Main-Kinzig (FDP/hs). „Klare Führungsstrukturen sind für eine reibungslose Schulentwicklung sehr wichtig. Eine Amtsleitung durch Beauftragung oder Abordnung ist eindeutig die falsche Lösung“, stellt der ehemalige Schuldezernent der Stadt Hanau und ehrenamtlicher Kreisbeigeordneter, Prof. Dr. Ralf-Rainer Piesold, fest.
Stein des Anstoßes ist das schleppende Besetzungsverfahren um die Nachfolge der Leiterin des staatlichen Schulamtes, Sylvia Ruppel, die Anfang 2018 in den Ruhestand versetzt wurde. „Besonders erschwerend kommt hinzu, dass auch die Stellvertreterposition bisher unbesetzt geblieben ist. Aktuell müssen alle Beteiligten mit einer Abwesenheitsvertretung, die von drei Mitarbeitern geteilt wird, vorliebnehmen. Eine klare Kompetenzzuteilung sieht anders aus“, weiß der Fraktionsvorsitzende der FDP im Kreistag, Kolja Saß, und berichtet, dass sich die Main-Kinzig-Liberalen schon an den Betreuungsabgeordneten im Hessischen Landtag, den ehemalige Staatsminister Dr. Jörg-Uwe Hahn, gewandt haben.
Dr. Hahn hat bereits seine Unterstützung zugesagt und wird beim Kultusministerium nachhaken. „Leider hat sich die Situation seit dem Ausscheiden der ehemalige liberalen Kultusministerin Nicola Beer, verschlechtert“. stellt Dr. Hahn klar und betont ausdrücklich, dass die Zusammenarbeit mit der ehemaligen Direktorin Ruppel reibungslos verlaufen sei.
„Aus unerfindlichen Gründen waren die verantwortlichen Personen im Hessischen Kultusministerium weder in der Lage, eine mögliche schnelle Entscheidung über die Besetzung der Leitungsstelle 2018 zu treffen noch dann für ein rechtlich sauberes Verfahren zu sorgen. Parteipolitische Aspekte rangierten nämlich wie so oft bei der Besetzung von Leitungsstellen in Schulämtern und Schulen vor der gebotenen Bestenauslese“, zeigt Hahn auf.
„Dass sich die Führungslosigkeit des Schulamtes nun schon so lange hinzieht ist insbesondere aufgrund der Auskreisungsbemühungen der Stadt Hanau und der hierdurch immer wieder neu auftretenden Fragestellungen nicht hinnehmbar. Eine klare Linie des staatlichen Schulamtes wäre dringend notwendig“, kommentiert die Bildungspolitikerin und Mitglied des FDP-Landesvorstandes, Anke Pfeil, und ergänzt: „Die Stadt Hanau und auch der Main-Kinzig-Kreis sind in der Theorie schon länger eigenständige Schulträger. Jedoch herrscht noch immer eine starke Kooperation vor, was für beide Seiten von großem Vorteil ist. Nun mehren sich zunehmend die Signale, dass in Zukunft eine striktere Trennung zwischen den Schulträgern stattfinden soll.“
Prof. Dr. Piesold betont, dass eine Entwicklung zu mehr Konfrontation statt Kooperation dringend verhindert werden muss und wird durch den Vorsitzenden der FDP-Hanau, Henrik Statz, unterstützt: „Ein intaktes staatliches Schulamt muss auch hier eine Vermittlerrolle einnehmen können, arbeits- und entscheidungsfähig sein. An der Hohen Landesschule sowie an der Otto Hahn Schule sind die Leitungsposten ebenfalls derzeit unbesetzt und die Karl-Rehbein-Schule wird im kommenden Jahr folgen.“
„Die damalige konstruktive Arbeit zwischen den beiden kommunalen Schulämtern und dem staatlichen Schulamt muss man loben. Schulkooperationen und die Abstimmung der Schulentwicklung können nur konstruktiv funktionieren“,so Dr. Piesold.
Für den bildungspolitischen Sprecher der FDP-Kreistagsfraktion, Behrad Farhan, kommt erschwerend hinzu, dass die beiden Schulträger ihre Schulentwicklungspläne für allgemeinbildende Schulen fortschreiben: „Selbst bei der Besetzung von Schulleiterstellen, bei denen die beiden Schulträger einbezogen werden sollten, kommt es öfters zu Pannen. Teilweise wurden sogar die Beschlüsse des Main-Kinzig-Kreises ignoriert, was vermutlich durch eine schlechte Abstimmung zwischen den Stellen hervorgerufen wurde. Ein klar aufgestelltes Schulamt wäre hier sicherlich effizienter.“
„Gerade jetzt, da die Situation durch die COVID-19-Pandemie besonders schwierig ist, kann das Schulamt nicht länger kopflos bleiben“, stellt der Maintaler Liberale und Mitglied des Kreisvorstandes, Leo Hoffmann, fest.
Der stellvertretende FDP-Kreisvorsitzende aus Maintal, Prof. Dr. Fetzer, erklärt die Bedeutung auch damit, dass viele Kinder aus dem Hanauer Umland die Hanauer Schulen besuchen und auch Hanauer Schülerinnen und Schüler in Schulen des Main-Kinzig-Kreises, wie z.B. die Büchertalschule in Maintal, unterrichtet werden. „Wer hier schlampt, vernachlässigt die Entwicklung der Stadt und des Kreises. Das darf nicht sein“, stellt Dr. Fetzer abschließend fest.