Neustart am Landgericht: „Unsere Aufgabe ist es, Menschen nicht nur beruflich, sondern auch menschlich zu stärken“
Hanau / Main-Kinzig (KCA/tg). Morgens den Rechner hochfahren, E-Mails sortieren, den Tag planen – für viele ist das Routine. Für Alexander Kaufmann war das lange Zeit ein unerfüllbarer Wunsch. Der 61-jährige IT-Spezialist aus Neuberg hatte durch eine akute Verschlechterung seiner angeborenen Kurzsichtigkeit nicht nur seinen Job, sondern auch seine Perspektive verloren. Nach Jahren der Arbeitslosigkeit und erfolglosen Bewerbungen hatte Kaufmann die Hoffnung auf eine berufliche Zukunft fast aufgegeben. „Ich fühlte mich unsichtbar – als ob meine Erfahrungen und Fähigkeiten keinen Wert mehr hätten“.
Die Wende kam durch die Fachstelle Berufliche Teilhabe des Kommunalen Centers für Arbeit (KCA) – Jobcenter des Main-Kinzig-Kreises. Mit einem geschulten Blick für Potenziale und viel Empathie nahm sich Oliver Weirich, Arbeitsvermittler, dieser Herausforderung an. „Menschen zurück ins Berufsleben zu begleiten und ihnen Mut zu geben, ist mir eine Herzensangelegenheit“, sagt Weirich. Die Fachstelle, spezialisiert auf die Vermittlung von Menschen mit Behinderung, bietet nicht nur intensive Beratung und finanzielle Förderung, sondern begleitet betroffene Personen auch durch die oft komplizierten Prozesse der beruflichen Rehabilitation. Gemeinsam erarbeiten sie individuelle Lösungen, wie Qualifizierungen, Umschulungen oder Probebeschäftigungen. Das Ziel ist immer, eine langfristige sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. Dabei arbeitet sie eng mit Reha-Trägern wie der Rentenversicherung und der Bundesagentur für Arbeit zusammen.
„Ich fühlte mich unsichtbar – als ob meine Erfahrungen und Fähigkeiten keinen Wert mehr hätten“
Eine offene Stelle am Landgericht bot Alexander Kaufmann die ideale Chance auf einen Neuanfang. Mit Unterstützung des Integrationsamts, das spezielle Arbeitsmittel wie Lupen und größere Monitore bereitstellte, konnte Kaufmann die Arbeit in der Post- und Scanstelle aufnehmen. Seit einiger Zeit digitalisiert er nun die Eingangspost, verwaltet Einschreiben und unterstützt perspektivisch auch bei IT-Fragen. „Ich bin unglaublich dankbar, wieder arbeiten zu können“, sagt Kaufmann. „Die Arbeit gibt mir nicht nur Struktur im Alltag, sondern auch das gute Gefühl, finanziell wieder auf eigenen Beinen zu stehen.“
Auch Frau A. aus Hanau, die ebenfalls seit ihrer Geburt an einer schweren Sehbehinderung leidet, hat mit Unterstützung der Fachstelle Berufliche Teilhabe den Sprung ins Berufsleben geschafft. Nach einer berufspraktischen Ausbildung und mehreren Praktika wurde die 30-Jährige am Landgericht übernommen und arbeitet dort im Schreibbüro.
„Unsere Aufgabe ist es, Menschen nicht nur beruflich, sondern auch menschlich zu stärken“, betont Weirich. „Es erfüllt uns, zu sehen, wie eine neue Perspektive das Leben positiv verändern kann.“ Auch Alexander Kaufmann möchte anderen Mut machen: „Gebt nicht auf und verliert nicht die Hoffnung. Es gibt immer eine Lösung – manchmal muss man nur ein wenig Geduld mitbringen.“
Aktueller Überblick
Die Zahl der Arbeitslosen nach dem SGB II ist im Vergleich zum Vormonat gestiegen. Sie liegt bei einer Quote von 4,0 Prozent. Das entspricht im Dezember 2024 exakt 9.415 Arbeitslosen im MKK. Die Anzahl der Leistungsbeziehenden nach dem SGB II betrug in diesem Zeitraum 26.915 Personen. Es gelang dem Jobcenter im Dezember 254 Arbeitsuchende in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Die Zahl der Neuanträge lag bei 604. Im gleichen Zeitfenster nahmen 891 Klient*innen des KCA-Jobcenters an einer Maßnahme der aktiven Arbeitsförderung teil. Die Bandbreite dieser Maßnahmen ist sehr weit und reicht von niedrigschwelligen Angeboten bis hin zu arbeitsmarktnahen Qualifizierungen. Zusätzliche Informationen können Sie der beigefügten Übersicht entnehmen.
Zum Bild: Ein neuer Anfang besiegelt: Alexander Kaufmann setzt seine Unterschrift für die Zukunft.