„Kolterkultur“ im Joh

„Kolterkultur“ im Joh

Gelnhausen (GN/ew). JOH (der, das), ins kollektive Gedächtnis der Gelnhäuser eingebranntes Kaufhaus, zentrale Einkaufsinstitution in Gelnhausen-Mitte von 1967 bis 2013: Vermutlich jeder Gelnhäuser und jede Gelnhäuserin, die über 20 Jahre alt sind, verbinden Erinnerungen mit dem Kaufhaus Joh. Fast jeder weiß eine Geschichte zu erzählen, hat Freistunden oder Mittagspausen dort verbracht, seine Lieblingssüßigkeiten, die Unterwäsche für die Oma oder die erste Küchenmaschine dort erstanden. Fast schon legendär waren die Lautsprecherdurchsagen mit denen „Herr Iwanitzky, bitte Zentrale“ im Hause ausgerufen wurde. Kollektive Trauer herrschte in der Bevölkerung, als „der Joh“ am 18. September 2013 für immer seine Pforten schloss. Für immer ist allerdings nicht ganz korrekt. Ausgerechnet die Corona-Krise sorgt für einen würdigen Abschied „vom Joh“: Am 30. Oktober startet die „Kolterkultur“-Reihe in den Räumlichkeiten des ehemaligen Kaufhauses.

Die Geschichte des Kaufhauses ist untrennbar mit der Geschichte der Familie Joh verbunden. Einzelhandelsgeschäfte führte die Familie Joh mehr als 250 Jahre. Peter Joh eröffnete sein erstes Kaufhaus 1967 in Gelnhausen, das zweite 1973. In Büdingen und Friedberg übernahm er Häuser, nach der Wende Kaufhaus-Standorte unter anderem in Gotha und Zwickau. Im Mai 2013 meldete die Kaufhausgruppe Joh Insolvenz an. Die letzten drei Filialen wurden im September 2013 geschlossen. Darunter auch „der Joh“ in Gelnhausen. Die Immobilie steht seitdem leer, Visionen über ihre Zukunft sorgten auf dem politischen Parkett für allerlei Wirbel.

Die Planung und Projektierung der ehemaligen Joh-Immobilie durch die Kreissparkasse Gelnhausen geht derzeit mit großen Schritten voran. Bis zum 31. Dezember hat die Sparkasse ein Vorkaufsrecht von der Stadt Gelnhausen für die Immobilie erhalten. Das Projekt sieht einen kompletten Rückbau der ehemaligen Kaufhaus-Immobilie und einen Neubau mit Einzelhandels- und Gastronomieflächen, eine Zusammenführung von Verwaltungsbereichen des Main-Kinzig-Kreises sowie den Bau eines Medienzentrums vor. Nach diesen Plänen würde also die Immobilie Joh in absehbarer Zeit endgültig aus dem Bild der Stadt verschwinden. Das soll nun im wahrsten Wortsinne nicht „sang- und klanglos“ geschehen. Als würdigen Abschied von einem Gebäude voller Geschichte(n) planen Bürgermeister Daniel Christian Glöckner und die eingebundenen Fachabteilungen der Stadt unter der Federführung der Abteilung Kultur & Tourismus verschiedene kulturelle Veranstaltungen im Ambiente des leerstehenden Kaufhauses mit seinen großflächigen, hallenähnlichen Räumlichkeiten. Das Brandschutz- und Hygienekonzept steht bereits und es wird im Erdgeschoss eine kleine Reihe an Veranstaltungen ermöglichen – mit je maximal 70 Besuchern. Betreten wird das Gebäude von der Parkplatzseite her und die Veranstaltungen werden auch auf dieser Seite des Hauses stattfinden, allerdings unter besonderen Voraussetzungen: So lässt beispielsweise die Heizungsanlage nur noch eine maximale Temperatur von 18 Grad zu. Deshalb werden die Veranstaltungen unter dem Motto „Kolterkultur“ durchgeführt. Das bedeutet, dass Besucher sich entsprechend warm anziehen sollten und sich gerne eigene Kissen oder Decken (Koltern) mitbringen können, um einen kuscheligen und gemütlichen Kulturgenuss erleben zu können. Getränke gibt es coronabedingt nur in Flaschen. Auch kleine Wein- und Sektflaschen (0,25 Liter) werden verkauft. Gläser und/oder Strohhalme bitte selbst mitbringen.

Die Besucher können so noch einen Abschiedsblick ins Erdgeschoss der Joh-Immobilie werfen, der Zugang zu den oberen Stockwerken ist aus Brandschutzgründen untersagt. 

Folgende Termine stehen bereits fest:

Freitag, 30. Oktober, 20 Uhr, „Shake“; Silke und Julian Knoll bieten satten Gitarrensound und zweistimmigen Gesang. Nachholtermin für das abgesagte Konzert im Innenhof des Museums. Bereits erworbene Karten behalten ihre Gültigkeit. Eventuell zurückgegebene Karten auf Anfrage (je 12 Euro).

Freitag, 6. November, 20 Uhr, „Feine Lieder“ von und mit Uta Desch und Klaus Staab; die Singer/Songwriter aus der Region bieten ein amüsantes und stimmgewaltiges Konzerterlebnis. Karten kosten 15,- Euro pro Person.

Samstag, 14. November, 20 Uhr, Irish Folk mit Paddy Schmidt, Frontmann der Band „Paddy Goes To Holyhead“. Er präsentiert in Gelnhausen sein Solo-Programm. Karten kosten 15 Euro pro Person.

Karten gibt es n u r im Vorverkauf bei der Tourist-Information Gelnhausen, Obermarkt 8, (Öffnungszeiten Montag bis Freitag 10 Uhr bis 16.30 Uhr; Samstag und Sonntag 12 Uhr bis 16 Uhr), Telefon 06051 830-300, oder im Online-Ticketverkauf www.gelnhausen.de/tickets

Weitere Veranstaltungen werden kurzfristig angekündigt.

Share

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert