Veranstaltung im Haus des Gastes zu dem Windkraft-Plänen auf dem Horstberg / Text und Bilder: Heinz Josef Prehler (Vorstand Gegenwind).
Bad Orb (GBO/hjp). In einer weiteren von Gegenwind Bad Orb organisierten Veranstaltung zur Absicht, auf dem Horstberg Windkraftanlagen zu bauen, berichteten „fachlich hervorragend qualifizierte Referenten“ über die Vielfachnutzung der heimischen Wälder, den dort vorhandenen windkraftsensiblen Tierarten und die drohenden Gefahren durch den Bau von Windkraftanlagen im Ökosystem Wald. Der Vortragsabend wurde durch Informationen über die ökonomische Notwendigkeit einer unzerstörten Waldlandschaft rund um den Gesundheitsstandort Bad Orb ergänzt. Nachfolgend der Beitrag von Heinz Josef Prehler:
„„Spessart, du bist zu schön, um kahl zu sein!“, so führte Günter Hunold, Förster i.R., in das höchst komplexe Thema Waldnutzung, Waldökologie und industrielle Waldnutzung durch Windkraft ein. Der Wald schützt die Flächen, auf welchen er wächst, auf vielfältige Weise vor Bodenerosion. Das Kronendach und der Stockwerkbau des Waldes führen zu einer Verteilung und Verlangsamung der Regentropfen. Damit wird die erosive Kraft des Wassers drastisch reduziert. Wälder haben große Bedeutung als Wasserspeicher und die Verfügbarkeit von Trinkwasser. Dies gilt besonders für den Horstberg zwischen Bad Orb und Bieber, wo mit aktiver Beteiligung von HessenForst, die Firma Ørsted auf 460 Hektar Wald Windindustrieanlagen bauen will. Bad Orb bezieht sein hervorragendes Trinkwasser ausschließlich von Quellen unterhalb dieses Gebietes aus dem Orbtal. Wichtige Trinkwasserquellen gibt es auf der Seite des Biebertals in Bieber, durch die nicht nur die einheimische Bevölkerung versorgt werden, sondern auch die Stadt Frankfurt. Anhand von Bildern der Windkraft-Baustellen Flörsbachtal und Vier Fichten bei Wächtersbach demonstrierte Hunold, wie die geschlossenen Waldlandlandschaften aufgerissen werden. Durch Wegeverbreiterungen und große Baustellenflächen wird der ehemalige Waldboden verdichtet und mit Schotter überzogen und damit schlussendlich zur Industrielandschaften degradiert. Das bedeutet die Zerstörung der letzten geschlossenen Ökosysteme. Große Flächenanteile des Offenlandes (nicht Waldgebiete) wurden bereits für Siedlungen, Industrieanlagen, Gewerbegebiete und Straßen geopfert.“
„Dr. Berthold Andres von der Bürgerinitiative Windkraft im Spessart – In Einklang mit Mensch und Natur, führte mit einem Überblick über den Erlass der Hessischen Umwelt- und Wirtschaftsministerien zu „Naturschutz/Windenergie“ aus dem Jahr 2020 ein. Dort werden zahlreiche windkraftsensible Vogel- und Fledermausarten aufgeführt. Andres zeigte, dass fast alle diese Tiere auf der Windvorrangfläche zwischen Bad Orb und Bieber ihre Heimat haben. Dies wird durch mehrere faunistischen Untersuchungen belegt. Z. B. konnten durch zahlreiche Beobachtungen über einen längeren Zeitraum die Flugbewegungen des Schwarzstorchs im Vorranggebiet 2-304 aufgezeigt werden. Überraschenderweise entdeckte man auf der Waldfläche zwischen Bieber und Bad Orb auch einen Hotspot der streng geschützten Mopsfledermaus. Jedoch opferten die zuständigen Hessischen Ministerien deren Schutz dem ideologisch motivierten Windkraftausbau.„
„Der erforderliche Abstand von neu geplanten WKA zu nachgewiesenen Quartieren der Mopsfledermaus wurde schrittweise von 5.000 m im Regionalplan Südhessen, Teilplan Erneuerbare Energien von 2012, über 1.000 m in einem Erlass des Hessischen Umweltministeriums im Jahr 2016, im Genehmigungsbescheid zum Windpark Rosskopf in 2018 durch das Regierungspräsidium Darmstadt auf 200 m reduziert. Die rechtliche Überprüfung dieser willkürlichen Abstandsfestlegungen ist bisher noch nicht erfolgt. Das Klageverfahren der BI Windkraft im Spessart – welches u.a. genau dieses willkürliche Vorgehen nicht mit der aktuellen Rechtslage für vereinbar hält – gegen die Windkraftanlagen der Naturenergie Main-Kinzig in Flörsbachtal, ist seit 2018 ohne ein Urteil beim VGH Kassel anhängig. Die politisch Verantwortlichen kümmert offenbar auch nicht das von der Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten herausgegebene „Helgoländer Papier“. Es definiert, wie weit neue Windkraftanlagen z. B. an Niststandorte von Schwarzstorch oder Rotmilan gebaut werden dürfen. Der o.g. Hessische Erlass hat die jeweiligen Abstandsempfehlungen deutlich reduziert. Der etwas bissige Kommentar von Heinz-Josef Prehler von Gegenwind Bad Orb lautete dazu: „„Der ideologisch ausgeprägten „deutsche Energiewende“ wird Biodiversität und Naturschutz geopfert.“
„Das naturbelassene Horstgebiet ist Teil der unverzichtbaren Infrastruktur des Kur- und Gesundheitsstandortes Bad Orb“, so Kurgeschäftsführer Steffen Kempa. Die politischen Bad Orber Gremien wollen die Angebote für den Gesundheit und Ruhe suchenden Gast um einen Heil- und Kurwald oberhalb des Orbtales erweitern. Er stellt einen weiteren „Natur-touristischen Baustein“ neben Kurpark, hinterem Kurpark, Orbtal und der in Planung befindlichen Walderlebniswelt (ehemaliger Wildpark) dar.
Heinz Josef Prehler fasste zusammen: „Wer die aktuellen Entwicklungen der Transformation der Stromerzeugung verfolgt kommt schnell zu dem Schluss, dass Ökologie und Biodiversität stark leiden. Wir brauchen Verteidiger unserer Wälder, von Flora und Fauna und eines natürlichen Landschaftsbildes ohne Industrie, Gewerbegebiete und Verstädterung.“
„In der Diskussionsrunde wurde von Teilnehmern das Übergehen der betroffenen Bevölkerung in Bad Orb und Biebergemünd von den verantwortlichen Hessischen Ministerien, von HessenForst und von Ørsted kritisiert. Man war sich weitgehend einig, dass die Freigabe unserer Wälder für den Bau von Windkraftanlagen eine Fehlentscheidung der hessischen Landesregierung war. Dass es anders gehen kann, erläuterte bei der letzten Gegenwind-Veranstaltung im Frühjahr dieses Jahres der thüringische CDU – Landtagsabgeordnete Marcus Malsch. In Thüringen werden im Wald keine Windindustrieanlagen gebaut. Es wurde auch die Frage gestellt, was Bad Orb zur CO₂-Reduktion beiträgt und allgemein zur Energiewende. Ein weiterer Informationsabend zu diesen Themenbereichen wurde von den Besuchern angeregt.“