Kreiswerke Main-Kinzig investieren in Netzumbau

Kreiswerke Main-Kinzig investieren in Netzumbau

Landrat Stolz und Bürgermeister besuchen Umspannwerk „Eiserne Hand“

Bad Orb / Wächtersbach / Biebergemünd (KW/mf). Seit Ende Februar 2022 befindet sich die Energieversorgung im Krisenmodus. Das verlangt der Branche viel ab und lässt wenig Zeit, nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Doch gerade jetzt muss mittel- und langfristig in Richtung Zukunft geplant werden: Die zunehmend regionale Stromproduktion aus erneuerbaren Energien erfordert von den Energieversorgern bedeutende Investitionen in den Umbau der Netz-Infrastruktur. Mit diesem Weitblick investieren die Kreiswerke derzeit Millionen in die Optimierung ihres Umspannwerks an der „Eisernen Hand“. Um sich ein Bild vom Baufortschritt zu machen, statteten Landrat Thorsten Stolz und die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der von dort versorgten Kommunen dem Werk einen Besuch ab.

Ziel des Netzumbaus der Kreiswerke Main-Kinzig ist es, die stark zunehmenden, dezentral erzeugten Stromzuführungen aus erneuerbaren Energien aufzunehmen und ins Netz einzuspeisen. Und dabei eine stabile Versorgung zu gewährleisten. „Hier sprechen wir etwa von nachhaltig erzeugtem Strom aus privaten Photovoltaik-Anlagen oder auch kommunalen Freiflächen-PV-Parks oder Windkraftanlagen“, erklärt Timo Gottschalk, Bereichsleiter Netze bei den Kreiswerken Main-Kinzig.

Die Ziele der Energiewende sind für den Main-Kinzig-Kreis ganz wesentlich“, so Landrat Thorsten Stolz. „Und ganz wesentlich und wichtig sind auch die Bemühungen der Menschen, zum Gelingen der Energiewende beizutragen“, nimmt Stolz das Engagement der Haushalte auch im Main-Kinzig-Kreis wahr. „Doch diesen nachhaltigen Weg können wir nur im Zusammenspiel mit unseren örtlichen Versorgungsunternehmen gehen“, setzt der Landrat fort. „Regionale Partner wie die Kreiswerke gewährleisten zusammen mit den vorgelagerten Netzbetreibern eine stabile Energieversorgung durch höhere Übertragungskapazitäten. Die Ein- und Ausspeisungen in der Waage zu halten, ist heute komplexer denn je“, weist Stolz auf die Herausforderungen hin

Um die Stromnetze für die Energiewende zu rüsten, muss die Versorgungsbranche Geld in die Hand nehmen“, erläutert Oliver Habekost, Geschäftsführer der Kreiswerke Main-Kinzig. „Wir investieren hier in das Stromnetz der Zukunft. Allein für den Umbau an der „Eisernen Hand“ haben wir rund fünf Millionen Euro veranschlagt“, beziffert er die Kosten für die Aufrüstung des Werks. In gleicher Höhe ist die AVACON Netz GmbH an der Erweiterung beteiligt, denn am Umspannwerk Wächtersbach trifft das AVACON-Hochspannungsnetz auf das Mittelspannungsnetz der Kreiswerke. „Zusammen mit einem neuen Schalthaus bildet ein dritter Transformator das Kernstück des Projekts“, so Jochen Adam, Projektleiter und Technische Führungskraft Strom bei den Kreiswerken.

Hierüber werden die aus dem Hochspannungsnetz ankommenden 110 kV (kV = Kilovolt; das Tausendfache der Einheit für elektrische Spannung) auf 20 kV Mittelspannung umgewandelt“, erklärt er weiter. Direkt nach der Anlieferung per Schwertransport wurde der 90-Tonnen-Koloss auf seinem neu geschaffenen Trafofundament montiert. Die technische Inbetriebnahme des erweiterten Umspannwerks erwarten die Kreiswerke Mitte 2023, Projektabschluss wird Anfang 2024 sein.

Aus den Vorgaben des Koalitionsvertrages und nicht zuletzt durch die Energiemarktverwerfungen in Folge des Krieges in der Ukraine registriert das regionale Versorgungsunternehmen derzeit eine enorm gesteigerte Nachfrage nach den Möglichkeiten einer unabhängigen Grünstromerzeugung. Daraus resultiert ein massiver Zubau an Eigenerzeugungsanlagen. So seien bei den Kreiswerken bereits Ende November etwa 1.000 neue Anmeldungen für Einspeiseanlagen eingegangen. „Wir stehen hinter dem Ausbau und arbeiten intensiv an technischen, organisatorischen und IT-seitigen Lösungen“, so Timo Gottschalk zu den derzeitigen Herausforderungen. Aufgrund der großen Menge an Anfragen ließen sich jedoch Verzögerungen derzeit nicht vermeiden, wirbt Timo Gottschalk um Verständnis.

Im Netzgebiet der Kreiswerke sind aktuell rund 5.000 Einspeiseanlagen mit fast 160 Millionen Kilowattstunden ins Netz eingespeister Energie aktiv. „Im Vergleich dazu benötigen die rund 53.000 Abnahmestellen im Netz die Energie von 280 Millionen Kilowattstunden“, so der Bereichsleiter. „Mehr als die Hälfte des Verbrauchs unserer Kunden stammt demnach bereits theoretisch aus den regionalen, ins Netz eingebundenen Einspeiseanlagen – und die müssen wir stabil managen“, stellt Gottschalk die komplexe Versorgungsstruktur dar.

Vom Umspannwerk an der „Eisernen Hand“ werden Einspeisemengen aus den Gemeinden Mernes, Katholisch-Willenroth, Schönhof, Teilen von Birstein sowie Brachttal, Radmühl, Helfersdorf, Bad Orb, Jossgrund, Flörsbachtal, Wächtersbach und Biebergemünd aufgenommen und in der Umkehr auch direkt an die Kunden von dort ausgespeist.

Zum Bild: Mitte Landrat Thorsten Stolz / 4. v. l. Kreiswerke-Geschäftsführer Oliver Habekost, 3. v. l. Technische Führungskraft Strom und Projektleiter bei den Kreiswerken Jochen Adam. Foto: © Kreiswerke Main-Kinzig GmbH

Share