Taurus-Raketen sind keine „Game-Changer“ im Ukraine-Konflikt

Taurus-Raketen sind keine „Game-Changer“ im Ukraine-Konflikt

Schnell zusammengefasst

  • In ihrem Gespräch erinnerten Freuding und Tauber zunächst an den Beginn des Ukraine-Kriegs 2014, die Annexion der Krim durch Russland und die damalige Einschätzung der Situation.
  • In einem weiteren Schritt wurde an diesem Abend die Situation der Bundeswehr in den Vordergrund gestellt, denn so ist seit langem klar, dass es an Soldaten, Ausrüstung und Bewaffnung fehlt und die Defizite nur nach und nach ausgeglichen werden könne.
  • Nach der Beantwortung von Fragen aus dem Publikum beendete Thomas Wiegelmann, Präsident des Rotary Club Bad Orb, die Veranstaltung mit einem herzlichen Dankeschön an den Generalmajor und der Übergabe kleiner rotarischer Aufmerksamkeiten.

Generalmajor Dr. Christian Freuding – Leiter des Lagezentrums Ukraine im Bundesministerium der Verteidigung – beim Rotary Club Bad Orb

Bad Orb / Main-Kinzig (LCBO/tw). Im gut besetzten großen Saal des Hotels an der Therme lauschten weit über 100 Zuhörer den Ausführungen von Generalmajor Dr. Christian Freuding, Leiter des Lagezentrums Ukraine und des Planungs- und Führungsstabes im Bundesministerium der Verteidigung. Er war der Einladung des Rotary Club Bad Orb gefolgt und nahm im Gespräch mit dem Parlamentarischen Staatssekretär a.D. Dr. Peter Tauber (RC Bad Orb) Stellung zum Ukraine-Krieg und seinen Folgen für Deutschland und Europa.

In ihrem Gespräch erinnerten Freuding und Tauber zunächst an den Beginn des Ukraine-Kriegs 2014, die Annexion der Krim durch Russland und die damalige Einschätzung der Situation. Nach dem Einfrieren des Konflikts und dem zweiten Angriff Russlands 2022 habe sich die Lage dramatisch verändert. Russland rüste weiter massiv auf, so Freuding. Demnächst verfüge die russische Armee über eine Mannschaftsstärke von 1,5 Millionen Soldaten und ist damit größer als die Armee der europäischen NATO-Staaten zusammen. Gleiches gelte für die materielle Aufrüstung, wie Freuding am Beispiel der Drohnenproduktion erklärte.

Russland habe zudem klar gemacht, dass es nur am einem Siegfrieden interesse habe und das Ziel der russischen Außenpolitik die Erweiterung des Staats- und Einflussgebiets sei. Damit seien auch Bündnispartner in der Europäischen Union und in der NATO unmittelbar bedroht.

In einem weiteren Schritt wurde an diesem Abend die Situation der Bundeswehr in den Vordergrund gestellt, denn so ist seit langem klar, dass es an Soldaten, Ausrüstung und Bewaffnung fehlt und die Defizite nur nach und nach ausgeglichen werden könne. Politische Entscheidungen in Bezug auf die Finanzierung der Bedarfe wurden getroffen, eine Entscheidung über die Frage nach einer Wehrpflicht oder einer Freiwilligenarmee steht noch aus.

Einig war man sich in der Frage, dass die denkbare Lieferung von Taurus-Raketen keinen „Game-Changer“ im Ukraine Konflikt darstellen würde. Generalmajor Dr. Freuding wies darauf hin, dass ein Waffensystem allein den Verlauf des Krieges nicht verändern könne. Vielmehr sei die Aufrechterhaltung einer breit angelegten Unterstützung für die Ukraine zwingend, um das Land vor einer Niederlage zu bewahren.

Zum Schluss erteilte Generalmajor Dr. Freuding der Annahme, dass in einer Zeit nach Putin alles besser würde, eine Absage. Putins Aktivitäten werden gestützt von einem starken Machtapparat und breiter Unterstützung in der Bevölkerung, so dass man davon ausgehen müsse, dass nach Putin das Großmachtstreben Russlands unter einer anderen Führung fortgesetzt würde.

Nach der Beantwortung von Fragen aus dem Publikum beendete Thomas Wiegelmann, Präsident des Rotary Club Bad Orb, die Veranstaltung mit einem herzlichen Dankeschön an den Generalmajor und der Übergabe kleiner rotarischer Aufmerksamkeiten.