Seit fast 500 Jahren wird im selben Gasthof geschlemmt

Seit fast 500 Jahren wird im selben Gasthof geschlemmt

Landrat Thorsten Stolz überreicht Urkunde und gratuliert Gasthof Hausmann in Schlüchtern zur Auszeichnung „50 beste Gasthäuser in Hessen“

Schlüchtern / Main-Kinzig (MKK/fw). Seit fast 500 Jahren ist das Gasthaus mitten im Herzen von Schlüchtern eine gute Adresse für Menschen, die hungrig und durstig sind. Ein Ort zum Einkehren, zum Aufwärmen, zum Austausch von Neuigkeiten über die Stadt und die Menschen, die darin leben. Im Gasthof Hausmann in Schlüchtern steht auch heute nicht nur das Schlemmen im Vordergrund, sondern auch das gesellige Beisammensein. „Der Gasthof Hausmann ist mit seiner jahrhundertealten Tradition in Schlüchtern eine Institution, erst recht, weil er immer familiengeführt war. Das ist etwas ganz Besonderes bei uns hier im Main-Kinzig-Kreis“, erklärte Landrat Thorsten Stolz im Gespräch mit dem Gastwirte-Ehepaar Hans Dieter Hausmann (58) und seiner Frau Xhilda (57).

Der Landrat überbrachte eine Urkunde, denn der Gasthof Hausmann gehört nach 2019 zum zweiten Mal zu den „50 besten Gasthäusern“ in Hessen. Verliehen wird diese Auszeichnung von der Hessischen Staatskanzlei und dem Hotel- und Gaststättenverband Hessen (DEHOGA). Dabei geht es darum, Gasthäuser zu würdigen, die sich nicht nur um das leibliche Wohl kümmern, sondern die auch Treffpunkte für die Menschen in einem Ort sind. Sie übernehmen damit eine wichtige Aufgabe innerhalb einer Gemeinschaft, stärken das kulturelle und soziale Miteinander und sind Orte für Geselligkeit. „Auf den Gasthof Hausmann trifft all das in besonderer Weise zu“, stellte der Landrat fest.

Wie Hans Dieter Hausmann erzählte, beherbergt sein Gasthaus 14 Stammtische, die sich in unterschiedlichen Zeitabständen treffen. „Wir haben an einer Wand Fotos unserer Stammtische, auch zwei von den ganz alten haben wir eingerahmt hängen“, sagt Hans Dieter Hausmann. Der Gasthof ist außerdem wichtiger Bestandteil des größten Heimatfestes in der Region rund um Schlüchtern, dem Kalten Markt und blickt hier auf eine ganz eigene Tradition zurück. So werden die Stammtisch-Präsidenten im Gasthof Hausmann ernannt und sind ein Jahr lang für das „Grab“ des Kalten Markts – es handelt sich hier um eine alte, ungeöffnete Schnapsflasche, die zum Ende des Marktes feierlich beigesetzt wird – zuständig. Wenn Hans Dieter Hausmann ins Erzählen kommt, dann lacht er vergnügt und es wird deutlich, dass ihm der Umgang mit Menschen große Freude bereitet und er gern bereit ist, neue Ideen auszuhecken und Pläne zu schmieden. „Für all das bräuchte der Tag noch so einige Stunden mehr“, überlegt Hans Dieter Hausmann. So bringen er und der Burgvogt der Burg Brandenstein Gästen das Brennen von Schnaps bei, diese „Selbstgebrannten“ werden auch im Gastraum ausgeschenkt.

Der gelernte Fleischermeister hatte neben dem Gasthaus bis 2004 auch eine Metzgerei. Deshalb weiß er, wie wichtig den Menschen regionale Produkte sind, die nach Heimat schmecken. Mit seiner Küche hat er sich auf deftige hessische Hausmannskost spezialisiert, zudem bietet er eine gut sortierte Weinkarte an. Hierfür wurde er in diesem Jahr auch mit zwei Löwen von „Hessen à la carte“ ausgezeichnet. Im „Hausmann“ steht der Chef selbst in der Küche, unterstützt von einem kleinen Team, zu dem auch noch Oma Anni mit ihren 87 Jahren gehört. Der Gastraum besteht aus zwei Räumen und ist heimelig mit dunklem Holz eingerichtet. Im Obergeschoss gibt es zwölf Räume zum Übernachten und ein Seminarraum – für Touristen, Dienstreisende, Wandersleute, Radler- und Mountainbiker, aber auch Monteure. Der Gasthof ist mit seinen Angeboten Anlaufstelle für Menschen von auswärts, wird aber auch stark von den Einheimischen genutzt.

Thorsten Stolz kam schnell mit Hans Dieter Hausmann auf die geschichtlichen Hintergründe des Gasthofs zu sprechen, der in einer Zeit gegründet wurde, als das Reisen noch äußerst beschwerlich war und Waren auf Holzfuhrwerken gepackt und für den Transport und zum Schutz vor Wind und Wetter mit Planen abgedeckt werden mussten. „Das war um 1536 herum, damals gab es zahlreiche Handwerker in der Stadt, die sich um die Reparatur eben jener Planen kümmerten, die sogenannten Planemacher. Deshalb werden die Schlüchterner auch heute noch die Planemächer genannt“, erklärte Hans Dieter Hausmann mit einem verschmitzten Lachen, denn die heutige Wortbedeutung ist heute eine etwas andere als vor fast 500 Jahren. Zur damaligen Zeit gab es in dem Ort auch viele kleine Gastwirtschaften, denn die Fuhrwerksreisenden wollten versorgt werden. Der Gasthof Hausmann hieß damals noch Denhardt, nach der Wirtsfamilie, die 1536 aus Marburg kam. Dort war der Vater angesehener Stadtrat, der sich wohl gezwungen sah, die Stadt zu verlassen, da er als Protestant im katholisch geprägten Marburg für sich keine Zukunft sah. Der Metzger kam nach Schlüchtern, in das „ärmlich Land an des Reiches Straße“ und legte den Grundstein für eine langewährende Tradition der Metzger-Gastwirtschaft, die über viele Generationen hinweg bis heute in der Familie blieb. Zum Namen Hausmann kam das Gasthaus im Jahr 1900, als Anna Elisabeth, die Tochter des Hauses, den Metzger Johannes Hausmann heiratete. So erhielt der damals von Karl Denhardt geführte Betrieb seinen neuen Namen, der bis heute geblieben ist.

Natürlich würde Hans Dieter Hausmann die Leitung des Gasthofs gern in einigen Jahren ebenfalls innerhalb der Familie weitergeben. Bislang sei da jedoch noch keine Nachfolgeregelung in Sicht. „Wir haben sechs Enkel. Wer weiß, vielleicht hat da jemand irgendwann Lust zu übernehmen“, sagt Hans Dieter Hausmann. Landrat Stolz wünschte dem Betreiber-Paar weiterhin gutes Gelingen und viel Schaffenskraft. „Gasthöfe wie dieser sind Leuchttürme in der Gastronomielandschaft, sie erfüllen eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe. Das hat sich auch durch Fernsehen und Internet glücklicherweise nicht geändert“, so der Landrat. 

Zum Bild: Landrat Thorsten Stolz (rechts) mit dem Gastwirte-Ehepaar Hans Dieter und Xhilda Hausmann, deren Gasthaus zu den „50 besten Gasthäusern in Hessen“ gehört.

Share