„Humanitäre Aufgabe stößt zunehmend an ihre Grenzen“

„Humanitäre Aufgabe stößt zunehmend an ihre Grenzen“

Flüchtlingssituation ohne Ehrenamt nicht zu meistern

Wächtersbach (WB/esh). Im Jahr 2015 nahm Hessen 55.000 Geflüchtete auf, im Oktober 2022 waren es 93.000 Menschen. Der Verteilungsmodus im Land Hessen wurde im Jahr 2020 geändert. Seitdem erhält der Main-Kinzig-Kreis mehr Geflüchtete, als nach einem vorherigen Berechnungsmodus. Dies wirkt sich auch innerhalb des Main-Kinzig-Kreises mit zunehmender Belastung auf alle Städte und Gemeinden aus. So auch in Wächtersbach, wo derzeit drei Container-Anlagen im Stadtgebiet und in Neudorf errichtet werden müssen, um die zugewiesenen Menschen mit Obdach zu versorgen.

In einer gemeinsamen Sitzung von Fraktionsvorsitzenden, der Stadtverordnetenversammlung, mit Vertreter*innen der ehrenamtlich aktivsten Unterstützer, wurde klar, dass die humanitäre Aufgabe, die Menschen auch mit Kleidung und Nahrungsmitteln zu versorgen, zunehmend an Grenzen stößt.

Sozialkaufhaus „platzt aus allen Nähten“

Die Lebensmittelausgabe EfA (Essen für Alle) erhält durch bessere Kommissionierung der Supermärkte immer weniger kostenlose Lebensmittel zur Ausgabe und muss diese hinzu kaufen.
Das Sozialkaufhaus, in dem gespendete Kleidung weitergegeben wird, „platzt aus allen Nähten“. Wöchentlich kommen zwischen 250 und 300 Menschen, auch aus benachbarten Städten, um sich mit Kleidung zu versorgen. Die Spenden und Sammelaktionen der Arbeiterwohlfahrt zur Unterstützung vor Ort laufen ungebremst weiter, auch wenn die Spendenbereitschaft nachlasse, so der Vorsitzende des AWO-Ortsvereins, Norbert Döppenschmitt.

Was den politisch Verantwortlichen klar wurde, war, dass die ehrenamtliche Leistung, die hier seit Jahren erbracht wird, enorm ist und hoch anzuerkennen ist und vor allem von allen Seiten, insbesondere auch vor dem bevorstehenden Winter große Unterstützung aller Art benötigt.
Der Dank der Gesellschaft gebührt allen Spenderinnen und Spendern, aber ganz besonders auch allen ehrenamtlich Aktiven, die sich teilweise täglich darum kümmern, dass Menschen – egal woher und warum sie geflüchtet sind – menschenwürdig untergebracht und je nach Fluchtursache auch in die Gesellschaft integriert werden können.

Mit Blick auf die Prognose für 2023, in der das Land Hessen an seinem Verteilungsmodus und der zu erwartenden Belastung für den Main-Kinzig-Kreis festhält, stehen die Kommunen vor großen Herausforderungen, organisatorischer, finanzieller und personeller Art. Nur mit einem solidarischen Kraftakt der Bevölkerung, der ehrenamtlich Aktiven und der politisch Verantwortlichen, wird es gelingen, diese gesellschaftliche Herausforderung zu meistern, sind sich die Verantwortlichen sicher.

Zum Bild: Bürgermeister Andreas Weiher und ehrenamtliche Helferinnen in der Essensausgabe „EfA“-Essen für Alle. Foto: Stadt Wächtersbach / esh

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