Demonstration neuer Robotertechnologie aus dem Allgäu

Demonstration neuer Robotertechnologie aus dem Allgäu

Rückdrängung der Herbstzeitlosen – Herbstzeitlose zurückdrängen, um landwirtschaftliche Flächen in den Auen an der Kinzig zu erhalten.

Main-Kinzig (GNA/sh). Seit Jahren breitet sich die giftige Herbstzeitlose auf extensiv bewirtschafteten Wiesen aus. Diese Flächen sind nicht nur für Landwirt:innen von Bedeutung, sondern spielen auch eine essenzielle Rolle für den Naturschutz, da sie einen besonderen Beitrag für die Biodiversität leisten. Daher ist es von gemeinsamem Interesse, die Ausbreitung dieser Pflanze aufzuhalten.

Bewirtschaftertreffen in Langenselbold. Dies nahm die Gesellschaft für Naturschutz und Auenentwicklung (GNA) zum Anlass, Vertreter:innen der Landwirtschaft, Behörden und Kooperationspartner:innen sowie viele weitere am Thema interessierte Gruppierungen zu einem Treffen ins Langenselbolder Flos zu laden. Inhalte der Veranstaltung waren der Austausch sowie eine Vorführung der Agrar-Roboter der Firma Paltech GmbH.

Junglandwirt Max Fuchs begrüßte die Teilnehmenden in Vertretung seines Vaters Klaus Fuchs, einer der Hauptinitiatoren des Projektes, zu denen auch Stadtbiologe Matthias Wissel (Langenselbold) und das Amt für Umwelt, Naturschutz und ländlichen Raum des Main-Kinzig-Kreises zählen. Max Fuchs: „Landwirtschaft und Naturschutz arbeiten seit Jahren eng zusammen. Nur gemeinsam kann es uns gelingen, die Herbstzeitlose zurückzudrängen, um damit unsere landwirtschaftlichen Flächen in den Auen an der Kinzig zu erhalten.“ Susanne Hufmann, Vorsitzende der GNA, die durch die Veranstaltung führte, betonte die Bedeutung der betroffenen Wiesen für den Natur- und Artenschutz.

Ein Problem, gemeinsame Lösung. Dr. Helmut Steiner, Projektmanager der GNA und zuständig für die Umsetzung der Maßnahmen erklärte: „Die Herbstzeitlose ist besonders gut an die Bedingungen der extensiven Bewirtschaftung angepasst. Überraschend ist es nicht, denn ihre Biologie kann teilweise durch ihre Herkunft erklärt werden. Obwohl die Herbstzeitlose der heimischen Flora gleichgestellt wird, ist sie eigentlich ein Archäophyt, also ein Alteinwanderer. Als Archäophyten zählen diejenigen Pflanzen, welche vor der Eroberung Amerikas im Jahr 1492 zu uns aus Westasien und dem östlichen Mittelmeerraum eingebracht wurden.“

Dadurch, dass auf extensiv bewirtschafteten Flächen die erste Mahd erst ab dem 15. Juni erfolgt und die Pflanze einen ungewöhnlichen Lebenszyklus hat, schaffen es ihre Samen, in den Samenkapseln zu reifen, bis diese aufplatzen. Entsprechend werden die klebrigen Samen durch Tiere, aber auch durch landwirtschaftliche Maschinen in den Wiesen verteilt.

Problematisch ist der Giftstoff Colchicin, der in allen Teilen der Herbstzeitlose enthalten ist. Er hat eine tödliche Wirkung, auf Menschen ebenso wie auf Pferde, Rinder und Schafe. So kann die gewonnene Ernte dieser Flächen nicht mehr vermarktet werden, denn auch nach dem Trocknungsprozess bleibt das Colchicin aktiv. Obwohl Tiere die Pflanze in den Wiesen meiden können, ist Selektion beim Heufressen nicht möglich.

Selbstverständlich wollen Landwirt:innen die Ausbreitung eindämmen. Auch Naturschützer:innen ist dieses Anliegen wichtig für die Bewahrung der biologischen Vielfalt. Doch es mangelt an Rückdrängungsmethoden, welche nicht nur naturverträglich, sondern auch zeiteffizient und ökonomisch tragbar sind. So kamen die Teilnehmenden schnell ins Gespräch. Dabei äußerte einer der anwesenden Landwirte große Bedenken: „Wie soll mit der Pflanze zukünftig umgegangen werden?“.

Innovative Technologie. Auf diese Frage gibt es noch keine endgültige Antwort. Die Bekämpfung ist besonders schwierig, da die Herbstzeitlose ein Geophyt ist, was bedeutet, dass sich wesentliche Pflanzenteile unterirdisch befinden. Jedoch streben die GNA und ihre Kooperationspartner:innen an, eine wirtschaftlich tragfähige Lösung zu finden. So arbeitet die GNA seit 2022 mit der Firma Paltech GmbH zusammen, die spezialisierte Agrar-Roboter entwickelt. Diese sind darauf programmiert, die violetten Blüten und den weißen Stiel zu erkennen. Sobald dies erfolgt, bohrt der Roboter ein kleines Loch in den Boden. Der ganze Prozess erfolgt innerhalb einer einzigen Minute. Die Methode, bei der die gesamte Pflanze mit ihrer Knolle zerstört wird, ist nach bisherigen Erkenntnissen die effektivste. Ganz einwandfrei funktionieren die Roboter noch nicht, jedoch haben sie ein großes Potential. Daher steckt viel Hoffnung in dieser innovativen Technologie, denn sie vereint die Interessen beider Seiten.

Die Hintergründe. Das Projekt  zur Rückdrängung der Herbstzeitlose begann bereits 2015. Mithilfe der gewonnenen Erkenntnisse erarbeitete die GNA einen Leitfaden, der wichtige Informationen über die Herbstzeitlose sowie Handlungsempfehlungen für die Landwirtschaft enthält. Der Leitfaden ist inzwischen vergriffen, steht aber zum kostenlosen Download bereit: www.gna-aue.de/projekte/projekt-herbstzeitlose/veröffentlichungen/.

Seit 2023 befindet sich das Projekt unter neuer Leitung in einer fünfjährigen Umsetzungsphase. Neben der Erprobung der Agrar-Roboter steht die Optimierung der bereits als zielführend eingestuften Rückdrängungsmethoden im Fokus. Hierfür arbeitet die GNA mit den Kommunen Gründau, Hasselroth, Rodenbach, Erlensee sowie Langenselbold, dem Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, der Unteren Naturschutzbehörde, der Abteilung Landwirtschaft des Main-Kinzig-Kreises, dem Gebietsagrarausschuss und natürlich den betroffenen Landwirt:innen zusammen. Gefördert wird das Projekt vom Hessischen Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und Heimat (HMLUWFJH). Mehr Informationen finden Sie online unter: www.gna-aue.de

Unterstützung leicht gemacht. Mit ihren Projekten setzt die GNA Zeichen. Damit das auch in Zukunft gelingt, benötigt die gemeinnützige Organisation finanzielle Unterstützung. Die Bankverbindung lautet: Raiffeisenbank Rodenbach, IBAN: DE75 5066 3699 0001 0708 00. Spenden an die GNA können steuerlich geltend gemacht werden. Wie das geht? Ganz einfach: Einen Betrag spenden, Bescheinigung anfordern gna.aue@web.de und dem Finanzamt vorlegen.

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