Rehbein: „Ich bin dann mal weg“

Rehbein: „Ich bin dann mal weg“

Thomas Rehbein nach 45 Dienstjahren in den Ruhestand verabschiedet

Gelnhausen (GN/ewe). Ein ganzes Berufsleben lang arbeiten viele daraufhin – und dann ist er auf einmal tatsächlich da, der Ruhestand. Und das Leben ist plötzlich ein anderes. Besonders nach 45 Jahren in Diensten der Bürgerinnen und Bürger. Und so war es nicht verwunderlich, dass es bei der Verabschiedung von Standesamtsleiter Thomas Rehbein im Sitzungssaal des Rathauses Gelnhausen auch viele emotionale Momente gab. Freude und Traurigkeit lagen eng beieinander – so wie im Berufsleben eines Standesbeamten.

Denn die Standesamtstätigkeit besteht nicht nur aus der „Kür“, den Trauungen, und der Beurkundung von erfreulichen Ereignissen wie Geburten, sondern beinhaltet auch die Beurkundung von Sterbefällen. „In all den Jahren habe ich Familien in schönen, schwierigen und auch traurigen Lebenslagen begleitet. Es hat mir viel gegeben, den Menschen helfen und für sie da sein zu können“, bilanzierte Thomas Rehbein bei der kleinen Feierstunde im Sitzungssaal des Rathauses.

Erinnerungen an „Mogli“ Karl Liebe und „Nottrauungen“ im Kreißsaal

Der Gelnhäuser Thomas Rehbein begann nur wenige Wochen nach dem Abitur am 15. September 1977 seine Ausbildung zur Verwaltungskraft bei der Stadt Gelnhausen. Eigentlich, verriet er, wollte er auch einmal Zahntechniker werden, aber er entschied sich schließlich doch für die Verwaltungslaufbahn. Nach der Ausbildung und dem Studium an der Verwaltungshochschule in Wiesbaden und bestandener Verwaltungsprüfung wurde er 1983 ins Beamtenverhältnis auf Probe übernommen, 1985 zum Inspektor auf Lebenszeit berufen. 1986 wurde Thomas Rehbein zum Standesbeamten bestellt und kletterte fortan die Beförderungsleiter weiter empor. 1988 übernahm er in seiner Heimatstadt die Leitung des größten Standesamtes im Altkreis Gelnhausen. „1989 waren wir das erste Standesamt im Main-Kinzig-Kreis, das Desktopcomputer und Nadeldrucker eingeführt hat. Noch vor Hanau“, erinnert sich Rehbein nicht ohne Stolz an die „Dinosaurier“ der Digitalisierung. Sein Arbeitsleben war auch von stetiger Schulung und Weiterbildung geprägt. Beliebt und bekannt ist er wegen seiner Erfahrung und seines enormen Fachwissens auch als Ratgeber in den anderen Standesämtern des Kreises.

Bei Tausenden von Begegnungen sind ihm einige besonders im Gedächtnis geblieben. Zum Beispiel diese: Vor vielen Jahren wollte ein durchreisendes Ehepaar aus dem Schaustellergewerbe mit dem wohlklingenden Nachnamen „Liebe“ sein in Gelnhausen neugeborenes Kind gerne „Mogli“ nennen. Das hätten die Vorschriften damals aber nicht zugelassen. Thomas Rehbein baute eine Brücke. „Es wäre gut, wenn Sie ihrem Kind noch zusätzlich einen Namen geben könnten, der das Geschlecht eindeutig erkennen lässt.“ Das war für die Eltern vollkommen in Ordnung. Und so hieß der Junge fortan Mogli Karl Liebe. Viele Jahre später erhielt Thomas Rehbein vom Standesamt des Wohnortes von Herrn Liebe die erfreuliche Nachricht: „Mogli Karl Liebe hat geheiratet.“

Rehbein erzählte im Beisein seiner beiden Töchter Sara und Ann-Kathrin und Ann-Kathrins Partner Jan von Trauungen wegen Eilbedürftigkeit („Nottrauungen“) im Vorbereitungsraum des Kreißsaales, aber auch von solchen auf der Intensivstation im Angesicht des Todes. Gemeinsam mit Bürgermeister Daniel Chr. Glöckner erinnerte sich der künftige Amtsrat a.D. auch an die vielen Einbürgerungen in Zusammenarbeit mit dem Regierungspräsidium Darmstadt und die gute Zusammenarbeit mit der Aufsichtsbehörde des Main-Kinzig-Kreises. Als Vertreter der Fachaufsicht Standesamt des Kreises war Edwin Grießmann ins Rathaus gekommen, um Thomas Rehbein seinen Dank für die gute Zusammenarbeit auszusprechen und ihm alles Gute für den Ruhestand zu wünschen.

Bei der Verabschiedung blieb natürlich auch Rehbeins Tätigkeit für das Allgemeinwohl nicht unerwähnt. Er ist seit vielen Jahren Ortgerichtsvorsteher und zuständig für den Bezirk Gelnhausen-Mitte, Hailer, Haitz und Roth. Diese Tätigkeit wird er weiter ausüben und seine Sprechstunden künftig in den Räumen der Stadtteilverwaltung in Hailer, Jahnstraße 7, anbieten. (Kontakt: 06051 830-254, E-Mail og-gn1@gelnhausen.de)

Bürgermeister Glöckner dankte Thomas Rehbein für sein Engagement. „Du hast stets alle Herausforderungen gemeistert und mit Deiner Art und Deinem Humor Brücken gebaut“, so der Rathauschef. Personalratsvorsitzender Thomas Tischler wünschte im Namen der gesamten Belegschaft einen „absolut tollen Ruhestand“, bedauerte aber gleichzeitig, dass mit Thomas Rehbein auch dessen enormes Fachwissen gehe.

Ich bin dann mal weg“, bediente sich der scheidende Standesbeamte eines bekannten Buchtitels, „aber ich hinterlasse ein qualifiziertes und motiviertes Team.“ Pläne für den Ruhestand und das „fröhliche Altwerden“ hat Thomas Rehbein auch schon geschmiedet. Darin kommen natürlich vor allem seine Familie und die Enkel vor. Und: „Außerdem gehe ich mittags einkaufen und erledige unnötige Besuche bei Ämtern und Institutionen.“

Zum Bild: Abschied nach 45 Jahren im Amt: (von rechts, vorne): Bürgermeister Daniel Chr. Glöckner, Thomas Rehbein und Personalchefin Sabrina Heinze-Friedrich, die selbst viele Jahre im Standesamt tätig war sowie Thomas Tischler (von rechts, hinten) und Stefan Bechtold, Leiter Zentrale Verwaltung. Foto: Stadt GN/ewe

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