Altstadtförderverein im Kunstatelier: „Ein solcher kreativer Abend entschleunigt und entspannt“

Altstadtförderverein im Kunstatelier: „Ein solcher kreativer Abend entschleunigt und entspannt“

Wächterbach / Bad Orb (ea). Der Altstadtförderverein Wächtersbach ließ den November-Stammtisch mit „Charakterköpfen“ Corona-bedingt ausfallen und führte stattdessen ein Interview mit der diplomierten Schmuckdesignerin und Trägerin des Hessischen Staatspreises für das Deutsche Kunsthandwerk 2019 Frederike Schürenkämper – in ihrem „Atelier Zitronengold“ in Bad Orb.

Die freischaffende Künstlerin arbeitet als Dozentin in verschiedenen öffentlichen Einrichtungen und betreibt im Quellenring 12 seit einigen Jahren ihr „Atelier Zitronengold – Keramik selbst bemalen“. Zusammen mit ihrem Vermieter hat sie ein kleines Fachwerkhaus liebevoll restauriert und mit ihrer Kreativität eine ganz besondere Atmosphäre zwischen Kunst und Raum erschaffen. Mal-Lustige und Neugierige finden sie dort an drei Tagen in der Woche zu festen Öffnungszeiten, zu denen gemalt wird. Gegenüber befindet sich das heimelige „Café Metzgerei“, in dem sich die Besucher ausgezeichneten Kaffee, Tee und Kuchen mitnehmen können.

Einmal im Monat bietet die Künstlerin zur „Goldenen Stunde“ Malkurse zu einem bestimmten Thema an. Die Künstlerin hält Rohlinge bereit, die man erwerben und nach eigenem Geschmack unter Anleitung bemalen kann. Die Stücke werden anschließend transparent glasiert und hoch gebrannt, so dass man nach einer Woche eine alltagstaugliche Keramik in den Händen hält. 

Vorkenntnisse seien dafür nicht erforderlich, versicherte die Künstlerin mit ihrer gewinnenden, unkomplizierten Art. Es gehe um die Lust am Tun: „Ein solcher kreativer Abend entschleunigt und entspannt“, ist Frederike Schürenkämpers Erfahrung. Die Initiative zu einer solchen Unternehmung gehe in der Regel von den Frauen aus. Die Männer „müssen mit“, haben dann aber häufig noch mehr Spaß. Auch Kinder- oder Erwachsenengeburtstage, sowie Firmenfeiern würden auf diese Art gestaltet. Viele kämen dafür zu einem Kurzurlaub nach Bad Orb.

Erinnerungen kunstvoll festhalten können die Teilnehmer bei einem besonderen Workshop mit dem zertifizierten Waldbademeister und Yogalehrer Ralf Baumgarten beim Waldbaden. Die mit allen Sinnen erfassten Eindrücke werden während des Waldbadens auf Keramik festgehalten und im Anschluss gebrannt – so entstehen gebrauchsfertige keramische Einzelstücke. Diese Angebote bilden freilich nur einen Teil von Frederike Schürenkämpers Wirkungskreis ab. Sie beeindruckte ihre Gäste zunächst mit ihrem Werdegang:

Aus Bielefeld stammend ging sie zum Studium des Schmuckdesigns nach Pforzheim. Über mehrere Stationen in La Gomera, Süddeutschland, und Berlin kam sie nach Frankfurt. Von dort drängte es sie „aufs Land“. Ihre Arbeit beschrieb sie so: Auf die Frage, was sie mache, müsse sie antworten „Luxus, aber ich kann nichts Anderes“: Hochwertiger Alltagsschmuck muss selbstverständlich aussehen und sich gut anfühlen.

Dabei lässt sie sich von einem großen Problem unserer Zeit inspirieren: Sie sucht gezielt geeignete Shampoo- und Duschgel-Plastikflaschen, zerschneidet sie und versieht sie mit ungewöhnlichen Oberflächen. Kleine Einzelteile werden neu zusammengesetzt, so dass auch Fachleute weder Material, noch seinen Ursprung erkennen. Die kunstvoll gearbeiteten Broschen mit filigranen Borsten und Tentakeln erinnern an farbenfrohe Meerestiere. Die Künstlerin bearbeite aber auch andere Materialien, so zum Beispiel feines Papier, mit einer Stupftechnik, welche man auch vom gestupften Kratzputz kennt. So entstehen Puzzleteile, die bisweilen viele Jahre in einer Schublade ruhen können, bevor sie zu einem Gesamtkunstwerk kombiniert werden. Das sei eine echte Insiderbranche, erfuhren die staunenden Gäste.

Wie kommt man als selbständige, so vielseitige Künstlerin über die Runden? Frau Schürenkämper vertreibt ihre Werke über Galerien und Messen und hat sich ein Netzwerk geschaffen.

Gerade, was das Keramik selbst bemalen betrifft, wird dies auch über Mundpropaganda und Schaufensterwerbung bekannt. Die Coronakrise hat ihre eigenen Herausforderungen. Statt des Malens im Atelier stellt Frederike Schürenkemper Material für malen@home zusammen. Auch betriebliche Weihnachtsfeiern müssen nun nicht mehr ausfallen, die Künstlerin betreut die Malenden digital über verschiedene Netzwerke. Unter www.zitronengold.de können sich Interessierte über alle Angebote informieren. Eine Vernetzung mit Künstlern in der Region könne ebenfalls ins Auge gefasst werden. 

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