Biebergemünder Seniorinnen und Senioren auf „Zeitreise“ im Hessenpark – Wer kennt noch „Ratz“ und „Muck“?
Biebergemünd (BBGMD/sg). Der erste Ausflug im zweiten Halbjahr 2024, führte die Biebergemünder Seniorinnen und Senioren im Septmber in das Freilichtmuseum Hessenpark bei Neu-Anspach im Taunus. Bei zwei Führungen erfuhren die Seniorinnen und Senioren einiges über die dörfliche Kultur der letzten Jahrhunderte. Zunächst ging es um die Entstehung und die laufende Fortentwicklung des Parkes. Durch die vielen interessanten Gegebenheiten und Geschichten aus dem dörflichen Leben fühlten sich viele Teilnehmer dabei direkt in eine Zeitreise in Kindheit und Jugend versetzt. So wurde unter anderem das art- und zeitgerechte Leben der Hausschweinfamilie am lebenden Objekt veranschaulicht. Die Frage, wie man den Eber oder die Sau im dörflichen Sprachgebrauch nannte, wussten sachkundige Biebergemünder prompt zu beantworten. Der Eber wurde „Ratz“, die dazu gehörige Sau „Muck“ genannt.
Auch auf die Frage, woran man früher den reichsten Bauern im Dorf erkannte, wussten die Senioren die richtige Antwort: natürlich am größten Misthaufen. „Zeig mir erst deinen Mist, dann weiss ich, wer du bist!“ Dieser Spruch verdeutlichte ebenso eine wichtige Entscheidung bei der Auswahl des passenden Schwiegersohns.
„Zeig mir erst deinen Mist, dann weiss ich, wer du bist!“
Im alten Gasthaus „Adler“ konnten die gewonnenen Eindrücke bei großen Frankfurter Schnitzeln noch einmal diskutiert und verdaut werden. Die anschließende historische Führung beschäftigte sich mit dem häuslichen Leben einer dort ansässigen Familie. In verständlicher Mundart schilderte die entsprechend gekleidete Gästeführerin das Leben und die Eigenheiten ihrer Familie nebst Verwandtschaft zur Jahrhundertwende. Dabei kam die Sprache auch auf viele früher genutzte häusliche Gegenstände und Redensarten.
So wurde der aus gerösteter Gerste hergestellte Kaffee „Muckefuck“ genannt. Der restliche Kaffeesatz wurde hierbei natürlich mehrmals aufgebrüht und dadurch das Getränk nachhaltig verlängert. Die Bezeichnung ist möglicherweise eine Ableitung aus dem französischen „Mocca faux“ (falscher Kaffee). Und so kamen weitere Alltagsgegenstände, deren Bezeichnungen durch Wortschöpfungen aus dem Französischen stammen, zur Sprache. Man machte z. B. Mittagsschlaf auf dem „Schesslong“, dem französischen Wort „Chaiselongues“ übernommen.
Nachdem sich die Seniorinnen und Senioren in der historischen Metzgerei, der Bäckerei und einem Kunstgewerbeladen eingedeckt hatten, ging die „Zeitreise“ ins heimatliche Biebergemünd zurück.