Nicht nur die Kinder wurden begeistert

Nicht nur die Kinder wurden begeistert

Bühnenshow für junges und junggebliebenes Publikum: „Der Schatz von Piepenschlönz“ – eine Nachbetrachtung in Wort und Bild von Andrea Euler.

Bad Orb (ae). Es gibt Balu, den Bär aus dem Dschungelbuch. Knut, den Eisbär, das Orakeltier diverser Fußballspiele. Für die Älteren gibt es Black Beauty, Flipper und Fury. Und für alle gibt es aktuell die beiden tollpatschigen Erdmännchen Jan und Henry, die am zurückliegenden Freitagnachmittag ganze Familien im Theatersaal begeistern. „Der Schatz von Piepenschlönz“ heißt die neue musikalische Bühnenshow des Theaters Lichtermeer, die neben viel Humor und Spannung auch eine Einweisung in die Welt der Musicals beinhaltet und mit Stimmen, Liedern, Witz, Effekten, Kostümen, Bühnenbild und Professionalität überzeugt. Nicht nur die Kinder…

Es braucht nur ein paar wenige tapsige Tanzschritte der beiden Erdmännchen-Zwillinge, die den kleinen Menschen im Publikum aus dem Kinderkanal vertraut sind, und schon ist vergessen, dass Jan und Henry Puppen sind und von ihren menschlichen Assistenten Christian Steinborn als Jan und Maximilian Nicola Wenning als Henry Unterstützung brauchen. Oder genauer: Die Hinterpfoten der in der Realität maximal 35 Zentimeter großen Raubtiere sind mit den Füßen der beiden Schauspieler verbunden, eine Hand führt einen Arm der possierlich wirkenden Puppen, die andere macht den Kopf beweglich. Das Ergebnis: Zwei (nahezu) echt wirkende Puppen von knapp eineinhalb Metern Größe, die als eigenständige Wesen wahrgenommen werden.

Und einiges zu tun haben im „neuesten Fall für die Erdmännchen“, denn auf Schloss Piepenschlönz gehen seltsame Dinge vor sich: Die beiden Publikumslieblinge Jan und Henry haben eine Schlossbesichtigung gewonnen – und schon während der Busfahrt dorthin wird den Gästen singend verraten: „Jeder Tag bringt neue Rätsel, neue Fragen tauchen auf. Doch ihr werdet sie schon lösen, Jan und Henry kommen drauf…“ Das allerdings dauert ein wenig – genauer: Neunzig Minuten, in denen eine fieberhafte Suche nach einem angeblich verborgenen alten Schatz im Gange ist, mit dessen Fund die Pfändung des Gemäuers verhindert werden soll. Timo Riegelsberger als künstlerischer Leiter hat sich mit Text, Musik und Inszenierung so richtig ins Zeug gelegt, für die Musik und generell die Erarbeitung der Bühnenversion ist er gemeinsam mit Jan Radermacher verantwortlich, der auch als Autor, Puppenbauer und Illustrator wirkt.

In einem rasanten Mix aus Gesang, lustigen Dialogen und dem Auftritt origineller Figuren wie dem langsamen Fräulein Hurtig (Leonie Fuchs), dem gestressten Graf Gabriel (Bastian Kohn) und der trickreichen Krokodella (Michael Fernbach) nimmt die Handlung im Schloss und dessen Kellerverlies ihren Lauf, mittendrin stets die Erdmännchenbrüder und Grafentochter Lucretia (Sina Dekker). Das sechsköpfige Ensemble spielt, singt und lacht sich in die Herzen der Gäste – nicht nur der kindlichen. Denn manche Anspielung ist gerade auch auf die ältere Zielgruppe gemünzt: „Dörte Dancing“ etwa, das Pferd von Graf Giesbert. Oder wenn die Stimme aus dem Off, mit der die Erdmännchen gerne mal kommunizieren, klar erklärt: „Ich bin nicht Alexa!“ Auch wenn der Theaterdonner dann ausbleibt, wenn statt des Grafennamens nur vom „Graf-ihr-wisst-schon-wer“ die Rede ist, fühlt sich das gesamte Publikum mitgenommen.

Die Kinder erfahren, dass es nicht „Duschschlauch“, sondern „Durchlaucht“ heißt, die Tochter einer Gräfin aber keine Prinzessin ist. Dass „ominös“ nichts damit zu tun hat, dass die „Omi bös“ ist. Und dass ein Gespenst dann laute Geräusche macht, wenn es einen Trommelkurs besucht hat. Der Spaß ist allen anzusehen: Chips, Kuchen, Popcorn, Schokoriegel, Apfelsaft von der Wunderbar Eventgastronomie sind mit am Start bei den kleinen Gästen, von denen nahezu jeder mindestens ein plüschiges Erdmännchen im Arm trägt. Und am Ende, nach stürmischem Applaus, geht es ins Foyer, wo Plakate, Kuscheltiere, Handpuppen und CDs auf ihre Abnehmer warten. Und wo die großen und kleinen Fans ihre Helden auf der Bühne von ganz nah und in echt erleben dürfen.