„Warum wird der Giersch so verachtet?“

„Warum wird der Giersch so verachtet?“

Gelnhausen / Main-Kinzig (MKK/jkm). „Heute ist der 23. März, ein sehr sonniger aber kalter Tag, Corona hat uns fest im Griff. Wir sollen unseren Kontakt einschränken, aber den Kontakt zur Natur? Nein, ich kann mit meinem Hund einen Spaziergang machen.

„Willst du wissen, was Schönheit ist, so gehe hinaus in die Natur, dort findest du sie“, so schrieb es einst Alfred Dürer. Genau das mache ich und genieße die Ruhe, sehe einen Zitronenfalter und die Farbenpracht, die uns die Natur schenkt.

Das Super gelb vom Huflattich, eine interessante Pflanze: Erst kommt die Blüte, die gelb blüht, dann der Stengel und erst dann kommt das Blatt. Ich laufe weiter, was sehe ich: einen hellen Teppich, so kommt es mir vor, von lauter kleinen weißen Blüten, die Hungerblume. So reich habe ich sie noch nie gesehen, setze mich auf eine Bank und genieße die Aussicht. Ich sitze am Rande des Vogelsbergs, schaue in den wunderschönen Spessart sowie auch in die Rhön.

Wir laufen weiter, lila überall lila und ich nehme einen süßen Duft wahr. Auf diese Pflanze freut sich mein Patenkind, da sie sehr gut schmeckt vor allem, wenn man sie mit Eiweiß einpinselt und mit Zucker bestreut, ja das sind die Märzveilchen. Wieder gelb, eine Pflanze, die mit als Erstes kommt, das Scharbockskraut, aber wenn sie blüht, wird sie ungenießbar, dafür aber wunderschön zum Ansehen. Ich komme an einer Birke vorbei, dem ersten Baum, den ich erkennen konnte, klar durch die weiße Rinde. Wenn ich eine Birke sehe, denke ich immer an den Frühling, weil sie schon früh ihre Blätter bekommt.

Bevor sie austreibt, zapfen wir unseren Baum an und genießen das kühle, leicht süße Birkenwasser, daran denke ich beim Weiterlaufen. Lasse meinen Blick schweifen und sehe den wilden Schnittlauch, Brennessel, Labkraut und ganz viel Giersch. Denke, warum wird der Giersch so verachtet, ich kann den Giersch so gut in der Küche verarbeiten und er schenkt mir so viel Genuss und ist gut für die Gesundheit.

Gestern kam er in die grüne Soße mit Sauerampfer, auf den ich gerade getreten bin. Am Graben blühen schon die ersten Schlüsselblumen, also wieder gelb und weiß das Schaumkraut. Ist es das bittere, das behaarte oder das Wiesenschaumkraut? Das Wiesenschaumkraut blüht lila und meist auf der Wiese. Denke, dass es das behaarte Schaumkraut ist, nehme ein Blatt mit, um es zu  bestimmen. Sehe weitere Schlüsselblumen und erinnere mich an die Geschichte, wie die Schlüsselblume zu ihren Namen kam. Es gibt viele Erzählungen, aber ich finde diese am schönsten. Kurzfassung: Der Schlüssel vom Himmelstor ist runtergefallen und dort entstand die Schlüsselblume. Beobachte weiter, wie die ersten Insekten sich an den Wildkräutern laben. Laufe einen Weg hoch und schaue in den Garten auf die Wiese, sehe sehr viele Farben – wunderschön. Lila: das Veilchen, Traubenhyazinthen, Krokusse. Gelb: Narzissen, Krokusse, Schlüsselblume. Weiß: Schneeglöckchen, Gänseblümchen, Märzenbecher, Buschwindröschen, Purpurrot: Taubnessel und viele grüne Pflanzen, die man derzeit nur am Blatt erkennen kann.

Jetzt stehe ich auf unserem Hof, der kalte Ostwind fegt mir ins Gesicht und dabei beobachte ich meine Tiere, genieße den Moment mit allen Sinnen und denke wie einst Alfred Dürer: Die Natur schenkt uns so viel Schönheit, Farben, Genuss, Nahrung, Ruhe und –  und – wir müssen sie nur entdecken und die Herrlichkeit in uns aufnehmen. Ich freue mich schon auf den nächsten Spaziergang, denn es gibt so viel zu entdecken, man muss nur raus in die Natur.“

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