Gut geeignete Kompensationsflächen für ICE-Neubaustrecke anbieten

Gut geeignete Kompensationsflächen für ICE-Neubaustrecke anbieten

Planungsgruppe ermittelt Flächen und nimmt Vorschläge aus Umwelt- und Naturschutzorganisationen auf

Main-Kinzig (MKK/fw). Die Planungen der Deutschen Bahn für die Neubaustrecke Gelnhausen-Fulda/Würzburg schreiten voran. Dafür muss die Bahn im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens entsprechende Kompensationsflächen für die Neubaustrecke festlegen. „Überall da, wo gebaut wird, geht es auch darum, dass die dadurch entstehenden Beeinträchtigungen des Naturraums an anderer Stelle ausgeglichen werden. Das bedeutet, dass entsprechende Flächen im Sinne der Biodiversität aufgewertet werden, um zu ersetzen, was durch den Bau der Bahntrasse wegfällt“, erläuterte Erste Kreisbeigeordnete und Umweltdezernentin Susanne Simmler bei einem Treffen im Main-Kinzig-Forum, bei dem es um die möglichen Ausgleichsflächen für den Trassenneubau ging. Der Kreisausschuss hatte gemeinsam mit den Anrainerkommunen Gelnhausen, Linsengericht, Biebergemünd, Wächtersbach, Bad Orb, Bad Soden-Salmünster, Steinau und Schlüchtern bereits im Jahr 2019 den Auftrag an ein Planungsbüro gegeben, Kompensationsflächen zu ermitteln. Auch die Deutsche Bahn hatte sich frühzeitig lösungsorientiert eingebracht.

Der Main-Kinzig-Kreis und auch die Kommunen sind mit den nun vorgelegten Ergebnissen  gut vorbereitet. „Wir haben in den Gesprächen mit der Deutschen Bahn großen Wert darauf gelegt, dass die Kompensation für den Ausbau der Bahnstrecke bei uns vor Ort umgesetzt wird und nicht außerhalb unseres Landkreises“, erklärte Susanne Simmler. Damit komme der Kreis auch einem Beschluss des Kreistages nach, demzufolge geplante Eingriffe auch in der Region kompensiert werden sollen. Auf Basis der Vorschläge von den beteiligten Kommunen und Forstämtern sowie einer Reihe von Umwelt- und Naturschutzorganisationen hat die Planungsgesellschaft Natur und Umwelt mit Sitz in Frankfurt im Auftrag des Amtes für Umwelt, Naturschutz und Ländlicher Raum insgesamt 954 Flurstücke betrachtet und eine Fläche von insgesamt 350 Hektar herausgefiltert und detailliert geprüft. Dabei handelt es sich um Flächen in öffentlicher Hand – Bund, Land Hessen, Main-Kinzig-Kreis, Kommunen, Deutsche Bahn und Hessen Forst. Private Flächen wurden nicht völlig ausgeschlossen, wenn diese etwa wichtig sein könnten für einen Biotopverbund. Angeschaut wurden auch Flächen in FFH-Gebieten, also Flora-Fauna-Habitate, die aufgewertet werden können. Vorschläge dazu kamen auch von Naturschutz- und Umweltverbänden und den Kommunen.

Diplom-Biologe und Landschaftsplaner Dr. Michael Uebeler von der Planungsgesellschaft fasste die gemeinsam ermittelten Ergebnisse der Kartierung in einer Präsentation zusammen: „Wir haben eine Fläche von 350 Hektar untersucht, die Hälfte wurde für unsere Zwecke als geeignet eingestuft“, sagte Michael Uebeler. Benötigt wird eine Fläche von bis zu 150 Hektar, die sich aus ganz unterschiedlichen Naturräumen zusammensetzt. Etwa Biotope, Blühwiesen, Fließgewässer und vieles mehr. Die ermittelten Flächen wurden auch im Zusammenhang mit den sie umgebenden Flächen betrachtet, die bereits ähnlich genutzt werden und hinsichtlich ihres Aufwertungspotenzials. Möglich ist auch eine Erweiterung dieser Flächen um sogenannte Zusatzflächen, um den Biotopverbund insgesamt durch eine Vergrößerung zu verbessern. Die untersuchten Flächen lassen sich in unterschiedliche Kategorien einteilen: Gewässer, Röhricht, Säume, Äcker, Heiden, Streuobst, Gehölze, aber auch Grünland und Wald. Die größten Flächenpotenziale wurden in den Kommunen Schlüchtern, Bad Orb und Wächtersbach ermittelt und davon größtenteils im Wald. Das bedeutet, dass in weiten Teilen keine zusätzlichen landwirtschaftlichen Flächen in Anspruch genommen werden müssen.

Wir haben dank unser intensiven Vorarbeit für die Bahn nun eine große Anzahl an geeigneten Flächen im Angebot“, betonte Susanne Simmler. Die Ergebnisse mit detaillierten Informationen zu allen untersuchten Flächen werden der Bahn in Form von ausführlichen Flächensteckbriefen zur Verfügung gestellt, damit sie bei den weiteren Planungen als Grundlage genutzt werden können. „Das wird allen Beteiligten die weitere Arbeit sehr erleichtern“, stellte Michael Uebeler fest. „Es ist gut, dass wir jetzt einen detaillierten Überblick darüber haben, welche Möglichkeiten unserem Kreis zur Verfügung stehen und dadurch in der Lage sind, die weitere Entwicklung mitzubestimmen. Für das große Engagement, das dahinter steht, möchte ich allen Beteiligten meinen Dank aussprechen. Insbesondere bedanke ich mich auch für die Vorschläge aus dem Bereich der Umwelt- und Naturschutz-Organisationen“, sagte Susanne Simmler. Die Initiative des Main-Kinzig-Kreises zeige, dass vor Ort bereits Lösungen gesucht und gefunden worden seien, um die Suche nach Kompensationsflächen zu beschleunigen. 

Zum Bild: Viel Vorarbeit, um Kompensationsflächen für den Bau der ICE-Neubaustrecke zu ermitteln, wurde bereits geleistet. Dabei lag das Hauptaugenmerk darauf, diese Flächen im Main-Kinzig-Kreis zu identifizieren. Das Bild zeigt Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler (Sechste von links) mit Vertreterinnen und Vertretern von Naturschutz- und Umweltverbänden sowie Kommunen und dem Team aus dem Amt für Umwelt, Naturschutz und ländlicher Raum.

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