Protestflug gegen Naturzerstörung durch Windkraft: Bannerflug über den hessischen Spessart

Protestflug gegen Naturzerstörung durch Windkraft: Bannerflug über den hessischen Spessart

Main-Kinzig (hjp). Die sechs Windkraftanlagen im hessischen Spessart bei Flörsbachtal nahmen kürzlich ihren Betrieb auf. Die Einweihungsfeierlichkeiten fanden bei dem Miteigentümer Energieversorgung Offenbach (EVO) statt. Gegen die damit einhergehende Naturzerstörung, Zerstörung des Landschaftsbildes, Störung und Tötung von streng geschützten Tierarten und nicht zuletzt gegen die Gefährdung ihrer Gesundheit protestieren Hunderte von „Vernunftkraft-Mitbürgern“ im östlichen Main-Kinzig-Kreis. Auch wollen sich mitdenkende Zeitgenossen nicht die „viel zu hochgegriffenen und jeder realistischen Erwartung widersprechenden Ankündigungen“ zur Stromgewinnung gefallen lassen. Ausdruck fand dieser Protest mit einem Bannerflug. Er wurde von dem die Bürgerinitiativen vertretenden Verein Vernunftkraft Main-Kinzig / Naturpark Spessart e.V. organisiert.

Der östliche Main-Kinzig-Kreis – also die Altkreise Gelnhausen und Schlüchtern – ist mit weitem Abstand am stärksten mit Windkraftanlagen in Südhessen belastet. Von rund 280 Windkraftanlagen die in Südhessen in Betrieb, beantragt oder genehmigt sind, befinden sich über 130 Anlagen im östlichen Main-Kinzig-Kreis. So drehen sich im Main-Taunus-Kreis gar keine Windräder. Selbst der Hochtaunuskreis ist mit nur rund sechs Prozent der Windräder in Süd-Hessen beteiligt.

Vernunftkraft-Sprecher Heinz Josef Prehler: „Um die Industrieanlagen auf den Gemeindegebieten Jossgrund und Flörsbachtal durchzusetzen, bedienten sich deren Bürgermeister kurz nach Fukushima dem Angst-Tsunami, der damals über Deutschland hinwegfegte. Rationalen Überlegungen wurde kein Raum gegeben. Öffentlich zu fragen, ob ein Tsunami auch deutsche Kernkraftwerke zerstören könnte, war moralisch höchst riskant. So konnten die Investoren mit tatkräftiger Unterstützung der hessischen grün-schwarzen Landesregierung nach jahrelangem Ringen von ursprünglich 18 geplanten Anlagen sechs durchsetzen. Selbst bei diesen restlichen Anlagen steht noch eine gerichtliche Entscheidung zum europäisch gebotenen Tötungsverbot für die im Bereich der Windkraftanlagen vorhandenen Greifvögel aus“.

Prehler weiter: „Weitere Planungen im Naturpark Spessart auf den Gemeindegebieten Linsengericht, Wächtersbach, Bad Orb, Bad Soden-Salmünster-Bellings und Steinau-Weinberg konnten bisher verhindert werden. Diese Erfolge sind den Anwohnern zuzurechnen. Sie wehrten sich so lange mit Kraft und Ausdauer dagegen, bis die Stadtväter und -mütter letztendlich den Projekten eine Absage erteilten. Erfolgreich konnte dies allerdings nur deshalb sein, weil die Flächen für die geplanten Windkraftanlagen den Gemeinen gehören. Im Naturpark Spessart gehört leider der größte Teil der Wälder dem hessischen Staat. Nach Auskunft der Landesregierung erhält Hessenforst derzeit landesweit für die Verpachtung der Waldflächen für die Windkraftnutzung 5,7 Millionen Euro jährlich.“

Im Naturpark Spessart befinden sich 28 Vorrangflächen für Windkraftanlagen mit einer Gesamtfläche von ca. 2335 Hektar. Diese sind über den gesamten Naturpark verteilt. „Besonders auffällig ist, dass sich entlang der hessisch-bayrischen Grenze, vom Freigericht, über das Linsengericht nach Flörsbachtal, Jossgrund, Jossa, Altengronau, Sinntal bis Hutten zahlreiche Windvorrangflächen entlang ziehen. Das Land Bayern hält seinen Teil des  Spessarts  aufgrund wertvoller Naturlandschaften frei von Windkraftanlagen. Das Land Hessen, unter der Führung der grünen Wirtschafts- und Umweltschutzministerien, sieht keine Schutzwürdigkeit für den gleichen Naturpark Spessart. Im restlichen Main-Kinzig-Kreis kommen noch einmal 15 Vorrangflächen mit 1790 Hektar hinzu. Nach üblicher Flächenausnutzung könnten über 400 Windkraftanlagen mit zwischenzeitlich 240 m Höhe zu den bereits vorhandenen Anlagen hinzukommen. Gegen diese Natur- und Kulturzerstörung mit all ihren gesellschaftlichen, gesundheitlichen, touristischen und wirtschaftlichen Nachteilen wehren sich die Bürgerinitiativen im Main-Kinzig-Kreis und im Naturpark Spessart,“ so Prehler weiter.

Der nächste Protestflug findet im Odenwald statt. Die Aktionen in Spessart und Odenwald sind gemeinsam von Vernunftkraft Main-Kinzig-Kreis / Naturpark Spessart und Vernunftkraft Odenwald getragen und sollen damit die Regionen übergreifende Zusammenarbeit der beiden Organisationen zum Schutz von Natur, Landschaft, Umwelt und Menschen unterstreichen.

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