Gelnhausen: Freie Schule startet im August

Gelnhausen: Freie Schule startet im August

Gelnhausen / Main-Kinzig (mok). Ab August gibt es in Gelnhausen ein neues Schulangebot: Nachdem den Gründungsinitiatoren die lang ersehnte Schulgenehmigung nun vorliegt, wird die Freiraum – Schule in freier Trägerschaft nach den Sommerferien pünktlich zum Schuljahresbeginn mit mehr als 20 Schülerinnen und Schülern eröffnen. Die neu gegründete Alternativschule ist mit ihrer besonderen pädagogischen Orientierung einzigartig im Main-Kinzig-Kreis und wird sich im Gebäude des ehemaligen Kirchenkreisamts der Evangelischen Kirche im Kapellenweg oberhalb des Stadtgartens befinden.

Vorangegangen waren zwei Jahre Vorbereitungszeit, in der die Mitglieder der Gründungsinitiative unermüdlich an ihrer Vision gearbeitet und sich von kleineren und größeren Fehlschlägen nicht entmutigen haben lassen. Mitunter auch, weil die Resonanz auf die regelmäßigen Infoveranstaltungen sehr groß war, die Initiatoren wachsende Unterstützung und viel Zuspruch erfahren haben und somit immer wieder aufs Neue in ihrem Vorhaben bestärkt wurden. Gestartet im März 2018 mit fünf Familien, umfasst die Gründungsinitiative mittlerweile elf Familien und auch der gemeinnützige Trägerverein freiRaum Gelnhausen e.V. wächst in seiner Mitgliederzahl stetig.

Die Freiraum-Schule wird zunächst Schülerinnen und Schülern der Klassen eins bis sechs offenstehen. Es wird jedoch bereits an dem Konzept für eine Sekundarstufe gearbeitet, sodass eine Erweiterung bis zur Klasse zehn in naher Zukunft erfolgt. Das Besondere an der Schule liegt v.a. in den Bereichen Natur, (Selbst-)Versorgung und in den vielfältigen Begegnungen, die den Kindern und den Menschen aus der Region ermöglicht werden sollen. Dies kann z.B. auf interkultureller Ebene in Form von Zubereitung von Tapas mit einer spanischen Studentin oder auf altersübergreifender Ebene in Form von regelmäßigen Besuchen eines pensionierten Handwerkers in seiner Werkstatt stattfinden. Die Schule soll keine vom alltäglichen Leben abgekapselte Institution sein, sondern vielmehr Teil des Alltags und Teil der Gesellschaft. Den Kindern wird ein aktives, selbstgesteuertes Lernen sowie Selbstverantwortung ermöglicht. Stattfinden wird dies in alters- und fächerübergreifenden Lernräumen. Für die Kinder wird es daher alltäglich sein, dass sich jeder mit unterschiedlichen Inhalten zu unterschiedlichen Zeitpunkten beschäftigt und es dabei verschiedene Schwerpunkte gibt. So können sie sich in ihrem eigenen Tempo entfalten, frei von Konkurrenz, Leistungsdruck und ohne Bewertung. Die Lernbegleiter sind keine Lehrer im belehrenden Sinne, sondern unterstützen die Kinder wenn nötig und erwünscht und bieten einen verlässlichen Rahmen im Schulalltag. Eine zentrale Rolle spielen auch eine gleichwürdige Beziehung zwischen Kindern und Erwachsenen sowie das Vertrauen in die intrinsische Motivation, d.h. den inneren Drang jedes Kindes, lernen zu wollen. Schulische Belange werden basisdemokratisch entschieden: Kinder, Eltern und Lernbegleiter stimmen ab. Die Freiraum Schule nimmt nicht nur Kinder, sondern ganze Familien auf. Dabei soll sie keinesfalls als Konkurrenz zum bestehenden Schulsystem wahrgenommen werden, sondern vielmehr die bestehende Schullandschaft bereichern und somit zur Vielfalt des Schulwesens in der Region beitragen.

Die langfristige Vision der Gründungsinitiative ist es, einen Ort der Begegnung zu schaffen, der offen für die Gemeinschaft und mehr als nur Schule ist. Der ein erweitertes Angebot für Begegnung, Sport, Kultur, Fort- und Weiterbildungen und Werkstätten bietet, mit Unternehmen vernetzt und von Natur und Tieren umgeben ist. An diesem Ort sollen sich kleine und große Menschen entfalten und lernen können, sich auf Augenhöhe begegnen und naturnahe und interkulturelle Erfahrungen sammeln. Es soll ein Ort entstehen, der die Gemeinschaft und den Gemeinsinn stärkt und der Entfremdung im weiteren Sinne entgegenwirkt.

Zunächst liegt das Augenmerk jedoch auf der Eröffnung der Schule und in den nächsten Wochen ist weiterhin viel Engagement aller Beteiligten gefragt: Unter anderem muss das Schulgebäude bis zum Schulstart renoviert, die Toiletten hinsichtlich Barrierefreiheit um- und die Schulküche eingebaut sowie die Schulräume eingerichtet werden. Da in Hessen Schulen in freier Trägerschaft eines gemeinnützigen Vereins in den ersten drei Jahren nach der Gründung keine staatlichen Zuschüsse erhalten, finanziert sich die Schule vorerst über einen Kredit und über Schulgeld, das die Eltern zahlen. Um das Schulgeld möglichst niedrig zu halten und allen Kindern den Schulbesuch zu ermöglichen, ist die Schule langfristig auf finanzielle Unterstützung sowie auf ehrenamtliches Engagement angewiesen. Gerade im Hinblick auf die kommenden Renovierungsarbeiten würden sich das Gründungsteam und die Eltern über Spenden sowie weitere tatkräftige Unterstützung in Form von Dienst- oder Sachleistungen freuen.

Weitere Informationen zu Schule, Trägerverein sowie Finanzierung und Unterstützung im Internet unter www.freiraum-schule.de.

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