Main-Kinzig (MKK/jkm). Volle und sogar überfüllte Schulbusse in den ersten Wochen des neuen Schuljahrs sorgen nicht nur bei Schülerinnen und Schülern, Eltern und Schulleitungen für Unmut, sondern bereiten auch den beiden Schulträgern Main-Kinzig-Kreis und Stadt Hanau große Sorge. Sie schlagen eine Änderung und Anpassung bei den Schulanfangszeiten als sinnvolle Maßnahme vor. Mit diesem drängenden Vorstoß, den Schulleitungen bei der Gestaltung des Schulbeginns freie Hand zu lassen, wenden sich Landrat Thorsten Stolz und Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky sowie die beiden Schuldezernenten Winfried Ottmann und Axel Weiss-Thiel in einem Schreiben an das hessische Kultusministerium und erklären die Gründe in einer gemeinsamen Presseerklärung.
„In übervollen Bussen sitzen und stehen Kinder und Jugendliche dicht an dicht, die kurz zuvor in der Schule noch nach Jahrgängen und Klassen strikt getrennt unterrichtet wurden, um das Ansteckungsrisiko mit dem Coronavirus zu minimieren. Das ist nicht nur aus Sicht vieler Eltern schwer nachvollziehbar und eine insgesamt sehr unbefriedigende Situation. Wir können die geäußerten Sorgen und Ängste sehr gut nachvollziehen. Deshalb brauchen wir jetzt den nötigen Spielraum, um diese unbefriedigende Situation schnell verbessern zu können“, erklären Landrat Thorsten Stolz und Oberbürgermeister Claus Kaminsky.
„Wenn im Herbst und Winter viele Schülerinnen und Schüler für den Schulweg vom Rad wieder auf den Bus umsteigen, verschärft sich die Lage“, gibt Hanaus OB weiter zu bedenken.
Nicht nur im Stadtgebiet von Hanau werden Klagen über diese Zustände laut, auch im übrigen Kreisgebiet machen zahlreiche Eltern in diesen Tagen ihrem Unmut Luft. Derlei Beschwerden und Rückmeldungen landen gehäuft auf den Tischen der beiden Schuldezernenten, dem Kreisbeigeordneten Winfried Ottmann und dem Hanauer Bürgermeister Axel Weiss-Thiel. „Gerade zum Beginn der ersten Stunde sind die Busse voller, als es uns lieb sein kann. Immer wieder erreichen uns Forderungen seitens der Eltern, aber auch der Schulleitungen, dass die Schulbuskapazitäten nicht ausreichen sind und das Tragen von Masken allein im Bus kein ausreichender Schutz sein kann, wenn die Kinder und Jugendlichen nicht ein bisschen mehr Abstand in den Bussen einhalten können, weil schlichtweg kein Platz dafür da ist“, erläutert Winfried Ottmann die Situation. Auch der Hanauer Schuldezernent Axel Weiss-Thiel weiß um die angespannte Lage: „Durch eine Anpassung bei den Anfangszeiten am Morgen wären wir in der Lage, die vorhandenen Busse so einzusetzen, dass die Kinder und Jugendlichen der unterschiedlichen Jahrgänge nicht mehr alle zur selben Zeit fahren.“
Durch Rückmeldungen der lokalen Nahverkehrsorganisationen Kreisverkehrsgesellschaft Main-Kinzig mbH sowie Hanauer Straßenbahn GmbH sei die verschärfte Situation in der Schulbusbeförderung bekannt. Jedoch stehe auch fest, dass zusätzliche Kapazitäten nicht beliebig geschaffen werden können, da Busse und Fahrpersonal nicht in dem dafür benötigten Umfang bereitstehen oder zeitnah organisiert werden können. Auf Reisebusse auszuweichen sei nicht möglich, da diese nicht für den Einsatz im öffentlichen Personennahverkehr geeignet sind, da sie in der Regel auch nicht barrierefrei zugänglich sind und keine Stellflächen für Kinderwagen, Rollstühle oder ähnliches haben.
Deshalb wenden sich Landrat Stolz, Oberbürgermeister Kaminsky und die beiden Schuldezernenten Ottmann und Weiss-Thiel mit einer klaren Forderung an Staatsminister Alexander Lorz. „Die Schulleitungen benötigen freie Hand, damit sie in der Lage sind, gemeinsam mit den lokalen Nahverkehrsorganisationen ein Konzept entwickeln können, wie Schulbeginn, Schülerbeförderung und öffentlicher Personennahverkehr unter den Beschränkungen der Corona-Pandemie in Einklang gebracht werden können.“
„Die Forderung, den Schulbeginn und den Schulschluss durch unterschiedliche Anfangszeiten zu entzerren, ist keineswegs neu, jedoch jetzt umso drängender, als mit Beginn der Herbstzeit auch die Erkältungszeit wieder beginnt und wir auch mit einem Anstieg der Fallzahlen bei Infektionen mit dem Coronavirus rechnen müssen. Wir müssen jetzt die Weichen stellen, damit wir keine Weiterverbreitung des Virus in den Schulbussen riskieren“, erklärt Landrat Stolz.
Schuldezernent Winfried Ottmann hält es in diesem Zusammenhang für sinnvoll, eine entsprechende Arbeitsgruppe einzurichten. „Diese kann sich mit den praktischen Fragen auseinandersetzen, die sich durch eine Änderung der Anfangs- und Schlusszeiten ergeben. Etwa der Frage, wie die Betreuung der Kinder gewährleistet werden kann, die nicht schon zur ersten Stunde ihren Schultag beginnen“, erläutert Winfried Ottmann. „All das sind für uns drängende Fragen und wir erwarten hier Unterstützung seitens des Kultusministeriums“, erklärt Axel Weiss-Thiel. „Nur durch eine bessere Koordination aller Beteiligten Parteien lässt sich das Problem der überfüllten Schulbusse lösen“, ist Winfried Ottmann überzeugt und will dazu Schulleitungen, Schulträger und Verkehrsplaner an einen Tisch holen. Das sei in einer Zeit, die sehr stark durch die Corona-Pandemie geprägt sei, das Gebot der Stunde und hier sei Eile vonnöten. „Wir müssen jetzt die Möglichkeit haben, flexibel zu sein, damit wir schnell handeln können“, ergänzt Landrat Thorsten Stolz und Oberbürgermeister Claus Kaminsky ergänzt: „Wir erwarten, dass das Kultusministerium rasch in unserem Sinne handelt.“ Unabhängig von der Forderung an das Kultusministerium haben die Kreisverkehrsgesellschaft Main-Kinzig (KVG) und die Hanauer Straßenbahn (HSB) ihre Buslinien auf besonders stark frequentierten Strecken verstärkt.
„Der Main-Kinzig-Kreis und die Stadt Hanau setzen jetzt alles daran, dass die Situation mit den vollen Schulbussen durch veränderte Schulanfangszeiten entschärft wird, gerade im Hinblick auf die Herbst- und Winterzeit mit der erhöhten Gefahr für Infekte“, erklären Stolz und Kaminsky abschließend.