Bürgermeister von Gelnhausen und Bad Orb, Litzinger und Weisbecker, tauschen sich über die neuen Shuttlebusse aus.
Bad Orb / Gelnhausen (GN/mak). In ausgewählten Testkommunen im Main-Kinzig-Kreis sieht man sie seit einigen Monaten auf den Straßen fahren: Die kleinen Shuttlebusse der Kreisverkehrsgesellschaft mbH (KVG) mit dem Namen CARLOS. Es handelt sich hierbei um eine individuell buchbare Mobilitätsergänzung zum bestehenden Streckennetz des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). Ob ein CARLOS-Angebot bald auch in Gelnhausen umgesetzt werden kann, soll aktuell geprüft werden – das hatten die Gelnhäuser Stadtverordneten einstimmig in ihrer Sitzung am 12. Juni 2024 beschlossen.
CARLOS ist eines von diversen On-Demand-Mobilitätsangeboten, die derzeit projektweise in Hessen getestet werden. Durch CARLOS wird im Main-Kinzig-Kreis das bisherige ÖPNV-Angebot erweitert, darunter um eine Bedienung in den Abendstunden und am Wochenende. Eine Mischung aus physischen (die bekannten Bushaltestellen) und virtuellen Haltepunkten (wichtige Anlaufpunkte) können in den Kommunen angesteuert werden. Start- und Zielwünsche werden von den Kundinnen und Kunden individuell angemeldet, ein Kleinbusshuttle sorgt dann für eine zeitnahe Beförderung. Die Fahrt wird digital koordiniert, um möglichst viele Menschen effizient und ressourcenschonend auf den Strecken mitzunehmen. Buchbar sind die kostengünstigen Mitfahrten telefonisch und online.
Dem beschlossenen CDU-Antrag in der Gelnhäuser Stadtverordnetenversammlung zufolge ist die Verwaltung dazu aufgefordert, sich mit der Betreibergesellschaft KVG in Verbindung zu setzen und etwaige Umsetzungsmöglichkeiten in Gelnhausen zu beraten. Darüber hinaus sollen Erfahrungen aus anderen Kommunen im Main-Kinzig-Kreis eingeholt werden, in denen bereits testweise ein CARLOS-Netz existiert. Eine der vier Testkommunen im Kreis ist Bad Orb. Gelnhausens Bürgermeister Christian Litzinger (CDU) war nun in der Kurstadt zu Gast und beriet sich mit seinem Amtskollegen Tobias Weisbecker (CDU) über die bisher gesammelten Erfahrungen.
„Das CARLOS-Angebot wird bei uns sehr gut angenommen“, erklärte Tobias Weisbecker seinem Gelnhäuser Amtskollegen. Seit der Etablierung des Netzes, das die Städte Bad Orb und Wächtersbach umfasst, seien die Nutzerzahlen stetig gestiegen. „Besonders hoch war die Frequenz in der Faschingszeit. Da hat man einen deutlichen Bedarf in den Abendstunden und am Wochenende an öffentlichen Verkehrsmitteln bemerken können“, so der Orber Rathauschef. In Gemeinden des ländlichen Raums, in denen das ÖPNV-Angebot zeitlich oft nur eingeschränkt verfügbar sei, werde mit CARLOS effektiv einem großen Problem begegnet, zeigte sich Weisbecker erfreut.
Christian Litzinger machte deutlich, dass CARLOS auch für Gelnhausen ein wichtiges Thema sei: „Unser Stadtbus wird gut genutzt, fährt aber nicht spät am Abend und auch nicht am Wochenende. Bedarf für diese Zeiten wird aus der Bevölkerung aber immer wieder angemeldet. Unsere Stadt bietet in ihren Grenzen darüber hinaus ein überregional attraktives Angebot an, das nicht nur für Gelnhäuser Bürgerinnen und Bürger von Interesse ist. Von daher ist auch eine regionale Vernetzung zu prüfen.“ Es gelte daher mit der KVG zu beraten, so Litzinger weiter, welche Netze für die Kreisstadt Sinn machten, ob dies ein Tarifgebiet allein bestehend aus den eigenen sechs Stadtteilen sei oder aber angrenzende Kommunen ebenfalls angebunden werden könnten. Die Herausforderung hierbei: die zeitnahe Personenbeförderung in großen Gebieten. Es müsse ein Streckennetz geschaffen werden, das zeitnahe Mitfahrten ermögliche und dabei möglichst effizient und ressourcenschonend funktioniere.
„Angebot ist nur durch eine ausreichende Fortführung der Finanzierung durch Bundes- und Landesmittel aufrechtzuerhalten“.
Entscheidender Knackpunkt des CARLOS-Angebots ist dessen grundlegende Finanzierung. Darauf blickte Bürgermeister Weisbecker nachdenklich: „CARLOS ist ein großer Erfolg. Das Angebot ist nur durch eine ausreichende Fortführung der Finanzierung durch Bundes- und Landesmittel aufrechtzuerhalten. Für eine Kommune allein ist das finanziell kaum zu stemmen. Wir hoffen daher auf die Weiterfinanzierung von höherer Stelle, um das gute Zusatzangebot im ÖPNV für die Bürgerinnen und Bürger aufrechterhalten zu können.“
In Gelnhausen stehen nun für die Verwaltung weitere Beratungen mit der KVG zum Thema CARLOS an. Hier werde man bei der Sondierung genau auf die Finanzierungsmöglichkeiten achten, ob ein eigenes Streckennetz in der Kreisstadt etabliert werden könne, so Christian Litzinger.
Zum Bild: Die Bürgermeister Christian Litzinger (rechts) und Tobias Weisbecker tauschten sich aus über das Mobilitätsangebot CARLOS.