„Letztlich ist es jedoch nur ein Judaslohn. Es werden Landschaft, Wald, Flora und Fauna unwiederbringlich verletzt“. Leserbeitrag von Heinz-Josef Prehler
Bad Orb / Jossgrund / Flörsbachtal (GWBO/hjp). Der Windkraftprojektierer ABO Energy lud in Flörsbachtal-Kempfenbrunn zu einer Informationsveranstaltung über ein weiteres in der Planung befindliches Windkraftprojekt auf Waldflächen zwischen Jossgrund-Pfaffenhausen und Flörsbachtal-Lohrhaupten ein. Fünf zusätzliche Anlagen sollen im Windvorranggebiet 2-76 gebaut werden. Auf dieser Fläche sind bereits sechs Windräder der Naturenergie Main-Kinzig auf dem Roßkopf in Betrieb. Von weiteren fünf Anlagen sind drei bereits genehmigt und zwei befinden sich in einem laufenden Genehmigungsverfahren. „Insgesamt werden am Ende auf der Vorrangfläche zwischen Pfaffenhausen und Lohrhaupten 16 Windkraftanlagen der Bevölkerung zugemutet“, zieht Heinz Josef Prehler, Chef des windkraftkritischen Vereins Gegenwind Bad Orb Bilanz. Prehlers Ausführungen nachfolgend im Wortlaut.
„Vollmundig verkündet der Investor, dass mit den zusätzlichen fünf Anlagen rund 81 Millionen Kilowattstunden Strom produziert werden. So viel würden etwa 48.000 Personen verbrauchen. Wenn ABO-Energy genauso gut rechnet wie seinerzeit die Firma juwi beim Bau der ersten sechs Anlagen bei Flörsbachtal, dürften es vielleicht zwei Drittel der genannten Personenzahl sein. Auch ist damit zu rechnen, dass bei der Dichte der Windräder der Gesamtwirkungsgrad aller Anlagen sinkt, weil sich die Anlagen den Wind gegenseitig wegnehmen. Die dem Wind abgewandte Leeseite wird deutlich weniger Windenergie erhalten, als die dem Wind zugewandte Luvseite“.
„Was ABO Energy wie üblich nicht sagt ist, dass neben dem Bau der Windräder eine umfangreiche zusätzliche Infrastruktur der Energieverteilung und Grundlastkraftwerke gehören; um während der Zeit fehlenden Windes Haushalte, Gewerbe und Industrie zu versorgen. Windräder liefern in unserem windarmen Gebiet nur rund 20 Prozent ihrer Nennleistung. Wenn eine Anlage also für 7 MW Nennleistung ausgelegt ist, liefert sie über ein Jahr nur rund 1,4 MW. Das Rechenbeispiel hat nur statistischen Wert. In Wirklichkeit wird Strom abhängig von der Windstärke geliefert. Da es windstille Zeiten gibt, muss neben Windrädern und Photovoltaikanlagen ein komplettes zweites Versorgungssystem vorhanden sein. Während diese Zeilen geschrieben werden, stehen alle 17 Windräder an den Vier Fichten bei Wächtersbach still und Photovoltaik-Strom gibt es auch nicht, da es stark bewölkt ist. Wo kommt der Strom gerade her?“
„Es handelt sich eher um die bekannte Salamimethode“
„Das Horstgebiet, die Vorrangfläche 2-304 zwischen Bad Orb und Bieber, hat ca. 460 Hektar und ist doppelt so groß wie die oben genannte Vorrrangfläche. Die Firma Ørsted beabsichtigt dort angeblich nur acht Anlagen zu bauen. Wer soll das glauben? Es handelt sich eher um die bekannte Salamimethode, nämlich ein großes Projekt in zeitlich gegliederte Abschnitte zu unterteilen. Neben den eingangs beschriebenen Projekten auf dem Vorranggebiet 2-76 wurde auch die Waldfläche bei Wächtersbach, die Vier Fichten, in Teilabschnitten bebaut. Dort stehen heute inzwischen 17 Anlagen. Nimmt man die beiden Projekte als Beispiele könnten auf dem Horstgebiet eher über dreißig Anlagen entstehen.“
„ABO-Energy berichtet auch von Pachterlösen und Kommunalabgaben an die Nachbargemeinden. Verständlich ist, dass die Gemeinden das Geld brauchen. Schließlich bürden ihnen Land und Bund ständig neue Aufgaben auf ohne entsprechende finanzielle Kompensation. Letztlich ist es jedoch nur ein Judaslohn. Es werden Landschaft, Wald, Flora und Fauna unwiederbringlich verletzt. Das gleiche gilt auch für die Bedürfnisse vieler Menschen nach einer unzerstörten, naturbelassenen Heimat.“
„Starke Interessensgruppierung entwickelt mit einer mächtigen Lobby in Berlin“
„Die Windkraft- und Photovoltaik-Industrie hat sich zu einer starken Interessensgruppierung entwickelt mit einer mächtigen Lobby in Berlin. Das eigentliche gesellschaftliche Ziel dieser Industrie, nämlich COâ‚‚ einzusparen, wird jedoch immer fraglicher. Deutschland allein reduziert zwar mehr COâ‚‚ als von der Europäischen Gemeinschaft vertraglich festgelegt. Aufgrund des Europäischen Emissionshandelssystems werden damit aber freiwerdende deutsche COâ‚‚-Zertifikate billig von Nachbarländern für deren dann zulässigen höheren COâ‚‚-Ausstoß aufgekauft. Die Gesamtemissionen an Treibhausgasen sinken damit nicht. Bei uns explodieren jedoch die Kosten, welche über einen steigenden Strompreis und zusätzlich vom Steuerzahler teuer bezahlt werden müssen.“