Gegen das Vergessen „Nie gefragt, nie erzählt“

Gegen das Vergessen „Nie gefragt, nie erzählt“

Schnell zusammen gefasst – und Dank KI nicht ganz perfekt

  • In der Ausstellung werden ausgewählte Porträts von Rafael Herlich aus dem Buch von Hans Riebsamen „Nie gefragt, nie erzählt“ in der Ehemaligen Synagoge in Gelnhausen zu sehen sein.
  • Der Vortrag beleuchtet die religiöse und kulturelle Vielfalt innerhalb des Judentums – von seinen Anfängen bis in die Gegenwart – und zeigt, wie unterschiedlich Jüdinnen und Juden ihren Glauben leben.
  • Zu lange haben aber Prominenz aus Wissenschaft und Kunst, haben Protagonisten der Politik und bekannte Namen der Literatur die Sicht auf die Mehrheit, der nicht berühmten und gefeierten Menschen verstellt.

Fotoausstellung „Jüdisches Leben in Deutschland heute“ – 9. bis 23. November – und Veranstaltungsreihe in der Ehemaligen Synagoge.

Gelnhausen (FRG/um). Der Förderverein Rabbinerhaus Gelnhausen e. V. Setzt ein Zeichen gegen das Vergessen. Mit dem Beginn der Ausstellung am Sonntag, 9. November, soll an die Reichspogromnacht am 9. November 1938 erinnert werden. Im Rahmen des Projekts „Nie gefragt – nie erzählt“ wird die Fotoausstellung „Jüdisches Leben in Deutschland heute“ des Fotografen Rafael Herlich, vom 9. bis 23. November, verbunden mit einer Veranstaltungsreihe in der Ehemaligen Synagoge Gelnhausen präsentiert.

In der Ausstellung werden ausgewählte Porträts von Rafael Herlich aus dem Buch von Hans Riebsamen „Nie gefragt, nie erzählt“ in der Ehemaligen Synagoge in Gelnhausen zu sehen sein. Die Fotos porträtieren jüdisches Leben in Deutschland und zeigen die Vielfalt, aber auch die Verletzlichkeit jüdischer Identität.

Während der Ausstellungstage vom 9. bis zum 23. November ist die Ehemalige Synagoge täglich von 16 bis 19 Uhr geöffnet. Die Öffnungszeiten der Abendveranstaltungen finden sich in den unten stehenden jeweiligen Veranstaltungshinweisen. Der Eintritt ist frei.

Sonntag, 9. November, „Nie gefragt, nie erzählt“ Fotoausstellung und Lesung. Begrüßung: Bürgermeister Christian Litzinger um 17 Uhr. Einführung und Lesung: Hans Riebsamen und Rafael Herlich. Lesung Katharina Fertsch-Röver

Viele Holocaust-Überlebende haben oft lange geschwiegen. Sie wollten ihre Kinder nicht belasten, die Kinder ihrerseits wollten die Eltern schonen. Hans Riebsamen begab sich auf die Spuren des Traumas, das Holocaust-Überlebende und ihre Nachfahren erlitten haben: Wie hat sich das Trauma auf die Töchter, Söhne und Enkel ausgewirkt? Wie haben sie versucht, ein solches zu verarbeiten oder sich davon zu emanzipieren? Gesammelt wurden 31 eindringliche Porträts von jüdischen Familien, die aus Gesprächen mit Überlebenden und ihren Angehörigen der zweiten und dritten Generation entstanden sind. Begleitet werden Riebsamens Texte von ausdrucksstarken Fotos des Fotografen Rafael Herlich, der die Vielfalt des Judentums seit Jahrzehnten dokumentiert.

Hans Riebsamen war 33 Jahre lang Redakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F.A.Z.). Seine Themen waren Politik, jüdisches Leben und Geschichte.

Rafael Herlich gilt als der Chronist jüdischen Lebens in Deutschland. Seine Bilder sind immer wieder in Ausstellungen zu sehen, so etwa im Frankfurter Jüdischen Museum, aber auch im Hessischen Landtag und im Europäischen Parlament in Brüssel.

Katharina Fertsch-Röver ist Schauspielerin und Theaterpädagogin. Einlass in die Ehemalige Synagoge ab 16 Uhr

Donnerstag, 13. November, „Die wunderbare Vielfalt des Judentums“. Vortrag von Niko Deeg ab 19 Uhr

Der Vortrag beleuchtet die religiöse und kulturelle Vielfalt innerhalb des Judentums – von seinen Anfängen bis in die Gegenwart – und zeigt, wie unterschiedlich Jüdinnen und Juden ihren Glauben leben. Dabei werden zentrale Fragen aufgegriffen:

  • Wie unterschiedlich sind die Strömungen des orthodoxen, konservativen, liberalen oder kabbalistischen Judentums?
  • Wie verstehen Gläubige heute die Tora – wortwörtlich oder im Licht moderner Zeiten?
  • Und wie prägt dieser Glaube den jüdischen Alltag von heute – von Gebet, Feiertagen und Speisegesetzen bis hin zu familiären und gesellschaftlichen Werten?

