Krebs den Gasthof schließlich in jüngere Hände. Schon zuvor hatten Friedrich Krebs und seine Frau jedes Jahr für 14 Tage Abschied vom Gasthof genommen, gemeinsam Kreuzfahrten unternommen und die Welt erkundet. Für Reisen, die beiden Kinder und die vier Enkelkinder ist im Ruhestand ebenfalls mehr Zeit als vorher. Außerdem sind Annerose und Friedrich Krebs in Niedermittlauer Vereinen aktiv oder aktiv gewesen: im Turnverein 1892, in der Freiwilligen Feuerwehr, im Vogelschutz, im Obst- und Gartenbauverein, im gemischten Chor und im Humorverein Schwefelholz Niedermittlau. Getrennt haben sie sich nur im evangelischen Männerkreis und bei den Landfrauen engagiert. Der Landgasthof war für Vereine schließlich auch Vereinslokal, Wirt und Wirtin selbstverständlich Mitglieder.

Die Eheleute sind und bleiben aktiv: Gemeinsam mit Sohn und Tochter haben sie vor zwei Jahren anlässlich des 80. Geburtstags von Annerose Krebs drüben in Langenselbold eine Ballonfahrt gemacht. Leicht war es nicht, in den Ballonkorb mit seinen hohen Wänden zu steigen, doch nachdem das geschafft war, hatten alle viel Spaß bei diesem ebenfalls außergewöhnlichen Ereignis. Planen Kinder oder Enkelkinder eine Feier oder wollen alle gemeinsam essen gehen, sind Annerose und Friedrich Krebs selbstverständlich auch dabei. Sohn und Tochter wohnen in der Nähe, kümmern sich um die Eltern. „Jeder macht sein Ding“, unterstreicht Günther Krebs. „Aber wir sind füreinander da.“ Landrat Thorsten Stolz wünschte dem Eisernen Brautpaar und dessen ganzer Familie denn auch, dass sie noch recht lange und bei bester Gesundheit die gemeinsame Zeit genießen können.

Zum Bild: Landrat Thorsten Stolz (Zweiter von links) gratulierte gemeinsam mit Hasselroths Bürgermeister Matthias Pfeifer (links) Annerose und Friedrich Krebs zum 65. Hochzeitstag.

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