Schnell zusammen gefasst – und Dank KI nicht ganz perfekt
- Selbst in den westlichen Gebieten der Ukraine, in denen es weniger Angriffe der russischen Armee gibt, wird der Alltag von den jungen Menschen immer wieder jäh unterbrochen.
- Auf der Rückfahrt trafen sich die Fahrerinnen und Fahrer der Ukrainehilfe Birstein und Brachttal dann in Ternopil mit den Freunden von LiftUkraine.
- Um Kinder und Jugendliche aus diesen Szenarien vorübergehend rauszuholen, organisiert der Verein LiftUkraine aus Staufenberg die Aktionswoche „Sieben Tage ohne Krieg“, die von der Ukrainehilfe Birstein und Brachttal nun zum zweiten Mal aktiv unterstützt wurde.
Ukrainehilfe Birstein und Brachttal unterstützt Projekt von LiftUkraine e.V. | Text und Bilder: Enrico Nagelberg & Christian Klas.
Birstein / Brachttal (UHBB/enck). Kinder und Jugendliche sollten unbeschwert aufwachsen können, egal ob sie dies in Deutschland, im westlichen Europa oder sonst irgendwo auf der Welt tun. Doch leider ist dies nicht für alle möglich. Zu denen, die dies nicht können, gehören seit einigen Jahren die Kinder aus der Ukraine. Selbst in den westlichen Gebieten der Ukraine, in denen es weniger Angriffe der russischen Armee gibt, wird der Alltag von den jungen Menschen immer wieder jäh unterbrochen. Mehrmals in einer Woche erleben sie einen Luftalarm, während der Schule, während des Spielens, während des Chillens, wenn sie schlafen. Es folgt meist eine Flucht in die Luftschutzkeller, da man nicht genau weiß, welches Ziel die russischen Drohnen und Flugzeuge genau haben, die in den Luftraum eingedrungen sind. Darüber hinaus gibt es regelmäßig längere Stromausfälle, wenn wieder einmal das Stromnetz Ziel eines Angriffes war. In den östlichen Landesteilen kommen regelmäßige Einschläge nach Angriffen hinzu. Die Kinder dort wachsen mit zerbombten Gebäuden, mit Leichen- und Leichenteilen auf, oftmals mit dem Verlust von Freunden und Angehörigen.
Um Kinder und Jugendliche aus diesen Szenarien vorübergehend rauszuholen, organisiert der Verein LiftUkraine aus Staufenberg die Aktionswoche „Sieben Tage ohne Krieg“, die von der Ukrainehilfe Birstein und Brachttal nun zum zweiten Mal aktiv unterstützt wurde. Damit die Hinfahrt zur Abholung nicht mit einem leeren Transporter startet, wurde zunächst ein Konvoi für die Hinfahrt zusammengestellt. 3,1 Tonnen Hilfsgüter und drei gespendete Fahrzeug fuhren gemeinsam mit dem Hilfstransporter der Ukrainehilfe Birstein und Brachttal zunächst nach Kiew.
Dort wurden die Spenden-Fahrzeuge, ein Audi A4 Kombi, ein Mitsubishi Pajero und Ford Transit übergeben, zusammen mit den 3,1 Tonnen weiterer Hilfsgüter. Darunter befanden sich Spenden der Ukrainer in Trier, ein Stromaggregat vom Friedenskreis Freigericht, mehrere Kühltruhen gespendet von der Woco GmbH aus deren ehemaliger Kantine, Kleiderspenden der AWO Wächtersbach sowie sehr viele Rollatoren, Gehhilfen, zwei Rollstühle, Bettunterlagen, Windeln für Erwachsene und Kinder, Spielzeuge sowie mehrere Kühlschränke aus Haushaltsauflösungen. Alle diese Dinge waren Spenden von Einzelpersonen und sie werden in der Ukraine dringend gebraucht.
Kurzfristig wurden auch noch 100 Einheiten Insulin gespendet, die gekühlt nach Kiew transportiert werden mussten. Auch das klappte mit Kühlboxen 12 V – Kühlboxen, die von Menschen aus Brachttal und Biebergemünd auf Leihbasis zur Verfügung gestellt wurden hervorragend.
