Grüne zur Photovoltaik: Prüfen, wer investieren will

Grüne zur Photovoltaik: Prüfen, wer investieren will

Wächtersbach / Bad Soden-Salmünster (G/eb). Mit den neuen Photovoltaik-Anlagen, die im benachbarten Bad Soden-Salmünster in Betrieb genommen wurden, befasst sich Eva Bonin in einer Pressemitteiljung. Sie gehört den Wächtersbacher Grünen an – nachfolgend ihre Gedanken im Wortlaut:

„In Bad Soden-Salmünster ist in diesen Tagen eine große Photovoltaikanlage ans Netz gegangen. Das könnte bei uns ebenfalls bald der Fall sein. Wenn es nach dem Magistrat der Stadt Wächtersbach geht, wird der Flächennutzungsplan entsprechend geändert; eine Firma aus Biebergemünd soll den Zuschlag erhalten. Am Donnerstag befasst sich erneut der Bau- und Planungsausschuss damit. Dass nochmal beraten wird, erscheint der SPD indes nicht nur unnötig, sie sieht sogar die Energiewende vertagt und greift diejenigen, die sich gründlich mit der Materie befassen wollen, wortgewandt direkt und über die Presse an.

Dabei ist die Rechnung gar nicht so einfach, hat eine solche Bewirtschaftung eben Vor- und Nachteile. Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Erneuerbare Energieerzeugung direkt vor der Haustür ist einer der wichtigsten Bausteine in Sachen Klimaschutz und Autonomie.

Die Nachteile wiegen aber ebenfalls schwer: Dort, wo die Wächtersbacher Anlage konzipiert ist, werden gerade Lebensmittel angebaut. Und jedermann weiß, dass diese Form der Landwirtschaft eine kostbare Ressource ist, an der Arbeitsplätze hängen und nicht zuletzt häufig genug auch Menschen, die in der Feuerwehr für die Tagsicherheit vor Ort sorgen. Darüber hinaus ist immer auch zu prüfen, ob ein durch die Stromerzeugung beschatteter Hang, der wenig bewachsen ist, nicht ein Risiko bei Starkregen darstellt.

Der Ortsbeirat Aufenau hatte zum Thema getagt und zwei Dinge angemerkt. Zum einen soll der Stadt durch eine solche Anlage ein finanzieller Gewinn entstehen und die Anlage soll so gebaut werden, dass eine Agrarbewirtschaftung quasi unter oder zwischen den Modulen möglich ist.

Die Grünen Wächtersbach stören sich an der Magistratsvorlage, die nicht nur die Änderung des Flächennutzungsplans vorsieht, sondern auch eine einzige Firma als Investor ausmacht. Aus Sicht der Grünen wäre deshalb folgender Gedankengang zu prüfen:

Im ersten Schritt prüft die Stadt Wächtersbach inwiefern ein Flächenerwerb durch die Stadt Wächtersbach hier selbst Flächen sichert, anschließend wird der Flächennutzungsplan derart geändert, dass das generelle Aufstellen von PV-Anlagen mit gewissen Auflagen möglich ist.

Im zweiten Schritt wird in Ruhe geprüft, wer dort investieren soll. Wir halten es für sinnvoll, dass die Stadt(werke) das Gelände zum Teil selbst kauft und der andere Teil von einer entsprechenden Genossenschaft gekauft wird. Dass sich ein Invest in Sachen Stromerzeugung an dieser Stelle rechnet, ist nunmehr bekannt. Es ist für die Grünen Wächtersbach nicht hinnehmbar, dass Wächtersbach nur die Zeche zahlen soll, eine Fläche für 20 Jahre festgelegt ist und die Bürger der Stadt kaum etwas haben sollen.

Die Nutzung mit Agri-PV ist an dieser Stelle für die hiesigen Bauern wohl kaum vorstellbar; insofern begrüßen die Grünen Ideen, wonach der Hang naturnah mit Weidetieren und ohne exzessive Düngung begrünt werden kann.

Ein denkbares Procedere könnte so aussehen:

Die Stadtwerke und die regional ansässige Energiegenossenschaft sichern sich gemeinsam mit dem Investor die Flächen und gründen ein gemeinsames Unternehmen für den Solarpark. Der Investor Plant einen Park, der eine gleichzeitige Nutzung mit Landwirtschaft bzw. Tierhaltung und ökologischen Ausgleichsflächen ermöglicht. Anschließend wird der Park realisiert uns sowohl die Stadt als auch die Bürger profitieren direkt von den Erträgen. Zukünftig wäre hier sogar die Erzeugung von grünem Wasserstoff mit dem erzeugten Strom vor Ort durch eine weitere eigene Anlage möglich.

Das löst noch nicht den Konflikt zwischen Energie- und Landwirtschaft. Auch hier müssen vernünftige Lösungen beispielsweise mittels Ausgleichsflächen oder Ausgleichszahlungen gefunden werden. Die Grünen begrüßen es deshalb sehr, dass am kommenden Donnerstag bei der Sitzung des Ausschusses Fachleute aus den Bereichen Landwirtschaft und Energiegenossenschaft gehört werden.

Wir denken: Wer eine Fläche für mindestens 20 Jahre zur Energiegewinnung nutzen möchte, sollte sich gründlich überlegen, wie das am Vernünftigsten geschehen kann,“ so Eva Bonin von den Wächtersbacher Grünen abschließend.

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