Lockerungen: Kreis trifft Vorbereitungen

Lockerungen: Kreis trifft Vorbereitungen

Main-Kinzig (MKK/fw). „Wir alle haben es selbst in der Hand, mit dem nächsten Schritt der Lockerungen im wirtschaftlichen und öffentlichen Leben verantwortungsvoll umzugehen und damit mittelfristig weitere Schritte folgen zu lassen“, erklären Landrat Thorsten Stolz, Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler und Kreisbeigeordneter Winfried Ottmann. Die angekündigten Lockerungen des Bundes und der hessischen Landesregierung, etwa für das Gastgewerbe oder den Bereich der Schulen, hat der Main-Kinzig-Kreis in dieser Woche schon zum Anlass genommen, seinerseits die nächsten Schritte vorzubereiten. Gleichwohl fordert die Kreisspitze die Bürgerinnen und Bürger weiter zur Vorsicht auf. Landrat Thorsten Stolz bringt es auf den Punkt: „Die Aufhebung von weiteren Beschränkungen darf nicht zu leichtsinnigem Verhalten führen. Weiter Abstand halten, die noch bestehenden Kontaktbeschränkungen beachten und gegenseitige Rücksichtnahme im Alltag müssen weiter das Gebot der Stunde sein.“

Der Landrat macht deutlich, was die zwischen Bund und Ländern vereinbarte sogenannte „Notbremse“ für den Main-Kinzig-Kreis bedeuten würde. Das Tempo der Lockerungen könne regional wieder gedrosselt werden, sollten die Infektionszahlen an bestimmten Orten in die Höhe steigen. Der Wert liegt bei 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern in den zurückliegenden sieben Tagen. „Die neue Regelung auf die 420.000 Einwohner unseres Kreises übertragen bedeutet konkret, dass ab einer Zahl von 210 Neuinfektionen in einer Woche eine Reihe von bisherigen Lockerungen zurückgefahren und erneut Beschränkungen umgesetzt werden müssen“, so Thorsten Stolz. Diese Grenze liege schon relativ hoch, wenn man sich vergegenwärtige, dass sie selbst in der Zeit mit den höchsten Neuinfektionen im Main-Kinzig-Kreis nicht annähernd erreicht worden sei. „In der ersten Aprilhälfte hatten wir mal einen Wert von 110 Infizierten pro 100.000 Einwohnern. Es muss unser aller Ziel sein, gerade mit Rücksicht auf unser Gesundheitssystem weit unterhalb der Marke von 210, besser noch von 110 zu bleiben“, bilanziert der Landrat.

Simmler: „Strukturen auf kommunaler Ebene robust und flexibel“

Gesundheitsdezernentin Susanne Simmler spricht angesichts der zurückgehenden Zahlen an Neuinfektionen zwar von einer „Verschnaufpause“, will den Inzidenz-Wert von 50 Fällen je 100.000 Einwohner in einer Woche aber nicht als Startpunkt für ein Gegensteuern verstanden wissen. „Wir sehen, dass die erste Phase der Corona-Pandemie hinter uns liegt. Aber das Virus hat sich nicht verändert. Es kann sich rasant in Einrichtungen ausbreiten, es kann sich bei Menschenansammlungen stark verbreiten und es bleibt insbesondere für die ältere Generation und Vorerkrankte genauso gefährlich wie am Anfang der Pandemie“, erklärt die Erste Kreisbeigeordnete.

Entscheidend, so Simmler, bleibe ein frühzeitiges Eindämmen, wo immer ein Ansteckungsweg anzunehmen ist. Das sei im Main-Kinzig-Kreis weitgehend gelungen, „die Strukturen auf kommunaler Ebene waren robust und so flexibel wie notwendig. Wir haben durch die enge Zusammenarbeit aller auch teilweise neue Strukturen aufbauen und dieser Pandemie bisher gut trotzen können“: „Eine wie auch immer geartete Notbremse von außen haben wir bisher nicht gebraucht. Es ist einfach Teil der täglichen Arbeit des Gesundheitsamts und aller Beteiligten, die Verbreitung des Virus einzudämmen, zu verlangsamen und zur Vorsicht, Umsicht und Rücksicht aufzurufen“, sagt Gesundheitsdezernentin Simmler.