Werbung gegen Spende
Den Unterhalt des Hilfstransporters finanziert die Ukrainehilfe teilweise durch Spenden von Unternehmen, deren Werbung im Gegenzug auf dem Fahrzeug abgebildet wird. Die drei ersten Spender auf dem Fahrzeug sind die Immobilienmaklerin Yvonne Langer, Brandschutz Christ Engineering und Next Energy.
Auf der Rückfahrt trafen sich die Fahrerinnen und Fahrer der Ukrainehilfe Birstein und Brachttal dann in Ternopil mit den Freunden von LiftUkraine. Dort wurde eine Gruppe von 15 Schülerinnen und Schülern und deren Lehrerin aufgenommen. Diese waren in der Nacht zuvor nach 12 Stunden Zugfahrt aus Nikopol zum Treffpunkt gekommen.
Jugendliche aus Nikopol zu Gast
Nikopol, eine Stadt mit 43.000 Einwohner im Süden der Ukraine ist immer wieder Ziel russischer Angriffe. Die Jugendlichen haben in den letzten Jahren keinen Tag ohne Luftalarm erlebt, sie mussten Angriffe live miterleben. Während der Fahrt Richtung Deutschland erreichte eine erneute Angriffswelle am 01.06. die Heimatstadt der Jugendlichen.
Sie wurden von Liftukraine in Gießen untergebracht, wo sie unter anderem auch eine Schule und gleichaltrigen Schülerinnen und Schülern aus Deutschland für den gegenseitigen Austausch zur Verfügung standen. Zum abwechslungsreichen Programm gehörten darüber hinaus auch eine Kanufahrt auf der Lahn (Titelbild), ein Besuch im Phantasialand, deutsche Gesichte beim Point-Alpha-Besuch und ein Tag in Frankfurt mit einem Ausflug auf den Main-Tower.
Man konnte deutlich spüren, wie die jungen Menschen aufblühten und ihre Woche in Deutschland genossen. In der Nacht vor der Abfahrt wurde die gesamte Ukraine von den bisher heftigsten Drohnen- und Raketenangriffen getroffen. Auch Ternopil, der Ort in den die Jugendlichen zurückgefahren wurden, war ein Ziel der Angriffe, genau wie ihre Heimatstadt Nikopol erneut unter schweren Beschuss geriet.
Gemischte Gefühle bei der Rückfahrt
Dies trübte die Stimmung auf der Rückfahrt: Die deutschen Fahrerinnen und Fahrer waren dabei, unsere Gäste zurück in ein Kriegsgebiet zu shutteln. Die Jugendlichen selbst hatten eine kurze Woche mit weniger Ängsten und Sorgen hinter sich und machten sich auf den Weg in eine ungewisse und gefährliche Zukunft. Auf den Weg in einen Ort, wo Freunde und Familien einerseits sehnsüchtig auf sie warteten, andererseits aber auch wussten, dass diese Kinder zumindest kurzfristig außer Gefahr waren und nun zurückkehren.
Letztendlich gab es am Bahnhof in Ternopil eine herzliche Verabschiedung. Die Jugendlichen waren sehr dankbar für die Zeit, die sie in Deutschland verbringen durften. Einerseits wären die meisten gerne geblieben, andererseits freuten sie sich auf die Rückkehr in ihre vertraute Heimat, auch wenn diese aktuell viele Gefahren birgt.
Für die Helferinnen und Helfer aus Deutschland, steht fest, dass es unbedingt weiterer solcher Aktionen bedarf, um Kindern und Jugendlichen zumindest eine zeitweise sorgenfreiere Zeit zum Durchatmen zu bieten.
Während der Übernachtung in Ternopil erlebten unsere Fahrerinnen und Fahrer am eigenen Leibe zwei Mal den Luftalarm, der sie aus dem Schlaf riss und in den Luftschutzkeller führte. Diese Gefühle ständig zu erleben, dass lässt niemanden wirklich kalt, auch wenn viele fälschlicherweise behaupten, man könne im Westen der Ukraine sogar Urlaub machen. Die Ukrainehilfe Birstein und Brachttal prüft aktuell, ob sie ein solches Projekt in eigener Regie in den Sommerferien umsetzen kann, eventuell in Kooperation mit der Partnerstadt von Bad Soden–Salmünster, Tschortkiw.
Bereits nächste Woche wird ein ausgesonderter Rettungswagen in Kooperation mit Helpchain e.V. nach Buchta überführt werden.