Niko Deeg ist Geschäftsführer von PINOT – Jüdische Bildungsbausteine, Bildungs- und Begegnungsstätte Hanau, und Vorstand der Jüdisch Chassidischen Kultusgemeinde Breslev Deutschland. PINOT ist bundesweit aktiv und setzt sich mit nachhaltigen Modellprojekten für Bildung, Aufklärung und Überwindung von Rassismus, Antisemitismus, Islamfeindlichkeit, Antiziganismus, Homophobie, eben gegen jede Art von Extremismus ein.

Dienstag, 18. November, „Flucht und Vertreibung aus Deutschland“, Vortrag zum Thema Erinnerungskultur in Gegenwart und Zukunft, von Prof. Dr. Wolfgang Benz ab 19:30 Uhr

In seinem Buch „Exil – Geschichte einer Vertreibung 1933–1945“, aus dem Prof. Dr. Benz liest, wird erstmals der Versuch unternommen, die Einteilung der Emigration aus Hitler-Deutschland nach den Sparten Politik und Kultur sowie dem rasseideologischen Motiv der Judenfeindschaft zu überwinden. „Der jüdische Exodus hatte die größte Dimension und er war im Gegensatz zum politischen und kulturellen Exil unumkehrbar. Zu lange haben aber Prominenz aus Wissenschaft und Kunst, haben Protagonisten der Politik und bekannte Namen der Literatur die Sicht auf die Mehrheit, der nicht berühmten und gefeierten Menschen verstellt. Für diese war das Exil nur Vernichtung von Lebensentwürfen und Existenzgrundlagen, Zerstörung von Überzeugungen, Hoffnungen, Illusionen“ (Text der Pressemitteilung).

Die Geschichte des Exils aus dem „Dritten Reich“ ist ein Lehrstück, geschrieben in einer Zeit, in der Menschen politisches Asyl in Deutschland begehren, in der Kriegs- und Bürgerkriegsflüchtlinge Schutz und Hilfe in dem Land suchen, das einst seine Bürger wegen ihrer Gesinnung oder ihrer Herkunft verfolgte und vertrieb.

Prof. Dr. Wolfgang Benz gehört zu den großen Persönlichkeiten der Antisemitismus- und Holocaustforschung. Er ist einer, der mit allen Möglichkeiten des Wissenschaftlers gegen das Vergessen und für die Demokratie eintritt. Der Historiker und ehemalige Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung an der Technischen Universität Berlin verfasste Standardwerke und Handbücher zu Antisemitismus und zu Nationalsozialismus, forschte zu Vorurteilen, lehrte international, begleitete den Aufbau der Gedenkstätten Dachau, Flossenbürg, Sachsenhausen und Ravensbrück und gestaltete vielerorts Gedenkarbeit mit. Er ist Sprecher des Beirats der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas. Wolfgang Benz ist Mitgründer und Mitherausgeber der Dachauer Hefte und war von 1969 bis 1990 Mitarbeiter des Instituts für Zeitgeschichte in München. Unter seinen vielen Veröffentlichungen sei insbesondere auf das achtbändige Nachschlagewerk „Handbuch des Antisemitismus“ hingewiesen.

Hans Sarkowicz aus Hailer hat gemeinsam mit Benz einige Texte verfasst, steht mit ihm in lebendiger Korrespondenz und freut sich auf Gespräch und Begleitung der Lesung.

Sonntag, 23. November, „Das Projekt Rabbinerhaus Gelnhausen“, Projektvorstellung und Konzeptideen des Fördervereins zusammen mit Prof. Dr. Michel Müller, 15 Uhr

Der Förderverein Rabbinerhaus Gelnhausen e. V. erarbeitet zusammen mit dem Architekten Professor Dr. Michel Müller ein Nutzungskonzept für das ehemalige Rabbinerhaus in der Brentanostraße 12, Gelnhausen. Entstehen soll ein Ort des Gedenkens an die jüdische Gemeinde Gelnhausen und einem Lernort für Demokratie.

Professor Dr. Michel Müller und der Verein werden zu neugewonnenen Erkenntnissen über das Rabbinerhaus und über den momentanen Sachstand der Entwicklung eines Raumkonzepts für die Nutzung des ehemaligen Rabbinerhauses berichten. Professor Müller wird die Pläne multimedial darstellen.

Prof. Dr. Ing. Michel Müller ist Architekt und Professor für Künstlerisch-Experimentelles Gestalten und Entwerfen am Kölner Institut für Gestaltung, Fakultät für Architektur.