Mit Bewegung Herzproblemen vorbeugen

Mit Bewegung Herzproblemen vorbeugen

Tag der Herzgesundheit: Großer Andrang bei den Blutdruck-Messungen

Gelnhausen / Main-Kinzig (MKK/fw).Der Tag zur Herzgesundheit im Main-Kinzig-Forum war sehr gut besucht, ich bedanke mich bei allen, die Interesse an der Aktion hatten und sich die Zeit genommen haben. Mein Dank gilt aber auch dem Aktions-Team, das in zahlreichen Einzelgesprächen informiert und aufgeklärt hat“, erklärt Erste Kreisbeigeordnete und Gesundheitsdezernentin Susanne Simmler. Der Main-Kinzig-Kreis hatte kürzlich im Rahmen der bundesweiten Herzwochen der Deutschen Herzstiftung zum „Tag der Herzgesundheit“ ins Bürgerportal eingeladen: Bei dieser eintägigen Veranstaltung im Main-Kinzig-Forum, die seit mehr als zehn Jahren im Herbst angeboten wird, informieren Einrichtungen des Landkreises rund um das Thema Herz. Zu den Inhalten gehörten dieses Jahr Sport, Ernährung, Wiederbelebung, Pflegeberatung oder Hygiene. 40 Bürgerinnen und Bürger nutzten außerdem das Angebot einer Coronavirus-Impfung. Großer Andrang herrschte bereits am Morgen bei den kostenlosen Messungen des Amtsärztlichen Dienstes: Hier ermittelten die Mitarbeiterinnen bei 141 interessierten Bürgern den Blutdruck, Blutzucker, Sauerstoffgehalt im Blut oder Cholesterin und bestimmten den Body-Maß-Index.

Auch Günther Seitz, stellvertretender Leiter des Amts für Gesundheit und Gefahrenabwehr, nutzte die Gelegenheit für eine Blutzuckermessung und dankte den Kooperationspartnern für die gelungene Zusammenarbeit. „Heute ist außerdem eine sehr gute Gelegenheit, die ganze Bandbreite unseres Amtes kennenzulernen: von der Prävention über die Intervention bis hin zur Rettung“, betonte Seitz, der gleichzeitig Leiter der Abteilung Gefahrenabwehr ist.

Eine Rettungsmaßnahme in Form einer Herz-Lungen-Wiederbelebung konnte man beim Team vom Deutschen Roten Kreuz Gelnhausen/Schlüchtern ausprobieren: Erste-Hilfe-Ausbilderin Monika Volz und Janne Sust erklärten, wie man die Hände auf der Brust der Übungspuppe aufsetzen muss. Lichter in der Puppe zeigten an, ob man ausreichend Kraft anwendete.

Die Herzwochen stehen dieses Jahr unter dem Motto „Turbulenzen im Herz – Vorhofflimmern“, wozu sich die Interessierten Informationsmaterial der Herzstiftung mitnehmen konnten. Vorhofflimmern ist in Deutschland die häufigste Herzrhythmusstörung, wovon bis zu zwei Millionen Personen betroffen sind. Dazu gehört auch Thorsten Stuckmann von der Landkreisverwaltung. „Es ist ein seltsames Gefühl: Mal schlägt das Herz schnell, dann spürt man wieder keinen Herzschlag.“ Die Vorhöfe des Herzens können nicht ausreichend Blut pumpen, ihr Zittern nennt man „Flimmern“. Bei manchen Menschen löst das einen heftigen Herzschlag, Panik oder ein Engegefühl in der Brust aus. Allerdings spüren mehr als die Hälfte der Betroffenen gar nichts − was nicht minder gefährlich ist, denn auf Dauer drohen Schlaganfälle und Herzkomplikationen. Da im Alter über 70 Jahre jeder Zehnte von Vorhofflimmern betroffen ist, rät die Deutsche Herzstiftung Menschen mit Bluthochdruck oder ab 65 Jahren, regelmäßig den Puls kontrollieren zu lassen, zum Beispiel bei einer Routine-Untersuchung. „Auf keinen Fall sollte man untätig sein, wenn das Vorhofflimmern nach kurzer Zeit nicht mehr zu spüren ist, sondern zum Arzt gehen, der weitere Tests veranlassen wird“, rät Dr. Ev-Marie Horbach, Leiterin des Amtsärztlichen Dienstes im Amt für Gesundheit und Gefahrenabwehr.

