Andreas Kunz, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK, steht als kompetenter Nachfolger von Erika Schulte in den Startlöchern.
Hanau / Main-Kinzig (IHK/jm). Lob und mahnende Worte, einen erfrischenden Vortrag aus dem Bereich der Physik sowie ein emotionaler Abschied: Der Jahresempfang der IHK Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern am Montagnachmittag im Congress Park Hanau bot den 260 Vertretern aus Wirtschaft, Politik, Justiz, Militär, Kirche, Vereinen und Verbänden überraschende Wendungen.
Das fing schon bei der Eröffnung an, denn IHK-Präsident Oliver Naumann überließ den Wirtschaftsjunioren (WJ) den Vortritt. In eleganter Abendrobe bot Marielle Schäfer, Vorsitzende der WJ, die erste Überraschung des Abends – was Kalkül war: Sie machte nicht nur Werbung für die WJ selbst, sondern auch für den Ball anlässlich des 75. Geburtstages der WJ am Samstag, 9. November, im Stadthaus Bruchköbel. Für diesen Abend sind noch Tickets zu bekommen, und auch Sponsoren sind gerne gesehen.
Für Oliver Naumann war es eine Ehrensache, den Wirtschaftsjunioren den Vortritt zu lassen: „Als IHK sind wir stolz auf diesen Kreis engagierter Jungunternehmerinnen und -unternehmer. Und wir sind stolz darauf, die Landesgeschäftsstelle der Wirtschaftsjunioren Hessen zu führen. Wie schön, dass heute so viele Wirtschaftsjuniorinnen und -junioren unter uns sind.“ Aber auch das Lesen der weiteren Anwesenheitsliste habe dem Präsidenten viel Spaß gemacht, sagte er.
Ein kleiner Neuanfang und damit ebenfalls eine Wende stehe außerdem dem Wirtschaftsstandort Hanau bevor. Denn Erika Schulte wird im Herbst die Wirtschaftsförderung Hanau verlassen. Die Ansiedlung von Rechenzentren, die eine Strahlkraft über die Grenzen der Region hinaus entwickelt hat, gehört zu ihren großen Leistungen. Oliver Naumann ist sich sicher, dass Hanaus Wirtschaftsförderung „in den besten Händen“ liege: Denn mit Andreas Kunz, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK, stehe ein kompetenter Nachfolger in den Startlöchern.
Einen Umschwung hingegen abzuwenden, das sieht der Präsident als eine Aufgabe der Politik und untermauerte dies mit den Ergebnissen der Europawahl: „Die Ergebnisse im Main-Kinzig-Kreis sehen ähnlich aus wie in Deutschland insgesamt, aber in einigen Kommunen haben Extremisten noch mehr Stimmen erhalten als anderswo. Ich halte das für eine Katastrophe. Denn Extremismus, sei er rechts, sei er links, hat auch keine Lösungen. Er hat nur Lautstärke und Aggressivität.“ Gegen diesen Trend vorzugehen, sei „unser aller Aufgabe“.
Für Sorgenfalten auf der Stirn des Präsidenten sorge außerdem die Tendenz, dass in der Bundespolitik mit Bedenken der Wirtschaftsvertreter „teilweise sehr von oben herab“ umgegangen werde, so die Beobachtung des Spitzenverbands DIHK. Ganz anders sei die Lage im Main-Kinzig-Kreis, hier herrsche ein vertrauensvoller Umgang seitens der Politik mit Bedenken und Anregungen der Wirtschaft, „wofür ich im Namen der Unternehmen wie auch der IHK den heute anwesenden Vertretern aus Politik und Verwaltung sehr herzlich danke“. Diese gute Vernetzung sei eine wichtige Grundlage, um den anstehenden Themen wie der Transformation der Wirtschaft, die durch wegfallende Arbeitsplätze deutlich werde, einem rauer werdenden Arbeitsmarkt, steigenden Energiepreisen und einer wachsenden Bürokratie entgegenzuwirken.
Naumann skizzierte also einige Herausforderungen, vor denen nicht nur die Wirtschaft, sondern die gesamte Gesellschaft stehe. Der Präsident ist aber auch optimistisch, dass diese zu bewerkstelligen seien. Denn wie viel Potenzial in der heimischen Region stecke, machte die Gastrednerin deutlich: Freyja Ullinger, geboren in Gelnhausen, verwurzelt im Main-Kinzig-Kreis, nahm die Anwesenden mit auf eine Reise in die Quantenphysik. Die 25-jährige Doktorandin am Institut für Quantentechnologien beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt erläuterte charmant das „Traveling Salesman Problem“, also Physik angepasst an ein Wirtschaftsthema. Während die Folien ihres Vortrags immer komplexer wurden, wurden immer mehr Handys im Publikum gezückt, um das durchaus interessante Thema fotografisch festzuhalten. „Wenn Sie jetzt ausgestiegen sind, ist das überhaupt nicht schlimm“, holte die junge Gastrednerin dann das Publikum wieder ab und beendete einen für jeden Anwesenden lehrreichen Vortrag.
Der emotionale Höhepunkt blieb Oliver Naumann vorenthalten, denn der Präsident verabschiedete IHK-Mitarbeiterin Cornelia Griebel feierlich in den Ruhestand. Die jahrzehntelange Organisatorin des Jahresempfangs war dermaßen überrascht, dass es einen ordentlichen Applaus brauchte, bis sie sichtlich überrumpelt die Bühne betrat und ein Geschenk aus den Händen von Oliver Naumann und Dr. Gunther Quidde, IHK-Hauptgeschäftsführer, entgegennahm.
Dieser emotionale Abschied und der thematische Ausflug in die Welt der Physik waren dann auch beim anschließenden Zusammenkommen und Austauschen dominierende Themen, womit der Jahresempfang der IHK Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern einen geselligen Ausklang fand.
Zum Bild: Freyja Ullinger, Doktorandin am Institut für Quantentechnologien beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, nahm die Zuhörer beim Jahresempfang der IHK mit auf eine Reise in die Quantenphysik – inklusive Bezug zur Wirtschaft. Foto: IHK Hanau