Unterschlupf für Insekten und kleine Tiere

Unterschlupf für Insekten und kleine Tiere

Wintertipps für den Naturgarten und anderes Grün

Main-Kinzig (MKK/jkm). Blühende Gärten und artenreiche öffentliche Grünflächen sind ein wichtiger Beitrag zum Insektenschutz. In den Herbstmonaten, wenn statt farbenfrohen Blüten abgeblühte Pflanzen, vertrocknete Stängel und verdorrte Blütenstände das Bild bestimmen, räumen viele Gärtnerinnen und Gärtner in Beeten, auf Grünflächen und unter Gehölzen auf. Es wird ein letztes Mal vor dem Winter gemäht, Laub gerecht und alles Verblühte entfernt. Doch damit verlieren Insekten und viele andere Tiere an Lebensraum, an Schutz, Unterkunft und Nahrung. Für die biologische Vielfalt ist es wichtig, nicht nur das Blühen zu fördern, sondern den Insekten und Spinnen, Igeln und Eidechsen auch außerhalb der Blühsaison ihr Dasein zu ermöglichen und so den Fortbestand der Arten zu sichern.

Der Landschaftspflegeverband Main-Kinzig-Kreis e.V. (LPV) und die Untere Naturschutzbehörde des Main-Kinzig-Kreises haben es sich mit ihrem gemeinsamen Naturschutzprojekt „Main.Kinzig.Blüht.Netz“ im Bundesprogramm Biologische Vielfalt daher zur Aufgabe gemacht, die Menschen im Main-Kinzig-Kreis für diese Zusammenhänge zu sensibilisieren.

Knapp gesagt geht es darum, dauerhafte, struktur- und artenreiche Lebensräume zu schaffen, anstatt kurzfristige bunte Blütenzauber. In vielen Kommunen im Main-Kinzig-Kreis wurden deshalb längst einfache, aber langfristig wirkungsvolle Maßnahmen ergriffen: Es wurden Wiesen, Säume und Wildstaudenbeete angelegt oder die Pflege von Flächen so umgestellt, dass sie sich zu einem artenreichen, in den Sommermonaten blütenreichen Grün entwickeln, das auch im Winter Insekten und kleinen Tieren Unterschlupf bietet.

Doch Grün ist nicht gleich Grün – und so legt das Projektteam des Landschaftspflegeverbandes Main-Kinzig-Kreis e.V. (LPV) Wert darauf, dass ausschließlich heimischen Wildpflanzen gepflanzt und gesät werden. An diese Kräuter, Stauden und Gehölze sind heimische Insekten perfekt angepasst. „Viele Pflanzen und Tiere passen oft wie Schlüssel und Schloss zusammen“, erläutert die Biologin und Projektmitarbeiterin Dr. Eva Distler. Der blau blühende Natternkopf zum Beispiel, ist eine wichtige Pollenquelle insbesondere für die auf sie spezialisierte Natternkopf-Mauerbiene. Die hohen, gelben Königskerzen sind Futterpflanzen für nahezu 90 Insektenarten: Schmetterlinge, Fliegen, Käfer, Wanzen und Fransenflügler nutzen über die ganze Vegetationsperiode hinweg unterschiedliche Pflanzenteile wie Blätter, Stängel, Knospen, Blüten und Samen.

Wenn im Herbst die Blüte der Wildpflanzen zu Ende geht, aber die verblühten Pflanzen stehen bleiben, ist das für manche Menschen gewöhnungsbedürftig. Mascha Wiegand, Projektleiterin von „Main.Kinzig.Blüht.Netz“, berichtet: „An vielen Stellen wird bewusst auf das Mähen verzichtet, denn verblühte Wildpflanzen sind extrem wichtig als Überwinterungsquartier für viele Insektenarten. Sie überwintern in den verschiedensten Entwicklungsstadien in den toten Pflanzenteilen – als Eier, Larven oder Puppen. Wiesen werden vor dem Winter zwar gemäht, doch es darf dort ruhig ein kleiner Randbereich stehen bleiben. Wildblumensäume und Wildstaudenbeete sollten generell erst nach dem Winter zurückgeschnitten werden.“

Angeregt durch das Projekt Main.Kinzig.Blüht.Netz wollen auch viele Gartenbesitzerinnen und Gartenbesitzer etwas für Bestäuber und andere Tiere tun. Sie lassen Stauden stehen, anstatt den Garten aufzuräumen. Davon profitieren auch Vögel: Die Samenstände dienen einigen Arten als Winterfutter. Gehölzschnitt – nur da wo unbedingt nötig – kommt in die Totholzhecke oder wird als Haufen aufgeschichtet. So erfüllt er einen Zweck als Lebensraum für Igel und andere Tiere. Holzstämme dienen als Refugium für Holzbienen und Käfer. Laub von Bäumen und Sträuchern verbleibt am besten im Garten: Einfach unter die Hecke rechen und schon finden dort viele Tiere ein Winterquartier oder Vögel suchen sich ihre Nahrung. Alle Menschen, die Bienen, Schmetterlingen & Co über den Winter helfen möchten, lassen also einfach mehr Unordnung zu. Und kommt der erste Frost, strahlt ein von Raureif überzogener verblühter Blütenstand ganz besondere Magie aus.

Main.Kinzig.Blüht.Netz ist ein gemeinsames Projekt des Main-Kinzig-Kreises und Landschaftspflegeverbands MKK e.V, das im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) gefördert wird. Ziel ist es, die Biodiversität im Main-Kinzig-Kreis zu erhöhen und dem anhaltenden Artenrückgang entgegenzuwirken. Dabei wird auf eine gezielte Vernetzung der Flächen geachtet, um einen Austausch der Arten zwischen den Flächen zu ermöglichen. Weitere Informationen erhalten Sie bei der Projektleiterin Mascha Wiegand (Email: mascha.wiegand@mkk.de, Tel. 06051-8515627) sowie unter www.mainkinzigbluehtnetz.de.

Zum Bild: Wildbiene in Stängel der Königskerze. Foto: Ralf Geyer

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