Physios händeringend gesucht

Physios händeringend gesucht

Main-Kinzig (CDU/ewi). Der Beruf des Physiotherapeuten wurde Björn-Maurice Bossert in die Wiege gelegt. Schon die Mutter des 34-Jährigen war als Physiotherapeutin – damals noch „Krankengymnastin“ genannt – tätig. Die von ihr 1991 in Birstein eröffnete Praxis hat Björn-Maurice Bossert im Jahr 2014 übernommen und kontinuierlich erweitert. Eine zweite Praxis wurde 2020 in Altenmittlau eröffnet, mitten im Corona-Lockdown. Und das Team von „Vision Physio“ expandiert weiter: Im kommenden Jahr soll eine Praxis in Schlüchtern folgen; 2024 soll dann eine weitere Niederlassung im neuen Medizinischen Versorgungszentrum in Langenselbold bezogen werden. Eine fünfte Praxis in Gießen ist in Planung. Im Gespräch mit der CDU-Bundestagsabgeordneten Dr. Katja Leikert stellte der Jung-Unternehmer seine Pläne vor und brachte auch das Thema zur Sprache, das nicht nur ihm, sondern all seinen Berufskollegen Sorge bereitet: Der Fachkräftemangel.

Deutschlandweit ist die Zahl der Physiotherapieschulen in den vergangenen Jahren auf 255 gesunken. Auch die Orbtalschule in Bad Orb musste ihre Pforten schließen – die Konsequenz: Eine Ausbildung zum Physiotherapeuten ist im Main-Kinzig-Kreis aktuell nicht möglich. Mangelnde berufliche Perspektiven und niedrige Gehälter seien der Grund dafür, dass immer weniger junge Menschen sich für die Ausbildung zum Physiotherapeuten entscheiden. Die angestrebte Vollakademisierung des Berufsbildes hält Bossert für den falschen Weg, da dafür eine Hochschulzulassung notwendig sei, zudem gehe dabei wertvolle Zeit für die Nachwuchsgewinnung verloren, da die Regelstudienzeit acht Semester betrage. Ausbildung und Vergütung stünden im Vergleich mit anderen Studiengängen in keinem Verhältnis. Der Ausbildungslehrplan müsse dringend überarbeitet und angepasst werden.

Online-Plattform „Find a Physio“ ins Leben gerufen

Auch die Anwerbung von ausländischen Fachkräften gestalte sich angesichts hoher bürokratischer Hürden oft schwierig. Dabei werden Fachkräfte händeringend gesucht, betonte Bossert. Aus diesem Grund hat er nun selbst die Initiative ergriffen und die Online-Plattform „Find a Physio“ ins Leben gerufen, die in Deutsch und Englisch um Fachkräfte aus dem Ausland wirbt. Im Rahmen einer Agentur will Bossert Fachpersonal akquirieren und für den Arbeitsmarkt in Deutschland fit machen – möglichst auch über den eigenen Bedarf hinaus. Ein entsprechendes Konzept hat er bereits erarbeitet und stellt dieses aktuell auf Kreis-, Landes- und Bundesebene vor. 

Katja Leikert zeigte sich beeindruckt vom Elan von Björn-Maurice Bossert und wünschte dem Unternehmer weiterhin viel Erfolg. Das Konzept will sie in die entsprechenden politischen Gremien weitertragen.

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