Ein wichtiger Teil der Vor- und Nachsorge von Herzproblemen ist Bewegung. Daher stellten sich beim Tag der Herzgesundheit auch die Herzsportgruppe Gelnhausen sowie der Sportkreis Main-Kinzig e.V., Interessenvertreter von 550 Vereinen, vor. „Es ist sehr wichtig, bis ins Alter fit zu bleiben, auch wenn es nur um eine Runde Laufen geht“, betonte Sieglinde Weber, stellvertretende Vorsitzende des Sportkreises. Beim Alltagsfitnesstest probierten 40 Besucherinnern und Besucher unter Anleitung von Kerstin Seng ihre Geschicklichkeit und Geschwindigkeit im Ablauf bestimmter Bewegungen aus. „Das hat mir sehr gut gefallen und wir haben festgestellt, dass wir uns körperlich mehr betätigen könnten, daher habe ich mich schon gestern bei einer Herzsportgruppe informiert“, sagte ein 69-jähriger Teilnehmer.

Reha-Übungsleiterin Karin Krahwinkel von der Herzsportgruppe Meerholz zeigte den Besuchern Kleingeräte wie den Jacaranda-Ball zum Trainieren der Tiefenmuskulatur und berichtete von den praktizierten Sportarten im Kurs vom Yoga über Pilates bis zur Sturzprophylaxe. Auch Thorsten Stuckmann, der zum ersten Mal 2019 von seiner Diagnose Vorhofflimmern erfuhr, hat sich inzwischen zum Sport aufgerafft: „Am Anfang habe ich es vermieden und bin nur mit dem Hund rausgegangen. Jetzt trainiere ich aber diszipliniert auf dem Hometrainer und kann mir jede Woche mehr zutrauen.“ Übungsleiterin Karin Krahwinkel betont: „Nicht zu unterschätzen ist auch der soziale Aspekt in der Herzsportgruppe: Manche kommen eher zum Quatschen als zum Trainieren, aber die Kontakte spielen bei der Genesung und Motivation eine tragende Rolle.“

Ergänzend zum Sport sollte man auf eine gesunde Ernährung achten. Das Team von den Reha-Kliniken Küppelsmühle brachte mehrere Rezepte für ein gesundes alternatives Frühstück mit. Die Fitness-Kekse mit Vollkornmehl oder Haferplätzchen durfte man auch vor Ort probieren. Diätassistentin Violetta Hach erläuterte: „Es gibt mehrere Vorteile: Die Kekse sind eine gute Ballaststoffquelle, halten satt und der Blutzucker geht nicht so schnell hoch.“

Auch ein moderater Alkoholkonsum, das Aufgeben des Rauchens und ein normales Körpergewicht tragen zu einer guten Vorsorge bei“, empfiehlt Dr. Ev-Marie Horbach. Gesundheitsdezernentin Susanne Simmler rät unabhängig vom Herz-Aktionstag dazu, regelmäßig Vorsorge-Untersuchungen wahrzunehmen, um im Falle eines Falles frühzeitig gegensteuern zu können.

Zum ersten Mal mit dabei beim Tag der Herzgesundheit waren der Pflegestützpunkt Main-Kinzig-Kreis sowie das Pflegeberatungszentrum Hanau. Diese bieten eine umfassende kostenlose und trägerunabhängige Beratung an für Menschen, die (irgendwann) von Pflege betroffen sind oder selbst jemanden pflegen. Sie informieren über regionale stationäre und ambulante Angebote, erklären Anträge oder vermitteln an andere Stellen. Vom Sachgebiet „Hygiene und Umweltmedizin“ des Amts für Gesundheit und Gefahrenabwehr klärte Selina Heil 50 Interessierte über das richtige Händewaschen auf. Nach dem Einreiben und Abwaschen einer fluoreszierenden Testlotion auf den Händen konnten die Besucher mit Hilfe eines UV-Schwarzlichtkoffers feststellen, wie viele Rückstände von Viren und Bakterien beim nicht so gründlichen Waschen auf den Händen zurückbleiben.

Mehr Informationen zu Herzkrankheiten bietet die Deutsche Herzstiftung unter www.herzstiftung.de 

Zum Bild: Auf dem Tag der Herzgesundheit kommen Günther Seitz (links), stellvertretender Leiter des Amts für Gesundheit und Gefahrenabwehr, und Dr. Ev-Marie Horbach, Leiterin des Sachgebiets Amtsärztlicher Dienst, mit Georg Freund, Geschäftsführer der Reha-Kliniken Küppelsmühle Bad Orb, ins Gespräch. Foto: MKK / fw

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