Wichtig ist nach Ansicht der Ersten Kreisbeigeordneten, dass man sich immer das Geschehen vor Ort individuell anschaue, gerade in Kliniken und in Pflegeheimen. „Wir werden uns an den Gedanken der Ungleichzeitigkeit gewöhnen müssen, sowohl was das unterschiedliche Vorgehen der Bundesländer angeht als auch die Situation, dass das Gesundheitsamt eine stationäre Einrichtung unter Quarantäne setzen muss, während sich wenige Meter entfernt wieder Menschen in Restaurants, Geschäften und Schulen begegnen“, so Simmler. Die Bürgerinnen und Bürger müssten noch lange mit dieser Situation leben und alles dafür tun, sich und andere zu schützen, „aber wir sind eben auch gut aufgestellt, sollten sich die Fallzahlen wieder verändern und wir situationsgerecht handeln müssen“.

In der Telefonkonferenz am Mittwoch hatten sich Bundeskanzlerin Angel Merke und die Länderchefs auf eine Reihe von Punkten geeinigt. Unter anderem können Gastronomen und Hoteliers in Kürze wieder öffnen, ebenso Geschäfte mit mehr als 800 Quadratmetern Verkaufsfläche. Möglich sind auch wieder mehr Begegnungen im privaten Bereich und Breitensport-Aktivitäten unter freiem Himmel, bei denen die Abstandsregeln einzuhalten sind.

Ottmann: „Einheitlich vorgehen, wo es nur möglich ist“

Schuldezernent Winfried Ottmann hat die Hinweise zum Bereich Schulen, wonach weitere Jahrgänge bis hinunter zu den vierten Klassen wieder den Unterricht aufnehmen sollen, in seine Gespräche einfließen lassen, die er auch am Donnerstag mit Akteuren rund um das Schulwesen geführt hat. „Wir sind täglich im Austausch mit dem Staatlichen Schulamt, Schulleitern und der KreisVerkehrsGesellschaft, um offene Fragen zu klären und uns auf das weitere Hochfahren des Unterrichtsbetriebs einzustellen. Aber wir können nicht alles zum jetzigen Zeitpunkt klären, so lange die genauen Vorstellungen und Auflagen des Landes nicht bekannt sind“, sagt Ottmann.

So fand Anfang der Woche bereits eine Gesprächsrunde mit den Schulleitungen von Förderschulen statt. Unterstützt durch die Expertise des Gesundheitsamts konnten einige Fragen zum täglichen Umgang mit Schülern mit Behinderung geklärt werden. Andere Fragen wiederum ließen sich aus Sicht von Winfried Ottmann nur einheitlich über das Schulamt beziehungsweise das Kulturministerium klären, weil sie die innere Organisation der Schulen und den Lehrbetrieb betreffen.

„Einheitlich vorgehen, wo es nur möglich ist, das ist meines Erachtens auch die Antwort auf die Frage, wie mehr Schülerinnen und Schüler trotz begrenzter räumlicher und personeller Kapazitäten an den Schulen, trotz einer begrenzten Zahl an verfügbaren Bussen im ÖPNV, bei all den geltenden Schutzregeln in den kommenden Monaten beschult werden können“, erklärt Ottmann. „Dafür werbe ich beim Staatlichen Schulamt und den einzelnen Schulen.“

Der Kreis sei beispielsweise offen für eine Art Schul-Schichtbetrieb in verschiedenen denkbaren Formen. Auch die KVG hatte hier Flexibilität signalisiert. Schwierig werde es aber, so Ottmann, wenn jeder einzelne Schulstandort ein höchst individuelles Konzept aufsetze und als unverrückbar vorlege. In der kommenden Woche werde es ein weiteres Gespräch mit Schulleiterinnen und Schulleitern aus dem Main-Kinzig-Kreis geben, in denen notwendige weitere Schritte und Vorschläge miteinander abgestimmt werden, so Ottmann. „Wir haben in den vergangenen Wochen schon gute Gespräche geführt, ich glaube, dass wir in dieser Atmosphäre auch rechtzeitig vor dem Schulstart für viele weitere tausend junge Menschen gute gemeinsame Lösungen finden werden.“

Landrat Thorsten Stolz, Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler und Kreisbeigeordneter Winfried Ottmann erwarten nun einen zeitnahen und aussagekräftigen Fahrplan in Hessen und die konkrete inhaltliche Ausgestaltung der vereinbarten Themen und Handlungsfelder. „Vor allem wir in den Landkreisen und den Städten und Gemeinden brauchen klare Aussagen für die Umsetzung der nächsten Meilensteine“, so Landrat Thorsten Stolz. „Meine Erwartungshaltung ist die, dass das Land Hessen die Zeit seit der letzten Telefonkonferenz mit der Bundeskanzlerin genutzt hat, um sich in grundlegenden Fragen und Themen zu positionieren, damit wir vor Ort und ebenso die Rathäuser, Ordnungsämter, Kitas und Schulen verbindliche Aussagen treffen können, was geht oder was eben auch nicht geht. Das erwarten die Bürgerinnen und Bürger von uns.“

Share

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert